Die geschichtsträchtigen Linden am Luitpoldplatz. Foto: Andreas Ternes
Anzeige

Sie haben gewiss schon viel gesehen und erlebt, die beiden historischen Linden am Luitpoldplatz in Blieskastel. Seit rund 125 Jahren bewachen sie den Stadteingang aus Richtung Luitpoldplatz kommend. Doch der Zahn der Zeit und vor allem Umwelteinflüsse nagen an den beiden Schattenspendern.

Bereits 1998 bereitete die „unterschiedliche Blattentwicklung, verbunden mit Ausfallerscheinungen im Astwerk“ der Stadtverwaltung Sorgen. Nach Expertenmeinungen lag die Ursache an der die Bäume umgebenden Parkplatzgestaltung, die nicht unerhebliche Einschränkungen bei Sauerstoffzufuhr und Wurzelregenerierung mit sich brachte. Andreas Ternes, bei der Verwaltung aktuell unter anderem als zertifizierter Baumkontrolleur zuständig, kennt diese Problematik nur zu gut: „In bebauten Gebieten und im Nahbereich von Straßen sind Bäume besonders gefährdet. Sie weisen häufig eine geringe Vitalität auf, die vielfältige Ursachen haben kann. Die Vitalität des Baumes hängt weitgehend von einer ungehinderten Entwicklung der ober- und unterirdischen Baumteile und ihrer Aktivität ab. Sie wird entscheidend von der Durchlüftung des Bodens, der pflanzenverfügbaren Bodenfeuchte und der Nährstoffversorgung beeinflusst. Sind diese unzureichend, müssen erforderliche Maßnahmen insbesondere zur Bodenverbesserung durchgeführt werden“.
Freigelegtes Wurzelwerk. Foto: Andreas Ternes
Freigelegtes Wurzelwerk. Foto: Andreas Ternes
Am Luitpoldplatz wurden im laufenden Jahr durch die beauftragte Firma John nun gleich zwei Maßnahmen zur Erhaltung und Gesundung der Linden umgesetzt. Bereits im vergangenen Mai wurde nach „ZTV-Baumpflege“ eine Kronenpflege durchgeführt, die dem langfristigen Erhalt und der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bäume dient. Hierbei wurden kranke, abgestorbene, sich kreuzende oder aneinander liegende (reibende) Zweige und Äste entfernt. Auch ausladende oder überhängende Äste wurden teilweise zurückgeschnitten. Im zweiten Schritt folgte als jüngste Maßnahme Anfang November eine Baumscheibensanierung. Um an das Erdreich zu gelangen, wurden zunächst die auf der Baumscheibe liegenden, schweren Betonplatten entfernt, danach das Erdreich  wurzelschonend aufgelockert, sodass ein Bodenaustausch möglich war. Im letzten Schritt wurde ein Spezial-Substrat zusammengemischt und aufgetragen, dass mit einem hochwirksamen Pflanzenwachstums- und Bodenverbesserer angereichert ist. Diese Mischung basiert auf einer organischen Basis. Andreas Ternes: „Der Dünger verbessert in erster Linie die Bodenstruktur und die Wasserhaltekapazität, zudem erhöht und regt er die mikrobiologische Aktivität der Böden an und steigert die Kationenaustauschkapazität (KAK) des Bodens.“
Von November 2015 bis Anfang 2016 hatten sich 35 Master-Studierende der TU Kaiserslautern im Rahmen des Programms „Städtebaulicher Denkmalschutz Blieskastel“ damit beschäftigt, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte und der Öffentlichkeit ihre Verbesserungsvorschläge vorgestellt. Beim Luitpoldplatz blieben die beiden Linden dabei ein wichtiges Erkennungsmerkmal und ein Blickfang zur Verschönerung des Stadtbildes.
Zu letztgenanntem Punkt laufen indessen im Hintergrund auch an anderer Stelle bereits wichtige Vorbereitungen, beispielsweise für die „Essbare Biosphärenstadt“ und die Verkehrsinseln an den Kreiseln. Dort haben Andreas Ternes und das Team der städtischen Gärtner nämlich schon eine mehrjährige Saatmischung ausgelegt, deren Blütenpracht dann ab dem kommenden Jahr bei reduziertem Pflegeaufwand gleich für mindestens drei Jahre als Augenfang und Lebensraum für heimische Insekten dienen soll.
(ub)
Kurz angemerkt: Über die Richtlinien der „ZTV-Baumpflege“ werden nicht zuletzt Anforderungen an Leistungen oder Baustoffe definiert. Sie schafft eine wesentliche Vertragsgrundlage für Vergaben und Leistungsbeschreibungen und dient als Hilfestellung für die Kontrolle und Berechnung ausgeführter Leistungen.
Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein