Die Gusswerke Saarbrücken sind Geschichte. Das zieht auch Reaktionen aus der Politik nach sich, die zwischen Bedauern und Vorwürfen abwechselt. Doch kommen diese Stimmen für die zahlreichen Arbeiterinnen und Arbeiter zu spät, ein traditionsreiches Kapitel saarländischer Industriegeschichte endet.

Ulrich Commerçon, SPD-Fraktionsvorsitzender im saarländischen Landtag
Quelle: www.spd-fraktion-saar.de

Der Fraktionsvorsitzende der SPD im saarländischen Landtag Ulrich Commerçon: „Unsere Gedanken sind bei den Halbergern und ihren Familien. Sie alle haben bis zum Schluss gebangt, gehofft und gekämpft. Das ganze Saarland hätte sich gewünscht, dass es irgendwie weiter geht. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Staatssekretär Jürgen Barke und die Kolleginnen und Kollegen im Wirtschaftsministerium haben sich zu keinem Zeitpunkt weggeduckt, egal wie aussichtlos die Situation auch war. Sie haben bis zur letzten Minute Verhandlungen geführt und Lösungen gesucht. Dass es am Ende nicht gereicht hat, ist einfach nur bitter.“

„An den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat es nie gelegen. Auch die Politik hat alles Menschenmögliche getan. Das Aus für die Gusswerke ist das letzte Kapitel in einer Aneinanderreihung von Missmanagement der Eigentümer in den vergangenen Jahren. Das ist Kapitalismus von seiner hässlichsten Seite.  Wo hier rechtliche Grenzen überschritten wurden, sind strafrechtliche Konsequenzen unbedingt geboten.“

Die Krise habe die Wichtigkeit stabiler Wertschöpfungsketten vielen erst wieder vor Augen geführt. Deshalb sei fraglich, ob sich die ehemaligen Kunden mit dem Aus für den Zuliefererstandort in Saarbrücken wirklich einen Gefallen getan haben. „Mit den Gusswerken meldet sich ein qualitativ hochwertiger und verlässlicher Zulieferer mit hochmotivierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nun endgültig vom Markt ab. Er dürfte vielen noch fehlen.“

Oskar Lafontaine, MdL
Foto: www.linksfraktion-saarland.de

Zum endgültigen Aus für die Saarbrücker Gusswerke (Halberg Guss) Ende Juni erklärt Oskar Lafontaine: „Ein Betrieb, der in Saarbrücken 1300 Menschen Beschäftigung gegeben hat, schließt endgültig. Durch Corona sind auch viele Automobil-Zulieferer in Schwierigkeiten geraten. Deswegen ist dieses traditionsreiche Unternehmen aber nicht am Ende. Viel zu lange war es Spekulanten, sogenannten Investoren, schutzlos ausgeliefert, die nichts anderes im Sinn hatten, als den Betrieb auszuplündern und sich zu bereichern. Am schlimmsten trieb es die Prevent-Gruppe, die nach dem Motto handelte: Wir plündern rücksichtslos die Kasse und kassieren über unverschämte Preiserhöhungen bei den wichtigsten Kunden so viel wie möglich.

Die Gusswerke hätten nur gerettet werden können, wenn durch eine staatliche Beteiligung dieser brutalsten Form des Finanzkapitalismus ein Ende bereitet worden wäre. Leider musste erst die Corona-Krise ausbrechen, bis CDU und SPD in Berlin die staatliche Beteiligung entdeckten, um in Not geratene Betriebe zu retten. Die saarländische Landesregierung hat dieses bewährte Mittel zu Rettung von Betrieben unglücklicherweise nicht eingesetzt. Sie ist damit mit verantwortlich für das endgültige Aus von Halberg Guss.

Die Zukunft gehört Betrieben, die als Mitarbeiter-Unternehmen oder Unternehmen in Stiftungs-Eigentum nicht mehr der Willkür von Finanzhaien ausgesetzt sind. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Landesregierung nicht zuletzt durch das Beispiel der saarländischen Stahlindustrie, die trotz der Krise deutlich besser dasteht als das den ‚Finanzinvestoren‘ schutzlos ausgelieferte Traditionsunternehmen Thyssen-Krupp, erkennt, dass dies in der Ära des rücksichtlosen Finanzkapitalismus der Weg ist, Arbeitsplätze zu sichern und die Arbeitnehmer vor der Enteignung ihrer Existenzgrundlage zu schützen.“

Marc Speicher,
Sprecher für Arbeit, Industriepolitik und Energiepolitik der CDU-Fraktion
Quelle: www.cdu-fraktion-saar.de

Der industrie- und arbeitsmarktpolitische Sprecher Marc Speicher (CDU) zur Schließung: „264 Jahre lang haben fleißige Männer und Frauen in Brebach ihre Pflicht erfüllt und für Halberg Guss geschafft. Jetzt ist Schluss mit einem Vorzeigebetrieb und einer traditionsreichen Perle der saarländischen Industrie. Die heute endgültig angekündigte Schließung ist Endpunkt eines jahrelangen Prozesses. Es ist vor allem Ergebnis einer verbrecherischen Ausbeutung dieses Traditionsbetriebes. Die räuberische und dreiste Ausschlachtung der Gusswerke durch die Preventgruppe ist die maßgebliche Ursache für die heutige Schließung. Mutmaßlich haben die damaligen Eigentümer weit über 100 Millionen aus dem Betrieb gepresst, die Zeche dafür zahlen jetzt die Saarländerinnen und Saarländer mit dem Verlust eines Traditionsbetriebes mit Sitz an der Saar. Die Mitarbeitenden zahlen dies mit dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes und damit der eigenen Existenzgrundlage.

Wir brauchen für die Zukunft Mechanismen, um im Kern gesunde, aber vorübergehend notleidenden Betrieben zu helfen bzw. sie vor dem Zugriff von Kräften zu schützen, die ganz offensichtlich kein Interesse am Unternehmen haben, sondern bereit sind, sie in der Existenz bewusst zu gefährden, um eigene Interessen kalt durchzusetzen.“

 

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