Bild: Bill Titze
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Die Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist eines der großen Themen, das sich in den vergangenen Jahren so gut wie alle politischen Akteure auf die Fahnen geschrieben haben. Eine wichtige Funktion üben dabei die Frauenbeauftragten aus. In Homburg übt dieses Amt Anke Michalsky aus. Sie hat HOMBURG1 erzählt, was ihr bei der Förderung von Frauen besonders wichtig ist – und welchen Anliegen diese an sie herantreten.

Meist sind es gar nicht ausgefeilte Konzepte oder elaborierte Vorträge, die den Anspruch einer Person am besten auf den Punkt bringen. Dafür kann ein einfaches Plakat ausreichen. Ein solches hängt im Büro von Anke Michalsky, der Frauenbeauftragten der Stadt Homburg. Mehrere junge Frauen sind darauf zu sehen, alle haben sichtbar eine verschiedene Herkunft. Selbstbewusst blicken sie in die Kamera, von Verzagtheit ist hier nichts zu sehen.

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Das Foto bringt gut auf den Punkt, was Michalsky besonders wichtig ist. „Ich kümmere mich darum, dass Frauen sichtbar werden. Weil sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen und trotzdem in vielen Bereichen nicht mitgedacht werden.“ Nicht umsonst heißt das Banner denn auch „Frauen im Blick“. Aufmerksamkeit zu schaffen ist also einer Schwerpunkte der 55-Jährigen, die ihr Amt 2015 antrat.

Ob das nun ein Banner ist, ein Workshop oder schlicht und einfach das Abtelefonieren von möglichen Bewerberinnen für einen Job in der Stadtverwaltung – die Herangehensweise ist sehr vielfältig. „In dem Job muss man sich erst ein eigenes Netzwerk aufbauen, das ist sehr wichtig“, erklärt die Frauenbeauftragte. „Daraus entstehen dann wiederum Projekte, das geht sukzessive.“ Projekte wie beispielsweise jenes zur Elternzeit, das im kommenden Jahr starten wird. „Da werben wir aktiv dafür, dass auch Männer sich trauen, diese Möglichkeit zu nutzen.“ Schließlich sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie etwas, woran es immer noch hapere, unterstreicht Michalsky.

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Der Grund dafür sind aus der Sicht der Frauenbeauftragten nicht zuletzt stereotype Vorstellungen, die in der Gesellschaft immer noch gegenwärtig seien. Zum Beispiel, dass Frauen sich um die Kinder kümmern müssten oder die Kehrarbeiten zu erledigen hätten. „Die Vermittlung dieses Rollenbildes fängt schon im Kindergarten an“, sagt sie. Nicht umsonst hat sie auch Projekt im Auge, einen Workshop an Schulen zu organisieren, um über diese Stereotype aufzuklären.

Bild: Bill Titze

Doch es ist nicht so, dass Michalsky den Grund für eine fehlende berufliche Gleichstellung von Mann und Frau nur in Stereotypen oder einer noch nicht erreichten Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht. Auch die Frauen selbst nimmt sie in die Pflicht. „Es ist schon so, dass Frauen sich mehr zutrauen müssten. Aber das ist auch ein Generationenthema, Jüngere sind da nach meiner Erfahrung nach etwas forscher.“ Und wenn nicht, gibt es ja auch noch die Frauenbeauftragte, die einen kleinen Schubs in die „richtige“ Richtung geben kann.

Zumindest in der Stadtverwaltung, wo sie Frauen auf Stellenausschreibung aufmerksam macht, die auf deren Fähigkeiten passen könnten. Darüber hinaus sitzt sie auch in den Vorstellungsgesprächen, in denen sie darauf achtet, dass die weibliche Bewerberinnen nicht zur Familienplanung oder ähnlich privaten Fragen konfrontiert werden. „Das hat schließlich nichts mit der Qualifikation zu tun.“ Am Ende seien dann laut Michalsy nicht zuletzt die Chefs gefragt, den Aspekt der Frauenförderung mehr im Blick zu haben.

Für die Frauenbeauftragte ist das Thema Frauen im Beruf nicht zuletzt auch aufgrund der Altersvorsorge von enormer Bedeutung. „Es ist mir sehr wichtig, dass Frauen sich um dieses Thema frühzeitig kümmern. Ich hatte hier schon Frauen sitzen, die hatten mit Mitte 30 keine Berufsausbildung und mehrere Kinder. Das ist ein Drama.“ Nicht zuletzt das gehört auch zu den Aufgaben von Michalsky: Ein offenes Ohr für die Probleme der Frauen vor Ort zu haben. Dabei treten diese mit ganz verschiedenen Anliegen an die Frauenbeauftragte heran. Ob das nun die Wohnungssuche ist, bei der die Spielräume von Michalsky doch sehr begrenzt sind. Oder eine dunkle Ecke in der Stadt, in der man sich nicht vollkommen sicher fühlt. „Da setze ich mich dann mit dem Ordnungsamt in Verbindung, das klappt sehr gut.“

Generell hat man den Eindruck, dass Michalsky ihr Job viel Freude bereitet. Doch natürlich ist sie, wie vermutlich die meisten Frauenbeauftragten, mit dem ein oder anderen Spruch à la „Wir können ja nicht nur Frauen einstellen“ konfrontiert. „Mittlerweile weiß ich aber damit umzugehen“, erzählt Michalsky. Zumindest das sei auch nicht geschlechtsspezifisch, wie sie mit einem Lachen bemerkt. „Das kommt sowohl von Männern als auch Frauen.“

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