Die an der Homburger Gemarkungsgrenze endende Xenonstraße könnte bei der künftigen Erschließung von Zunderbaum II eine gewichtige Rolle spielen. - Foto: Rosemarie Kappler
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Ausnahmsweise in den Saalbau verlegt wurde letzte Woche eine Sitzung des Stadtrates Homburg (wir berichteten), weil der Sitzungssaal im Rathaus zurzeit vom Krisenstab des Saarpfalz-Kreises genutzt wird. Die wirklich zukunftsweisenden und spannenden Themen waren dabei in zwei nichtöffentlichen Blöcken untergebracht. Aufgepeppt wurde der öffentliche Teil durch die Forderung der Grüne-Fraktion nach einem seit Jahrzehnten überfälligen Einleitungskataster für die Kreisstadt. Hintergrund ist die ständige Schaumbildung auf dem Erbach im Bereich der Kläranlage. Die Erstellung sicherte Bürgermeister Michael Forster zu.

Nicht mit wirklich überragender Mehrheit, aber mehrheitlich – sprachen sich die 26 Stadträte für die Ansiedlung eines weiteren Logistikzentrums am Rand des Stadtgebietes aus. Corona bedingt hatte sich die Vorstellung des Projektes Zunderbaum II im Stadtrat verzögert. In der Sondersitzung wurde dies nachgeholt. Dort präsentierte Jörg de Boer, beim führenden Logistik-Unternehmen Fiege in Greven zuständig für den Bau von Logistikzentren, die Planungen für eine künftige Nutzung der 17 Hektar großen Fläche zwischen Alois Omlor GmbH und dem Autobahnanschluss Homburg/Bexbach. Diese Fläche gehört seit 2019 wieder dem Land. Mit Fiege Logistik hat sich im Rahmen eines Bieterverfahrens ein potenzieller Käufer für die Gesamtfläche gefunden, was für das Land der einfachste Weg wäre. Beim Land zuständig ist die Abteilung Liegenschaften im Innenministerium, die Stadt Homburg ist Träger der Planungshoheit und hat Art und Maß der baulichen Nutzung des Geländes bereits 2010 in einem Bebauungsplan festgelegt.

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Wegen der hohen Investionskosten sei es üblich, dass ein potenzieller Investor im Vorfeld Klarheit haben möchte, ob eine Kommune wohlwollend dem angedachten Projekt gegenübersteht, hatte schon früher das Ministerium auf Nachfrage mitgeteilt. Wie unsere Recherchen ergaben, gingen dem nun festgehaltenen Wohlwollen des Stadtrates aber kritische Diskussionen voraus. Sie betrafen die Frage des zu erwartenden höheren Verkehrsaufkommens, das den zentralen Kreuzungsbereich Am Zunderbaum/Berliner Straße B423 möglicherweise kollabieren lässt. Denn in naher Zukunft muss diese Anbindung auch den Verkehr zum Industrie- und Gewerbegebiet G9 zwischen Möbel Fundgrube und EVS Wertstoffzentrum, aufnehmen.

Der Bebauungsplan für Zunderbaum II sah deshalb bereits 2010 eine rückwärtige Anbindung an die Xenonstraße und eine Haupt-Anbindung zwischen Autobahn und Zunderbaum-Kreuzung vor. Danach würde Verkehr von der Autobahn kommend auf die Fläche von Zunderbaum II geführt, der abgehende Verkehr würde in Richtung Zunderbaum-Kreuzung fließen. Fiege selbst – so war zu erfahren – geht aber offenbar von einer vollwertigen Anbindung ihres Logistikzentrums an die B423 aus. Bedeutet: Verkehr soll von Zunderbaum II direkt zum ertüchtigten Autobahnanschluss abfließen können, müsste also die B423 überqueren, was mit Über- oder Unterführung oder mit einer Ampel möglich wäre. Bereits im Vorfeld der Stadtratssitzung (wir berichteten) war darüber spekuliert worden. Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab: Weil es eine Anbindung an eine Bundesstraße ist, wäre dies Sache des Bundes, der sich in dieser Angelegenheit des Landes und dieses wiederum des LfS bedienen würde.

„Auf die Stadt würden somit für diese Anbindung keine Kosten zukommen. Im Übrigen haben Bund und Land derzeit einige Verkehrsprojekte am Laufen, unter anderem um genau diese Verkehrsprobleme zu lösen: Ertüchtigung Anschlusstelle Homburg/Bexbach, Planung Anschlussstelle Homburg-Ost und Ortsumgehung Schwarzenbach“, so Stadtpressesprecher Kruthoff. Ein Statement zur Frage der konkreten Planung des Logistikzentrums und dessen Anbindung an die B423 wollte uns Jörg de Boer nach seiner nichtöffentlichen Präsentation nicht geben.

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Die Stadtverwaltung teilte auf Nachfrage nur soviel mit: Es könnte ein Logistizentrum mit ergänzendem Dienstleistungsangebot entstehen, etwa die Fertigbestückung von Warenregalen, die dem Einzelhandel komplett angeliefert werden. Gebaut werden soll das Zentrum in mehreren Bauabschnitten. Fiege wolle das Areal komplett nutzen. Baubeginn könnte bereits nächstes Jahr sein. Wenige Tage vor der Ratssitzung war der Verkauf der Fläche noch nicht in trockenen Tüchern, war vom Ministerium zu erfahren. (rk)

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