Landtagspräsident Stephan Toscani, die Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Ricarda Kunger, und Bürgermeister Michael Forster (v. l.) bei der Kranzniederlegung. - Bild: Linda Barth
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Anlässlich des Jubiläumsjahres “1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland” besuchte Landtagspräsident Stephan Toscani zusammen mit Bürgermeister Michael Forster und der Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar, Ricarda Kunger, den jüdischen Friedhof in Homburg.

„Mit meinem Besuch möchte ich an das jüdische Leben in Homburg erinnern, das bereits im 17. Jahrhunderts begonnen hatte. Ich freue mich, dass das Erinnerungsjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland daran erinnert, welchen wichtigen Beitrag Jüdinnen und Juden zur gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Deutschlands geleistet haben. Und ich hoffe, dass es viele Menschen dazu anregt, sich mit dem heutigen jüdischen Leben in Deutschland zu beschäftigen. Ich jedenfalls bin unendlich dankbar, dass es dieses jüdische Leben bei uns im Saarland und in Deutschland wieder gibt“, erläuterte Landtagspräsident Stephan Toscani.

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Eine erste Erwähnung jüdischen Lebens in Homburg gab es 1686. Man unterhielt eine Synagoge, eine eigenständige Schule, ein rituelles Bad und ab 1822 einen Friedhof. Dieser Friedhof wurde 1832 um einen protestantischen und einen katholischen Teil erweitert. Die wirtschaftliche und politische Integration in die Stadtgesellschaft war um 1900 vollständig abgeschlossen. 1933 lebten in Homburg 163 Menschen mit jüdischem Glauben.

Ab dem Jahr 2000 wurde die Ruine der während der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge instandgesetzt und wird seitdem als Gedenkstätte genutzt. All dies berichtete Michael Emser vom Homburger Stadtarchiv bei einem kurzen Rundgang über den Friedhof und wies auch auf ein weiteres Kooperationsprojekt zwischen Schülerinnen und Schülern des Saarpfalz-Gymnasiums und dem Stadtarchiv Homburg hin, das in den nächsten Monaten startet: Eine App zu NS-Erinnerungsorten in Homburg.

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Bei der Kranzniederlegung äußerte sich der Bürgermeister der Stadt Homburg, Michael Forster, gerührt:

„Ich freue mich sehr über den Besuch des Landtagspräsidenten, um auf das Jubiläumsjahr ´1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland´ aufmerksam zu machen. Jüdisches Leben spielte und spielt in Homburg eine große Rolle. Zahlreiche Veranstaltungen, zum Beispiel anlässlich der Reichspogromnacht, Konzerte, Ausstellungen und Führungen durch das „Jüdische Homburg“, die Synagoge und der Jüdische Friedhof sowie das erst 2019 errichtete „Mahnmal gegen das Vergessen“ auf dem Marktplatz sollen dazu beitragen, dass alle Bürgerinnen und Bürger, vor allem auch Schulklassen, Zugang zu diesem wichtigen Thema erhalten, damit die dunkle Seite unserer Vergangenheit, nämlich die Judenverfolgung, die Deportation und das große Leid in den Konzentrationslagern, nicht in Vergessenheit geraten. Das sind wir den zahlreichen Opfern schuldig. Wenn wir alle zeigen, wie vielfältig jüdisches Leben ist, können wir erreichen, dass manches Vorurteil verschwindet. Antisemitismus und Rassismus sind keine Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.“

Michael Emser (r., Stadtarchiv) berichtete bei einem kurzen Rundgang über jüdisches Leben in Homburg. – Bild: Linda Barth

Im Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus legten Landtagspräsident Toscani und Bürgermeister Forster einen Kranz nieder. Der Bürgermeister überreichte zu diesem Anlass dem Landtagspräsidenten und der Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar auch das Buch „Juden in Homburg“ von Autor Dieter Blinn, in dem die Geschichte der jüdischen Lebenswelt in der Stadt bis 1945 eindrucksvoll und mit zahlreichen Abbildungen beschrieben ist.

Landtagspräsident Toscani hatte zuvor bereits die jüdischen Friedhöfe in St. Ingbert und in Blieskastel besucht. (lb)

 

 

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