Die Stadt Homburg hat sich am Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ – aufgelegt vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat – beworben. Eingeworben werden sollen damit Bundesfördermittel mit denen ein Handlungskonzept für die Innenstadt links und rechts der Talstraße erstellt werden soll.
Dagmar Pfeiffer (Wirtschaftsförderung) und Axel Ulmcke, als Beauftragter für Stadtmarketing, hatten in der jüngsten Stadtratssitzung den Rat darüber informiert, dass die Kreisstadt im günstigsten Falle ein Projekt im Umfang von 700.000 Euro gefördert bekommen könnte. 70.000 Euro müsste die Stadt allerdings selbst tragen. Das wurde vom Stadtrat einstimmig befürwortet. Nun ist der Antrag unterwegs nach Bonn.
Ob künftig erlebnis-, kultur- und konsumorientierte Menschen ihre Innenstädte noch in dem Maße frequentieren werden, wie das bislang der Fall war, wird sich zeigen müssen. Nicht nur in Homburg ringt der Einzelhandel seit Jahren mit dem unerbittlichen Gegner „Online-Handel“, und nicht nur in Homburg wächst die Zahl der Leerstände im Innenstadtbereich. Zusätzlich hat Corona die Fußgängerzonen der deutschen Städte leergefegt. Ein Neustart für die Kommunen ist notwendig geworden. Im April hatte Leander Wappler (IHK Saarland) in einer Video-Stadtratssitzung verdeutlicht, dass eine lebendige Innenstadt nicht nur aus Einzelhandel besteht, und dass die Verantwortung für die Fortentwicklung auf viele Schultern zu verteilen sei: Neben Handel und Gastronomie auch die Hauseigentümer, die Kulturschaffenden und Tourismusverantwortlichen. Homburg müsse sich ganz klar positionieren und zeigen, wofür es steht. Die Menschen besuchen die Innenstädte längst nicht mehr nur, weil sie sich versorgen wollen. Sie wollen Abwechslung, Kultur und Unterhaltung. Wichtig sei deshalb ein neues Zusammenspiel der Akteure und das herausstellen von Alleinstellungsmerkmalen.
Das nun aufgelegte Bundesprogramm unterstützt Kommunen genau auf diesem Weg und deshalb hat das Amt für Wirtschaftsförderung darauf reagiert. „In recht kurzem Zeitraum haben wir den Antrag ausformuliert und ein Vorkonzept erstellt, wie wir in den kommenden Jahren vorgehen wollen“, so Dagmar Pfeiffer, die vor wenigen Tagen das Kuvert selbst zur Post brachte. Für sie ist absolut klar: „Unsere Innenstadt muss komplett neu gedacht werden.“ Das Bundesprogramm komme da gerade recht, weil es nicht in Konkurrenz steht zu bereits laufenden Konzepten und Programmen. Erwähnt sei dabei etwa das Innerstädtische Entwicklungskonzept für die Altstadt, das der Stadtrat 2018 beschlossen hatte, und das sich unter anderem auf die Bereiche Hohenburgschule und Marktplatz mit dem alten Rathaus und den darum liegenden Gassen und historischen Gebäuden konzentriert.
Bis Mitte November will das Bundesministerium die Kommunen benachrichtigen, die in die Auswahl gekommen sind. Dann müsse man sich sputen, denn bis Weihnachten würde die Konkretisierung des Konzeptes gefordert. Pfeiffer und Ulmcke reden dabei von einem Transformationsprozess. Ein Prozess, in dessen Verlauf zunächst in der ersten Phase Ideen gesammelt und mit den Akteuren der Innenstadt kommuniziert werden soll und muss. Pfeiffer: „Im ersten Jahr ist Kommunikation gefragt. Da geht es um Befragungen und Begegnungen, um Mikro- Arbeitskreise und Dialogveranstaltungen, einfach um miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Ideen zu entwickeln.“
2023 sollten dann die Ergebnisse des Vorjahres analysiert werden und es sei angedacht einen sogenannten Transformationsagenten einzustellen. Auch erste Projekte sollten dann bereits skizziert und möglicherweise umgesetzt werden. „Transformation steht im Mittelpunkt so wie man das von der Industrie kennt“, so Pfeiffer. Im Blick steht der Bereich links und rechts der Talstraße. Hier sollen Kultur, Gewerbe, Wohnen und Arbeiten zukunftsorientiert neu miteinander vernetzt werden. Dazu gehört auch die Frage des Leerstandsmanagements und die damit verbundene Grundsatzdiskussion, ob man alle Leerstände wieder mit Geschäften und Kneipen füllen muss, oder ob es andere Nutzungsmöglichkeiten gibt. Es wird auch um das Wohnen in der Innenstadt gehen und darum, wie man Kulturräume in der Innenstadt ausweist und Kultur gar in die Ladenlokale hineinbringt. Letztlich wird es auch um bauliche Maßnahmen gehen.
Pfeiffer: „Das Programm ist aber nicht dazu da, um einfach nur neue Bänke und Blumenkübel anzuschaffen, sondern es geht um Ideen und Maßnahmen, mit denen man die Menschen vom Marktplatz zum Christian-Weber-Platz und von der Talstraße in die Altstadt bekommt. Es geht also um Verzahnung und auch darum, wie machen wir die Laufwege attraktiver.“
Angedacht sei für diesen Innenstadtbereich auch die Einrichtung eines sogenannten BID, ein Business Improvement District. Im Einvernehmen von Immobilienbesitzern und Gewerbetreibenden sollen als BID umschriebene Bereiche kundenfreundlicher gestaltet und mit verstärktem Marketing und Service beworben werden, um zu einer größeren Lebendigkeit und Dynamik zu gelangen. Die Länder haben für die Einrichtung von BIDs jeweils eigene Gesetze verabschiedet, auch, weil es um Förderung durch die öffentliche Hand geht.