Auch diese Geschichte beginnt wie so viele: Wegen Corona konnte die ASV Kleinottweiler 2020 nicht ihr 100jähriges Jubiläum feiern. Nachgeholt wurde die Jubiläumsfeier nun über gleich mehrerer Tage im Rahmen der Fußball-Stadtmeisterschaft der Aktiven.
Die fälschlicherweise häufig als „Angelsportverein“ bezeichnete „Allgemeine Sportvereinigung“ ging aus der Fusion der 1920 gegründeten Bavaria Kleinottweiler und dem ortsansässigen Radfahrverein hervor. Wie kein anderer Verein hat die ASV seither über alle Jahrzehnte hinweg das Dorfgeschehen gestaltet und die Aktivitäten bestimmt. Außerhalb war der Name Kleinottweiler stets mit dem Fußball und seinen legendären Spielern verbunden. So bot insbesondere am Sonntag der vom Vorsitzenden Daniel Heintz moderierte Festkommers eine gute Gelegenheit, dem nostalgischen Blick den Vorrang zu lassen. Doch auch der Blick auf die Realsituation lohnte sich und eben durch diese Brille schaute vor allem der Präsident des Saarländischen Fußballverbandes, Heribert Ohlmann, der der ASV Kleinottweiler die „absolut richtige Philosophie“ attestierte.
Leicht hatte es die ASV Kleinotweiler eigentlich nie, echte Krisen gab es aber auch nicht wirklich, weil sich immer wieder engagierte Menschen fanden, die den Hut aufsetzten, die Ärmel hochkrempelten und anfingen, das Feld nach der sprichwörtlichen Missernte neu zu bestellen. Zweifelsfrei waren die Hochzeiten des Vereins in den 60er und 70er Jahren. Gecoacht wurden die Spieler phasenweise von echten Koryphäen. Zu nennen ist etwa die WM-Legende Horst Eckel. Danach waren es dann weniger die sportlichen Erfolge als vielmehr die brillante Jugendarbeit, die die ASV auszeichnete.
Lebhaft erinnerte daran beim Festkommers „De Precher“, im wahren Leben Bürgermeister der Stadt Bexbach, der einen ganz persönlichen Blick auf seinen Heimatverein ASV warf. Seine beschworenen „Glanzzeiten“ meinten zunächst die glänzenden Augen der einstigen Fußballerjugend, um die sich Peter Geimer, Hans Omlor und Peter Knobloch kümmerten, und die die Jugend mit Pommes und Hähnchen an langen Tafeln motivierten. Die so hoch motivierte ASV-Jugend habe ehrfürchtig gestaunt über den „Flankengott“ Volker Wagner, über den „Zerstörer“ Thomas Wagner, über den „Vollstrecker“ Dieter Wittling, über die „Katze“ Horst Hilpert oder den „Trippler“ Peter Knobloch. Auch an die Zeiten, als dann Goran Jurisik aus den ehemaligen Jugendspielern eine Mannschaft formte, die kroatisch fluchen konnte, erinnerte sich Prech im Original-Trikot gerne.
Die Jugend beleuchtete der Vorsitzende Heintz aus einer anderen Perspektive. Lange Zeit hatte die ASV die „Nachfolgeregelung“ versäumt. In Sachen Jugend gibt der Verein derzeit aber nochmal Vollgas. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtete Heintz, dass es jetzt eine Bambini-Gruppe und eine G-Jugend gibt, dass über die Woche immer viel los sei auf dem Platz und man bestrebt sei, den Nachwuchs hin zu einer E-Jugend zu bringen. Die übrige Jugendarbeit leisten die Trainer in Kooperation mit Jägersburg und Reiskirchen.
Bei seinem rückwärtsgerichteten Blick war Heintz stolz darauf, dass in Zeiten sich anbahnender Krisen immer wieder Leute zur Stelle waren, die mit persönlichem und finanziellen Einsatz die ASV auf Kurs hielten. Das waren insbesondere Norbert Riehm, Manfred Westerbeck und in Führungsposition Karl-Heinz Hilpert. Er wurde im Rahmen des Festkommerses vom Spielausschussleiter Michael Wallich zum Ehrenmitglied ernannt. Hilpert war in den 70er Jahren Vorsitzender und stand dann von 1995 bis 2014 erneut an der Spitze. In dieser Zeit schafften die ASV-Underdogs unter Führung von Goran Jurisic den Sprung in die Landesliga und es grünte ein Rasenplatz an der Dicken Eiche.
Das Engagement von Riehm und Westerbeck würdigte der Saarländische Fußballverband mit Ehrengaben, die der Ehrenamtsbeauftragte Hans-Josef Westrich und Präsident Ohlmann überreichten. Die Plakette des DFB für seine über hundertjährigen Vereine nahm Heintz entgegen, der an diesem Tag eigene Gefühle der Nostalgie abarbeitete, in seiner eigenen Jugendzeit unterwegs war, aber auch ASV-Zeitzeugen zu Wort kommen ließ. Beifall kam auf, als er an die verstorbenen Ur-Gesteine Georg Teuke und Josef „Joschi“ Grzybek erinnerte.
Ein eigenes Bild auf Grundlage eigener Erfahrungen und dem Studium der Historie zeichnete Ohlmann von der ASV: „Man muss sich schon fragen, was zeichnet die ASV aus? Mit 200 Mitgliedern habt ihr einen hohen Bevölkerungsanteil. Und dass 70 Prozent der Spieler Einheimische sind sorgt für eine hohe Identifizierung im Ort.“ Die solide und kontinuierliche Vereinsarbeit spiegele sich in den handelnden Personen, dass sich wieder eine Jugend gebildet hat, sei schön und dass sich der Verein mit Bohnekerb, Weihnachtsmarkt und anderen Aktivitäten in die Gemeinschaft einbringt, zeuge von der gesellschaftlichen Verantwortung des Vereins. „Ihr habt schlicht die richtige Philosophie“, urteilte Ohlmann unter dem Beifall der Gäste.
Heintz, der seit diesem Jahr an der Spitze der ASV in der Verantwortung steht, nannte Beispiele für das Engagement des Clubs in seiner Gesamtheit. Gemeinschaftlich habe man das Vereinsheim auf Vordermann gebracht, und eine aktive Straußjugend habe dazu beigetragen, dass die berühmte Bohnekerb trotz Corona nicht ausfallen musste. Und nun das Jubiläum mit Stadtmeisterschaft, was nur mit geballter Manpower möglich war. Dafür bedankte sich der Vorsitzende bei allen. Besonders natürlich bei den Spielern. Denn die hatten dafür gesorgt, dass der letzte Tag ganz im Zeichen des Stadtmeisterderbys zwischen SV Bexbach und ASV Kleinottweiler stand.