Der Siegeszug der roboter-assistierten Operationen hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Am 19. und 20. Juni 2016 wurden am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) die beiden ersten roboter-assistierten Nierentransplantationen in Deutschland durchgeführt. Die Eingriffe erfolgten mit Unterstützung von Dr. Alberto Breda aus Barcelona, der diese Operationstechnik im Sommer 2015 an seiner Klinik etabliert hat. Damit ist Deutschland nun das vierte europäische Land, das diese hochmoderne Operationstechnik während der letzten beiden Jahre zur Durchführung von Nierentransplantationen eingesetzt hat. Die Entwicklung ist sehr jung, die Gesamtzahl derartiger Operationen in Europa liegt bislang noch bei unter 30 Eingriffen.
„Dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Roboterchirurgie können in zunehmendem Umfang auch komplexe Operationen minimal-invasiv durchgeführt werden”, sagt Prof. Dr. Michael Stöckle, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Homburg/Saar. Die Etablierung des „daVinci“-Operationsroboters begann vor etwa zehn Jahren mit der Einführung der roboter-assistierten Prostatakarzinomoperation. Seither wurde das Spektrum roboter-unterstützer Operationen auch in Homburg stetig erweitert: “Blasenkrebsoperationen lassen sich inzwischen minimal-invasiv durchführen, auch die Bildung von Ersatzblasen”, ergänzt Prof. Dr. Stefan Siemer, stellvertretener Klinikdirektor. Darüber hinaus wurden die rekonstruktive Chirurgie von Abflussstörungen des Nierenbeckens und die Nierentumorchirurgie fast vollständig auf den minimal-invasiven Zugangsweg umgestellt. Seit 2010 werden auch Spendernieren-Entnahmen für die Lebendspendentransplantation roboter-assistiert durchgeführt.
Neben der Minimierung des Zugangstraumas hat die Operationstechnik bei der Nierentransplantation weitere Vorteile, deren Relevanz sich erst durch die Langzeitbeobachtung der betroffenen Patienten wird herausarbeiten lassen: “So erlauben die gegenüber der offenen Operation deutlich verbesserten Sichtverhältnisse eine subtilere Gefäßnaht beim Anschluss der Blutgefäße des Transplantats an die Blutgefäße des Empfängers. Zum anderen sollten sogenannte Lymphocelen, also Ansammlungen von Lymphflüssigkeit um das Transplantat, bislang eine der häufigsten Komplikationen der Nierentransplantation, deutlich seltener werden”, so Prof. Stöckle. Da die minimal-invasive Transplantation von der freien Bauchhöhle aus durchgeführt wird, kann die Lymphflüssigkeit in die Bauchhöhle abfließen und dort resorbiert werden.
Hintergrund:
Die Entwicklung ist noch sehr jung, in Europa wurden bisher erst knapp 30 derartige Eingriffe durchgeführt. Von der neuen Methode profitieren die Patienten grundlegend dadurch, dass für den Eingriff nur noch kleine Hautschnitte benötigt werden. Durch die sehr guten Sichtverhältnisse verbessert sich zudem die Nahttechnik bei den zu verbindenden Blutgefäßen. Auch das Risiko für eine der häufigsten Komplikationen bei Nierentransplantationen kann mit der Methode gesenkt werden.
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