Bild: Rosemarie Kappler
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Die Hohenburg-Ruine lebt, der Brandner Kaspar aber ist tot. Bewirkt hat das das Homburger Amateurtheater, dem am Wochenende der bislang größte Coup seit seiner Gründung im Jahr 2006 gelungen ist.

Die 15. Produktion des Ensembles war die bislang größte und finanziell risikoreichste, sie war aber auch tollkühn, die bislang beste und eine wahre Überraschung. Dank dem Brandner Kaspar, der mit seiner Kersche-Schnaps-List und dem Falschspiel mit der Karo-Neun ‘de Dood’ zum Fälschen des himmlischen Sterberegisters nötigte und ihm drei Lebensjahre abtrutzte, hat sich das Homburger Amateurtheater glatt in den semi-professionellen Bereich hineingespielt. Am Rande der mit stehendem Beifall belohnten Premiereveranstaltung hatte die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Barbara Neumann schon selbstbewusst erklärt: „Wir sind Amateure, keine Laien.“ Dass diese Amateure unter der Regie von Bettina Mick aber zu solcher Höchstform auflaufen können, das hätte man dem in Homburg verwurzelten Theaterverein kaum zugetraut.

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Bild: Rosemarie Kappler

Zugegeben: Wäre das Stück an einem Ort auf einer umzugestaltenden Theaterbühne gelaufen, dann wären der Spiellaune, der punktgenauen Sprache, der beherrschten Mimik und dem Bewegungsspiel deutliche Grenzen gesetzt worden. So aber spielte sich der Brandner Kaspar angeschossen und fluchend aus der Wildnis kommend hinein und auf die Bühne in den Resten der Hohenburg und schließlich über deren Bastion hinauf ins Himmelsreich, anstatt im Fegefeuer zu landen, wie es sein Schandtatenregister eigentlich verlangt hätte.

Bild: Rosemarie Kappler

Die Kulisse der Hohenburg, die die Stadt gerne zur Verfügung gestellt hatte, war über viele Wochen der Hauptprobenort für das Ensemble. Früh stand bereits fest, dass der Brandner Kaspar noch am Besten funktioniert, wenn man die aus dem Jahr 1975 von Kurt Wilhelm geschriebene Theaterfassung ins Saarländische übersetzt. Das ist nicht nur fantastisch gelungen, es war sogar eine Hommage an die im Saarland so unterschiedlichen lokalen Variationen. Da wurde sich aufgeregt „Du Lui, Du“, es wurde mit einem „Lu mol“ um Verständnis geworben und wenn es ans Eingemachte ging, da entfuhr selbst „em Dood“ ein überraschtes „O leck“. Da die Saarpfälzer aber geübte Grenzgänger sind, gab es natürlich auch pfälzische Schläge aufs Ohr. Nicht nur sprachlich zog das Amateurtheater die Zuschauer auf seine Seite, sondern auch mit den hervorragend besetzten Rollen. Hier schrieben vor allem Christoph F. Neumann (Brandner Kaspar) und Dieter M. Meier (De Dood) sprichwörtlich Geschichte in der Geschichte des Amateurtheaters. Ihre Glanzleistung verdiente Respekt und Beifall, der ihnen auch begeistert entgegenschlug. Das geniale Spiel der Beiden, diese innerliche Zerrüttetheit des Brandners und das süffisant-laszive des verführerischen Todes, der engelsgleich zur Mitfahrt ins ewige Paradies lockte, gereichte einem Profidarsteller zur Ehre.

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Bild: Rosemarie Kappler

Chapeau.

Dass es insgesamt rustikal werden würde, war klar. Da bäuerliche Jagdgewohnheiten thematisiert wurden gab es den ergänzenden Schulterschluss mit den Jagdhornbläsern vom Bliesberger Hof. Urig stand das Bläserkorps gleich zu Beginn oben auf der Bastion, war später mehrfach hinter dem Wehrgang zu hören und gab den Aufführungen eine besondere Note. Fünfmal liefen das 20köpfige Ensemble und das dutzendstarke Jagdhornbläserkorps zur Höchstform auf und stellten unter Beweis, dass sich die Hohenburg durchaus als Freilichtbühne der besonderen Art eignet. (rk)

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