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Jedes Jahr am 15. Oktober erinnert der internationale Tag der Sternenkinder an diejenigen Kinder, die vor, während oder kurz nach ihrer Geburt gestorben sind. Am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg kümmern sich zwei Sternenkinderbeauftragte um die verstorbenen Kinder und unterstützen die betroffenen Familien in dieser schwierigen Situation. Dabei geht es um die Verabschiedung vom Kind, um Erinnerungsstücke wie Fotos und Hand- bzw. Fußabdrücke, um Trauerarbeit, aber ebenso um rechtliche Themen wie Mutterschutz und die Beisetzung.

Der Umgang mit Sternenkindern und ihren Eltern war in Deutschland lange Zeit ein großes Tabu. Bis in die späten 1990er-Jahre ging man davon aus, dass es die Mutter traumatisieren würde, das tote Kind nochmals zu sehen. Und die tot geborenen Kinder zu bestatten, war lange wegen der rechtlichen Lage oft gar nicht möglich. „Zum Glück gab es hier sehr viele positive Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten. Und wir können die betroffenen Familien heute viel besser unterstützen“, berichtet Birgit Bimperling.

Sie arbeitet seit 2001 als Sternenkinderbeauftragte auf dem UKS-Campus, betreut seit Anfang des aktuellen Jahres am Institut für Allgemeine und Spezielle Pathologie des UKS (Leitung: Dr. Wolfgang Tränkenschuh) die Sternenkinder und ihre Familien in Vollzeit. Das Angebot ist umfassend und läuft im engen Austausch mit der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin (Leitung: Prof. Dr. Erich-Franz-Solomayer). Die Arbeit mit den Sternenkindern und den betroffenen Familien am UKS ist dabei interdisziplinär, unterschiedlichste Berufsgruppen im pathologischen Institut, der Frauenklinik aber auch die Klinikseelsorge sind involviert. Seit Anfang des Jahres verstärkt Andrea Heisler als weitere Sternenkinderbeauftragte und in der UKS-Frauenklinik das Team.

Die Ärzte, die Hebammen und die Pflegekräfte in der Fachklinik haben in der Regel den Erstkontakt zu den Müttern. Die Sternenkinderbeauftragten informieren und beraten diese Berufsgruppen und stehen für ihre Kollegen als Ansprechpartnerinnen bereit. „Für das medizinische und pflegerische Personal sind negative Diagnosen und Fehl- bzw. Totgeburten eine große Herausforderung. Sie müssen die Mütter und die Familien in solchen Situationen mit großer Sensibilität betreuen können, aber auch für sich selbst mit den Erlebnissen umgehen“, sagt Andrea Heisler über diesen Teil ihrer Arbeit, zu dem auch die Fort- und Weiterbildung des Personals in der Frauenklinik gehört.

Für die beiden Sternenkinderbeauftragten steht aber vor allem der direkte Kontakt zu den Familien und den Sternenkindern im Mittelpunkt. „Ich kümmere mich unter anderem um die Kinder selbst. Sie werden gewaschen und angezogen, auf Wunsch fertigen wir 3D-Abdrücke von Händen oder Füßen an, wenn die Familien ein solches Erinnerungsstück wünschen“, so Birgit Bimperling. Sie und ihre Kollegin stellen zudem den Kontakt zu Organisationen her, die freiwillige Fotografen vermitteln. Damit verhelfen sie Eltern zu Fotos von ihrem Kind, wenn diese gerne ein solches Andenken hätten.

Der Kontakt zum Kind ist heute ein wichtiges Element der Trauerarbeit. Das kann unmittelbar nach dem Geburtsvorgang und noch in der Klinik sein, aber auch später. Seit 2020 gibt es im Neubau der Institute für Rechtsmedizin und Pathologie einen Verabschiedungs- und einen Gesprächsraum. „Die neuen Räumlichkeiten bieten eine angemessene Atmosphäre, in der die Eltern ihr Kind sehen können, so lange es bei uns ist – auch mehrfach“, erklärt Birgit Bimperling, die den Familien dieses Angebot ermöglicht. Eine gute Unterstützung bei der Trauerarbeit können zudem Selbsthilfegruppen sein, so wie beispielsweise die Sternenkinder Homburg. Andrea Heisler wirkt in ihrer Freizeit als selbst betroffene Mutter sehr aktiv bei der Gruppe mit, Birgit Bimperling engagierte sich dort ebenfalls über viele Jahre. „Wir wissen von vielen Familien, dass ihnen die Gruppentreffen und der Austausch mit anderen Betroffenen sehr viel geholfen haben“, erzählt Andrea Heisler aus ihrer langjährigen Erfahrung als Gruppenvorsitzende.

Die beiden Sternenkinderbeauftragten des UKS kümmern sich aber ebenso um Formalien und beraten die Familien zu rechtlichen Themen. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Bestattung möglich? Greift im konkreten Fall der Mutterschutz? Nicht zuletzt übernehmen sie den Kontakt zu Bestattern und organisieren zusammen mit der Klinikseelsorge zwei Mal pro Jahr eine Gemeinschaftsbestattung der Sternenkinder. Immer am letzten Sonntag im Juni und am letzten Sonntag vor dem 1. Advent findet im Sternenkinder-Grabfeld Homburg die Gemeinschaftsbestattung der Sternenkinder mit einem Geburtsgewicht von bis zu 500 Gramm statt.

Für Birgit Bimperling und Andrea Heisler ist ihre Aufgabe eine Herzensangelegenheit. Sie sind davon überzeugt, dass noch mehr über dieses Thema gesprochen werden muss. Der internationale Tag der Sternenkinder am 15. Oktober sei daher ein wichtiges Signal, um in der Gesellschaft das Bewusstsein für die Sternenkinder und ihre Familien zu stärken.

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