Mit der Zweitstimme sind die Grünen im Saarland nicht wählbar, doch vier Direktkandidaten hat die Partei in unserem Bundesland aufgestellt. Im Bundestagswahlkreis Homburg tritt die Illingerin Marie Luise Herber an. Mit ihr hat HOMBURG1 unter anderem darüber gesprochen, wie sie gegen den Klimawandel vorgehen will.
„Verbote kommen beim Bürger immer schlecht an.“ Ist dieser Satz vielleicht eine Lehre aus vergangenen Wahlkämpfen der Grünen? Man denke nur an die Veggieday-Debatte, die der Partei vor der Bundestagswahl 2013 um die Ohren flog. Oder meint es die Grünen-Direktkandidatin Marie Luise Herber wirklich ernst? Schließlich wird ihre Partei gerne mit Verboten in Verbindung gebracht.
Doch es scheint tatsächlich so, als würde die 58-Jährige, die im saarländischen Bildungsministerium als Sachbearbeiterin tätig ist, tatsächlich nicht viel von Verboten halten. Zumindest der Werkzeugkasten, den sie für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen will, beinhaltet nicht in erster Linie Daumenschrauben. Nein, Herber möchte anders vorgehen. „Man kann dabei an Vernunft und Einsicht der Bürger appellieren und die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen.“ Auch Förderprogramme seien ein Mittel, um den Klimaschutz voranzutreiben.
Damit sollen, wenn es nach Herber geht, auch die Arbeitsplätze bei den Automobilzulieferern erhalten werden, die gerade in unserem Wahlkreis zu Tausenden vom Verbrennungsmotor abhängen. Viel Zuckerbrot hat die Grünen-Kandidaten also im Angebot. Aber so ein klein wenig Peitsche möchte sie doch auch zum Einsatz bringen. Stichwort CO2-Bepreisung, die in den kommenden Jahren, wenn es nach den Grünen geht, deutlich steigen soll. Deshalb schlägt Herber eine sogenannte „Klimaprämie“ vor, um soziale Probleme bei Familien zu verhindern. „Die CO2-Bepreisung soll schließlich nicht die Privathaushalte treffen, sondern mehrheitlich die Industrie“.
Ein Stichwort, das gut zum Ort passt an dem sich das HOMBURG1-Team mit der 58-Jährigen trifft. Dort, auf dem alten Hüttenareal in Neunkirchen, weist nicht zuletzt der Hochofen des ehemaligen Eisenwerks auf die historische Bedeutung der Industrie für unsere Region hin. Auch Herber hat eine spezielle Beziehung zu diesem wirtschafts-und kulturhistorischen Erbe. „Ein Onkel von mir war hier als Gewerkschafter aktiv und mich hat immer fasziniert, was erzählt hat von den hiesigen Zusammenkünften. So bin ich schon als kleines Mädchen politisch interessiert gewesen.“ Richtig politisch aktiv sei sie schließlich wegen der Umweltpolitik geworden. Dazu passt, dass sich Herber auch privat gerne in der Natur aufhält. „Wandern gehe ich gerne und außerdem bin ich eine leidenschaftliche Gartenbauerin.“ So habe sie einen großen Nutzgarten, der alles biete, was saisonal so wächst.
Zumindest kann man Herber also nicht vorwerfen, nicht mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn ein Hauptanliegen der Illingerin ist es auch, die Menschen für ein umweltfreundliches Kaufverhalten zu sensibilisieren. „Es ist sehr wichtig, das sich der Verbrauche bewusst ist, was er kauft und wann er das tut. Es kann nämlich nicht sein, dass man beispielsweise Erdbeeren das ganze Jahr über bekommt.“ Bei jedem Wort Herbers spürt man: Die Natur ist ihr ein großes Anliegen.
Doch die besteht natürlich nicht nur aus blühenden Pflanzen und reifem Obst, sondern mitunter auch aus nicht zu bändigenden Wassermassen, wie die Flutkatastrophe im Rheinland und der Eifel vor einigen Wochen gezeigt hat. Um die Menschen in Zukunft besser vor solchen Phänomenen zu schützen, möchte Herber bessere Frühwarnsysteme einführen. „Außerdem sollte es viel mehr Beratung für Privatleute geben und auch Fördermaßnahmen, wie zum Beispiel für den Einbau von Sicherheitstüren in Hochwassergebieten.“
Für diese Positionen wird Herber auch in den kommenden Wochen werben – in einem Wahljahr, das für die Grünen im Saarland hätte kaum desaströser beginnen können. Parteiinterner Streit und die Nichtzulassung der Landesliste für die Bundestagswahl belasten die Partei in unserer Region. „Es ist schon schlimm, dass wir per Zweitstimme nicht wählbar sind und ich so auch keine Unterstützung von Kandidaten habe, die auf der Landesliste stehen“, räumt Herber ein. Aufmerksamkeit zu generieren ist so natürlich nicht einfach. Vielleicht ist in dieser Hinsicht der beige, breitkrempige Hut, den die Grüne beim Interview trägt, gar nicht so schlecht. Ein Alleinstellungsmerkmal im Feld der Kandidaten ist er allemal.