In ihrer aktuellen Studie kritisiert die Bertelsmann Stiftung die prekäre Lebenssituation Alleinerziehender und ihrer Kinder. „Das bestätigt unsere eigenen Analysen für das Saarland“, findet Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes.
Im Saarland lebten 2019 rund 19.000 alleinerziehende Familien mit 27.000 minderjährigen Kindern, meistens bei der Mutter. Fast die Hälfte der alleinerziehenden Familien im Saarland lebe laut Bertelsmann-Stiftung unterhalb der Armutsgrenze. Und das, obwohl sie häufig einer Erwerbsarbeit nachgingen. „Alleinerziehende brauchen mehr finanzielle Sicherheit und eine Infrastruktur, die es Ihnen ermöglicht, die enormen Belastungen durch Familie und Job zu meistern“, fordert deshalb Otto.
„Notwendig sind deshalb die Einführung einer Kindergrundsicherung und eine Absicherung der erheblichen Mehrbedarfe getrennter Familien im Hartz-IV-System – und darüber hinaus. Und um die Erwerbstätigkeit zu unterstützen, sind unter anderem flexible und kostenlose Betreuungsangebote, eine Aus- und Weiterbildungsoffensive und intelligente Arbeitszeitmodelle (einschließlich Homeoffice) wichtig“, so Otto.
Die Arbeitskammer weise seit Jahren auf die prekäre Situation dieser Familien hin. „Wir können es uns nicht leisten, so viele Familien am Rande der Gesellschaft allein zu lassen“, betont Otto. „Neben wirksamen Reformen wie eine Kindergrundsicherung und eine finanzielle Besserstellung dieser Familien brauchen wir auch bessere Erwerbschancen sowohl quantitativ wie auch qualitativ“, stellt Otto heraus. „Notwendig sind umfangreiche Beratungsangebote für (Wieder-) Einsteigerinnen aber auch ein auskömmlicher Mindestlohn und eine stärkere Tarifbindung statt Minijobs und Niedriglohn“, fordert Otto.