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Professor Dr. Thorsten Lehr leitet die Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er und sein Team haben zusammen mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Virologie und der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes ein Vorhersagemodell erarbeitet. Mit diesem kann die mögliche Entwicklung der Fallzahlen berechnet werden und damit auch die Krankenversorgung in der aktuellen Corona-Situation vorausschauend geplant werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berücksichtigen dabei die gesellschaftlichen Interventionsmaßnahmen und schauen im Besonderen darauf, wie sich die Entwicklungen auf die Belegungszahlen in den Krankenhäusern auswirken würden.

Die Corona-Pandemie hat in einigen Regionen der Welt die Gesundheitssysteme überfordert. In Deutschland war abzusehen, welche Gefahr vom neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 ausgeht. Für die Erarbeitung und die Durchführung der vielfältigen Maßnahmen am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) war es grundlegend, immer einen Blick auf die Fallzahlen zu haben. Dabei waren und sind die tagesaktuellen Zahlen und die Werte in der Vergangenheit in der Region und für Deutschland bekannt und meist gesichert.

„Am UKS behandeln wir zurzeit zehn Patienten mit Covid-19, sieben davon werden beatmet“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Reith, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums. Bislang hat das UKS insgesamt rund 50 Covid-19-positive Patientinnen und Patienten behandelt, etwa die Hälfte davon intensivmedizinisch und mit Beatmung. Rund 30 Menschen haben die Infektion überstanden und wurden entlassen, sieben an Covid-19 Erkrankte sind in Homburg verstorben. Von den insgesamt sieben aufgenommenen Patientinnen und Patienten aus Frankreich konnten fünf wieder entlassen werden, zwei befinden sich noch in Behandlung am UKS, ihre Entlassung in der nächsten Zeit ist aber zu erwarten. „Aufgrund der rückläufigen Fallzahlen sind wir gegenwärtig dabei, unseren Regelbetrieb wieder langsam zu erhöhen. Längerfristig halten wir aber – wie von Land und Bund eingesteuert – Kapazitäten frei, um im Falle einer erneuten Infektionswelle schnell reagieren zu können.“ Denn die große Herausforderung lag und liegt weiterhin darin, die zukünftige Entwicklung der Fallzahlen richtig einzuschätzen.

„Ziel unseres Projektes ist ein mechanistisch-mathematisches Modell zur Vorhersage der SARS-CoV-2-Infektionen. Es umfasst die Krankenhausbettenbelegung, intensivmedizinische Behandlung, Beatmung und Todesraten in den einzelnen Bundesländern und die Abschätzung von nicht-pharmazeutischen Interventionen über die Zeit“, erklärt Professor Lehr. Gerade der letzte Punkt ist in den aktuellen Diskussionen um verschiedene Maßnahmen von besonderer Bedeutung. Die Wissenschaftler können in den Zahlen sehen, wie sich beispielsweise Kontaktverbote auswirken. Über die vergangenen Wochen und Monate konnte das Modell immer weiter verbessert werden: mit größeren Datenmengen und durch den Abgleich mit der realen Entwicklung. „Es war immer wieder interessant zu sehen, wie nah wir mit unserem Modell an die Realität gekommen sind“, so Professor Lehr.

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