Bildunterschrift: Der Direktor der UKS-Kinderklinik Prof. Dr. Michael Zemlin bedankte sich mit einem großen Blumenstrauß bei der ersten Muttermilchspenderin Kira Boeffel, die mit Tochter Jolien nach Homburg gekommen war (Mitte). Über den Start der Homburger Frauenmilchbank freuen sich zudem v.l.n.r. die Leiterin der Frauenmilchbank und der Neugeborenenstation Oberärztin Dr. Martina Geipel, die IT-Verantwortliche des Blutspendedienstes Ilona Bortscher, die Kinderkrankenschwester und Stillberaterin Simone Bacher-Geib sowie neben der Spenderin, die Leiterin der Frauenmilchbank Funktionsoberärztin Dr. Ulrike Lindner, der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Prof. Dr. Dr. Sören Becker und die ehrenamtliche Projektleiterin für die Frauenmilchbank Jenny Nguyen. Bild: Marc Müller/ UKS.

Am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg steht nun eine eigene Frauenmilchbank zur Verfügung. Das Projekt wurde von der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie ins Leben gerufen und öffentlich gefördert. Frauen wie die erste Spenderin Kira Boeffel folgen mit ihrer unentgeltlichen Muttermilchspende dem altbewährten Ammen-Prinzip und helfen so vor allem Frühgeborenen.

Für Kira Boeffel war die Spende am UKS eine Selbstverständlichkeit. Ihre Tochter Jolien, am Universitätsklinikum geboren und mittlerweile drei Monate alt, entwickelt sich blendend. Das eigene Kind hat alles, was es braucht und mit der überschüssigen Muttermilch konnte die junge Mutter während des Klinikaufenthaltes zusätzlich anderen Kindern helfen. Über dieses Engagement freuen sich Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Zemlin und das Frauenmilchbank-Team der UKS-Kinderklinik sehr. Kira Boeffel und den anderen Spenderinnen ist zu verdanken, dass das gemeinnützige Projekt jetzt starten konnte, das seinen Anfang bereits in der Zeit vor COVID-19 nahm und wie so Vieles durch die Pandemie ausgebremst wurde.

„Am UKS sind wir darauf spezialisiert, Frühgeborene zu behandeln und für diese ist Muttermilch die beste Nahrung. Denn die Milch reduziert das Risiko für schwere Darmentzündungen, Blutvergiftungen, Netzhautschädigungen und anderen Erkrankungen, gleichzeitig wirkt sie sich positiv auf die Entwicklung aus“, erläutert Prof. Zemlin. Doch nicht für jedes Kind ist Milch der eigenen Mutter verfügbar. Dann empfiehlt sich gespendete Frauenmilch, also die Muttermilch anderer Frauen. „Vor diesem Hintergrund wollten wir in Homburg eine eigene Frauenmilchbank etablieren und begannen Ende 2019 mit der Initiative.“ Das Projekt stieß auf breite Unterstützung, die damalige Landesregierung sicherte unmittelbar eine Förderung zu und über das Gesundheitsministerium wurden 50.000 Euro Startkapital zur Verfügung gestellt, worüber Prof. Zemlin und sein Team sehr dankbar waren.

Trotz der Pandemie-bedingten Hindernisse wurde das Projekt von den Projektleiterinnen Jenny Nguyen und Funktionsoberärztin Dr. Ulrike Lindner mit großem Engagement umgesetzt. Dass der Aufbau einer Frauenmilchbank mit großem Organisationsaufwand verbunden ist, wird wohl den wenigsten Menschen bewusst sein. „Es fängt damit an, dass Frauenmilch als Lebensmittel eingestuft wird und daher eng mit der Lebensmittelüberwachung zusammengearbeitet werden muss“, so Dr. Lindner. Und der Austausch mit anderen Fachdisziplinen quer über den Campus ist ebenfalls wichtig. „Denn aufgrund der hohen Hygienestandards arbeitet die Kinderklinik u.a. mit dem Blutspendedienst, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene sowie der Abteilung für Krankenhaushygiene zusammen“, ergänzt Oberärztin Dr. Martina Geipel, die die Frauenmilchbank am UKS zusammen mit ihrer Kollegin Dr. Lindner leitet. Die Anschaffung von Geräten, das Etablieren von Prozessabläufen, der Austausch mit anderen Frauenmilchbanken in Deutschland, der Schweiz und Österreich – es sind einige Schritte, die auf dem Weg zur Etablierung der Frauenmilchbank am UKS gegangen werden mussten.

Doch das Ziel ist nun erreicht und Spenderinnen wie Kira Boeffel folgen unentgeltlich dem Ammen-Prinzip und spenden ihre überschüssige Muttermilch. Zurzeit beschränkt sich die UKS-Kinderklinik noch auf interne Spenderinnen, also auf Mütter, deren Kinder gerade stationär dort versorgt werden. Es ist aber geplant, dies auszubauen und dann externe Spenden zu ermöglichen – also die Spende durch Mütter, deren Kinder nicht in der Klinik behandelt werden. „Eine Frau kann theoretisch während der gesamten Stillzeit Milch spenden, wenn sie mehr produziert, als ihr eigenes Kind benötigt“, erläutert Dr. Lindner. Nach dem 6. Lebensmonat des eigenen Kindes wird die Spende jedoch nicht mehr empfohlen.

Der Ablauf einer Spende ist standardisiert. Die Frau erhält zuerst ein ärztliches Aufklärungsgespräch und ihr Blut wird – wie bei einer Blutspende – untersucht. Auch die gespendete Milch wird regelmäßig mikrobiologisch überprüft. Die eigentliche Spende findet in der Regel auf der Station statt, die gespendete Milch wird anschließend tiefgefroren gelagert. Vor Abgabe an ein anderes Kind wird die Milch pasteurisiert, was ebenfalls die hygienische Sicherheit erhöht. Die Eltern entscheiden immer vorab und schriftlich, ob ihr Kind gespendete Frauenmilch erhält.

„Wir würden uns sehr freuen, wenn zukünftig viele weitere Frauen bei uns spenden und somit den Kindern in unserer Klinik und deren Familien helfen“, rufen Leitung und Projektteam der Frauenmilchbank am UKS zur Unterstützung auf.

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