- Das Homburger Waldstadion - Bild: Stephan Bonaventura
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Steigende Baukosten, Fachkräftemangel, Materialengpässe – in vielen Kommunen werden derzeit Bauprojekte auf den Prüfstand gestellt. Das gilt auch für die Stadt Homburg. Dort soll nun verstärkt priorisiert werden. Einen Vorgeschmack, wie diese Priorisierung aussehen wird, gab es in der letzten Stadtratssitzung. 

Idyllisch liegt der sogenannte Bärenzwinger im Waldpark Schloss Karlsberg. Hier waren vor rund 200 Jahren exotische Tiere untergebracht, es zeigte sich die ganze Pracht eines fürstlichen Hofes. Unsummen verschlang ein solcher, doch Geld spielte für die regierenden Fürsten damals kaum eine Rolle. Ganz anders sieht es in Homburg im Jahr 2022 aus. Da sorgen Baukostensteigerungen dafür, dass verschiedene Projekte nun verstärkt auf den Prüfstand gestellt werden.

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So wie eben beim Bärenzwinger. Der soll eigentlich für rund 350.000 Euro saniert werden. Geplant ist eine touristische Neugestaltung der Anlage, deren Ausmaße unter anderem besser visualisiert werden sollen. 95% Förderung vom Land waren fest eingeplant, ansonsten könnte die klamme Stadt ein solches Vorhaben auch kaum stemmen. Doch nun steht genau diese Förderung infrage, denn die Baukosten sind mittlerweile aus dem Ruder gelaufen.

Bärenzwinger Schloss Karlsberg – Foto: Susanne Niklas

Wie aus einer Stadtratsvorlage hervorgeht, dürften sich diese auf rund 730.000 Euro verdoppeln. Grundlage dieser Annahme sind die eingeholten Angebote bei entsprechenden Spezialfirmen. Dabei sahen sich beispielsweise Anbieter für die Stahlbau-Arbeiten noch nicht einmal in der Lage, schriftliche Angebote abzugeben. Dies sei aufgrund der stark gestiegenen und weiterhin schwankenden Bezugspreisen und Materiallieferengpässen vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine nicht möglich.

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Die Stadtverwaltung geht jedoch aufgrund von mündlichen Gesprächen davon aus, dass sich die Baukosten hier um rund 100% erhöhen würden. Dazu kommt noch, dass der Abrechnungszeitraum vom für die Förderung zuständigen Wirtschaftsministerium um ein Jahr auf Ende 2022 verkürzt wurde. Da noch nicht einmal die Ausschreibungen abgeschlossen sind, dürfte dieser Zeitraum kaum zu halten sein. Vor diesem Hintergrund beschloss der Stadtrat nun einstimmig, beim Wirtschaftsministerium um eine Erhöhung der Fördersumme und die Verlängerung der Projektlaufzeit zu bitten. Ausgang offen.

Doch der Bärenzwinger ist nicht das einzige Bauvorhaben, das Fragen aufwirft. Auch die Sanierung des Waldstadions ist von den gestiegenen Baukosten betroffen, wie der Rat informiert wurde. Eigentlich war für das erste Ausbaupaket, das Ende November 2020 beschlossen wurde, ein Investitionsvolumen von 3,75 Millionen Euro veranschlagt. 3 Millionen Euro sollten dabei vom Land übernommen werden. Das Paket sieht unter anderem die Überdachung der Gegengerade und die Sanierung des Kabinentraktes vor.

Doch die für die Planung zuständigen Firmen wiesen laut Verwaltung bereits vor einiger Zeit darauf hin, dass die veranschlagten Baukosten wohl nicht ausreichen dürften. Hintergrund waren damals noch die Preiserhöhungen und Lieferengpässe durch die Corona-Pandemie. Nun kommen jedoch noch weitere Baukostensteigerungen durch den Ukraine-Krieg hinzu. Diese beliefen sich im Bausektor auf mindestens 25% bis 30%, wie es in der Stadtrats-Vorlage heißt. Deshalb weist die Verwaltung darauf hin, dass das Ausbaupaket A gegebenenfalls anzupassen ist. Heißt im Klartext: Die Sanierung des Waldstadions dürfte kaum so kommen, wie geplant. Außer das Land würde die Fördersumme deutlich erhöhen.

Die Grundschule in Homburg Einöd – Bild: David Rasp – (CC BY 4.0) Wikimedia

Bärenzwinger und Waldstadion dürften jedoch nur der Anfang einer ganzen Reihe von Projekten sein, die nicht wie geplant ausgeführt werden. „Für den nächsten Haushalt werden wir darüber reden müssen, welche Projekte wir überhaupt verwirklichen können“, warnte Bürgermeister Michael Forster die Stadträte vor. Derzeit schiebe man Projekte im Umfang von rund 25. Millionen Euro vor sich her. „Mit unserer Mannschaft kriegen wir das nicht gestemmt“, sagte Forster mit Blick auf die Personalengpässe im Bauamt.

Dazu kommt noch, dass ab 2026 ein Rechtsanspruch auf eine Nachmittagsbetreuung an den Schulen greift. Bedeutet: Die städtischen Grundschulen müssen daher teils massiv ausgebaut werden. Deshalb möchte Forster den Fokus verstärkt auf die Bildungsstätten legen. „Diese haben Priorität, wir wollen schließlich nicht, dass die Kinder auf Dauer in Containern unterrichtet werden.“ Einen ersten Fingerzeig auf diese Prioritätensetzung gab es bereits im Rat: Dieser beschloss nämlich die Weiterführung der Planungen für den Umbau der ehemaligen Schulturnhalle in Einöd. Trotz voraussichtlicher Kostensteigerungen von rund 30%.

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