Mit Bestürzung hat Oberbürgermeister Michael Forster die Nachricht aufgenommen, dass der Autozulieferer Schaeffler bis zum Jahr 2027 insgesamt 4700 Stellen streichen will (wir berichteten), davon allein 2800 in Deutschland.
„Dass von dieser Maßnahme auch hier bei uns in Homburg nach meinem aktuellen Kenntnisstand Beschäftigte in der Lineartechnik und in der Verwaltung betroffen sein werden, ist eine enttäuschende und bittere Information“, kommentierte Forster am Dienstag nach dem Bekanntwerden der Pläne und unmittelbar nach einem ersten Gespräch mit Schaeffler-Verantwortlichen.
Dabei hatte der OB erfahren, dass für den Bereich Lineartechnik eine Konsolidierung durch die Verlagerung von Aktivitäten stattfinden solle, dass die beiden anderen Produktionswerke am Standort Homburg allerdings von dem bekannt gewordenen Maßnahmenpaket nicht betroffen seien. In Homburg entstehen momentan unter anderem Komponenten für Antriebssysteme. Hier arbeiten zurzeit an unterschiedlichen Standorten rund 2000 Menschen.
Forster sagt: „Das ist ein schwerer, ein bitterer und schmerzender Schlag. Zuallererst natürlich für die von dieser existentiellen Nachricht betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens – aber auch für unsere Stadt.“ Auch wenn man ihm gegenüber deutlich gemacht habe, dass sich das Unternehmen um sozialverträgliche Lösungen bemühen wolle, zu denen Altersteilzeitregelungen, Versetzungen und Abfindungen gehörten, schmälere dies seine Verärgerung über diese niederschmetternde Nachricht nicht. Denn die habe gravierende Folgen für jeden Einzelnen, den dies betrifft. „Es wird sich zeigen, ob den Worten Taten folgen werden“, sagt Forster und kündigt seinerseits an, jederzeit für das Unternehmen sowie für dessen Arbeitnehmervertretung als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen.
„Es geht schließlich darum, dass wir die Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten jetzt nicht allein lassen“, mahnt der Homburger Oberbürgermeister einen fairen und ehrlichen Umgang in den Gesprächen mit den betroffenen Mitarbeitern an.
Die Pläne vom Personalabbau sind Forsters Worten zu Folge im Übrigen „im Zeitalter der Transformation einmal mehr die ernüchternde Konsequenz falscher politischer Weichenstellungen auf Europa- und Bundesebene“. Sie seien zudem der traurige Beweis, dass Zahlen ganz klar heutzutage mehr zählten als Menschen und das Schicksal, das hinter ihnen stehe.
Forster weist in dieser Situation darauf hin, dass man sich – soweit dies möglich ist – als Stadtverwaltung intensiv bemühen werde, durch die Ansiedlung neuer Betriebe Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. „Wir können dafür allerdings nur die Rahmenbedingungen abstecken“, weiß Forster, nennt in dem Zusammenhang die Ausweisung des Industriegebietes Erdbeerland, wo auf rund 40.000 Quadratmetern Fläche die Option für „neue, nachhaltigen und zukunftsträchtige Arbeitsplätze“ bestehe. Die Ansiedlung neuer Firmen und Unternehmen könne im positiven Falle auch eine Möglichkeit für die aktuell vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Mitarbeiter bei Schaeffler sein, die nach Forsters Auffassung allesamt über eine hohe Qualifikation und eine große Motivation verfügen.
Mit Blick auf Schaeffler und die vom Unternehmen ins Feld geführte Argumentation eines geringen Interesses an Elektroauto zeigt sich Forster aktuell auch darüber enttäuscht, dass ein Weltkonzern nur in sehr geringem Maße darauf reflektiere, was an den jeweiligen Standorten beispielsweise von kommunaler Seite in die Infrastruktur fließe. „Wir hatten in all den Jahren für Schaeffler, wie natürlich auch für alle anderen unserer Firmen und Unternehmen am Standort Homburg ein offenes Ohr. Wir haben in Verbindung mit dem Stadtrat vieles ermöglicht, was den jeweiligen Standort gesichert und Geld in die Kassen der Unternehmen gespült habe“, bilanziert Forster und schiebt nach: „Leider ist dies sehr oft mit Blick auf Investitionen und die Arbeitsplatzsicherheit der Beschäftigten eine Einbahnstraße.“