Im letzten Jahr wurde im Saarland die breit angelegte Coronavirus-Antikörper-Prävalenz-Studie SaarCoPS durchgeführt. Mit annähernd 3.000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern wurde untersucht, wie viele Personen der erwachsenen Teilnehmergruppe mit SARS-CoV-2 infiziert waren und Antikörper gegen das Virus gebildet haben.

Die repräsentative Studie kommt zum Ergebnis, dass die Infektionsrate bis Oktober 2020 im Saarland bei rund 1 Prozent lag. Somit hatte zu diesem Zeitpunkt statistisch eine bzw. einer von 100 erwachsenen Saarländerinnen und Saarländern eine Infektion mit SARS-CoV-2 überwunden bzw. eine aktive Infektion, bei der der Organismus bereits Antikörper gegen das Virus gebildet hat.

Im Oktober 2020 lag die Detektionsrate bei den gesamten Testungen auf Coronavirus-Infektion im Saarland bei 0,37 Prozent. Setzt man beide Zahlen in Relation, ergibt sich ein Faktor von etwa drei. Das heißt, dass im Schnitt auf jede positiv getestete Person fast zwei weitere Menschen kamen, bei denen die überwundene bzw. fortgeschrittene SARS-CoV-2-Infektion nicht entdeckt wurde.

Die Initiative des Saarländischen Gesundheitsministeriums und des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg stieß im letzten Jahr auf sehr große Resonanz. Das Saarland war das erste und ist bis heute das einzige Bundesland, in dem eine flächendeckende Coronavirus-Antikörper-Prävalenz-Studie ins Leben gerufen wurde, um repräsentative Ergebnisse auf Landesebene aber auch eine Einschätzung für die bundesweite Situation liefern zu können. Bereits das große Interesse der Bevölkerung und die vielen Rückmeldungen nach der Ankündigung ließen erahnen, dass die Saarländerinnen und Saarländer diese Studie in hohem Maße unterstützen. „Wir hatten uns eine Zielgröße von 2.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die SaarCoPS-Studie gesetzt. In zwei Intervallen wurden insgesamt 10.000 erwachsene Menschen angeschrieben und zur Teilnahme aufgerufen. Die Angeschriebenen wurden vorher bestimmt, um eine repräsentative Stichprobe der erwachsenen saarländischen Bevölkerung zu ermöglichen“, erläutert Prof. Dr. Sigrun Smola, Direktorin des Virologischen Instituts in Homburg. „Daraufhin haben sich annähernd 3.000 Personen beteiligt, so dass wir unsere ursprüngliche Zielgröße um mehr als ein Viertel übertroffen haben. Die erste Gruppe beteiligte sich bis Ende August, die zweite Gruppe bis Mitte Oktober 2020.“

In Kooperation mit dem Saarländischen Krebsregister und der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland wurden bei den Probanden Blutproben bis zum Ende der ersten Pandemiewelle Mitte Oktober entnommen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer füllten zudem einen detaillierten Fragebogen aus. Am Institut für Virologie erfolgte die Probenuntersuchung und die Auswertung der gesammelten Daten. Die Blutproben wurden jeweils mit drei unterschiedlichen SARS-CoV-2-Antikörpertestverfahren untersucht, alle für den Einsatz in Deutschland zugelassen und mit CE-Kennzeichnung. Um repräsentative Erkenntnisse zu erhalten, wurden die Ergebnisse alters- und geschlechtsangepasst. Auch die Testgüte wurde in einer parallelen Studie untersucht und das ermittelte Leistungsverhalten der unterschiedlichen Testverfahren wurde einberechnet. „Wir bedachten also, wie viele Männer und Frauen teilgenommen haben, wie alt die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer waren, und wie präzise die unterschiedlichen Tests sind“ erläutert Prof. Smola. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stefan Wagenpfeil, Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Medizinische Informatik der Universität des Saarlandes, wurden die Ergebnisse dann entsprechend analysiert.

Nach der Auswertung aller vorliegenden Daten wurde eine SARS-CoV-2-Antikörper Seroprävalenz von rund 1 Prozent zum 15. Oktober 2020 ermittelt. „Vereinfacht gesagt: Mitte Oktober 2020 hatte etwa 1 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut. Dadurch, dass wir die Studie repräsentativ durchgeführt haben, können wir eine Aussage für unser gesamtes Bundesland treffen. Aus unseren Ergebnissen folgt, dass zu diesem Zeitpunkt im Saarland statistisch eine bzw. einer von 100 erwachsenen Saarländerinnen und Saarländern eine SARS-CoV-2-Infektion überwunden hat bzw. gerade eine fortgeschrittene Infektion aufwies, bei der der Organismus bereits Antikörper gebildet hatte“, verdeutlicht Prof. Smola.

Setzt man die Ergebnisse der SaarCoPS-Studie in Relation zur Gesamtzahl der bis Oktober 2020 durch eine PCR-Untersuchung positiv getesteten Saarländerinnen und Saarländer, kann die Dunkelziffer eingeschätzt werden. Zum damaligen Zeitpunkt lag die Detektionsrate bei den gesamten vor allem PCR-basierten Coronavirus-Testungen im Saarland bei 0,37 Prozent. Damit ergibt sich in etwa der Faktor drei zum Studienergebnis von rund 1 Prozent am Ende der ersten Pandemiewelle. Prof. Smola: „Nach unseren Zahlen kamen im Saarland zum damaligen Zeitpunkt auf jede positiv getestete Person fast zwei weitere Menschen, bei denen die (überwundene) SARS-CoV-2-Infektion nicht entdeckt wurde. Das heißt im Umkehrschluss, nur rund jede dritte Infektion mit SARS-CoV-2 wurde durch eine PCR-Untersuchung entdeckt.“

Das Ergebnis der Studie zeigt auch, dass der überaus größte Teil der erwachsenen Saarländerinnen und Saarländer am Ende der ersten Pandemiewelle noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert war und daher Infektionsschutzmaßnahmen weiterhin umso wichtiger sind.

 

 

 

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