Binnen weniger Tage hatten sich Gesundheitsministerium und Universitätsklinikum darauf verständigt flächendeckend die Bewohner und Pflegekräfte der saarländischen Alten- und Pflegeheimen auf SARS-CoV-2 zu testen. Das Saarland ist damit das erste Bundesland, das in der Fläche eine Risikogruppe untersucht. Start war in Homburg, Bexbach und Blieskastel.
Weil ältere Menschen mit Vorerkrankungen ein hohes Risiko für Corona haben, hatte sich die Landesregierung für diese Präventionsmaßnahme entschieden. Durch frühzeitige Erkennung der Erkrankung in Einrichtungen können Betroffene isoliert und behandelt und Mitbewohner und Pflegepersonal geschützt werden. Nach dem gefundenen Konsenz der Virologen um Prof. Sigrun Smola und den Gesundheitsbeamten um Ministerin Monika Bachmann wurde unter Hochdruck ein Präventionsprojekt geschmiedet. Kooperationspartner für die logistisch höchst anspruchsvolle Maßnahme sind das Helmholtzzentrum für Infektionsforschung Saarbrücken, das Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in Sulzbach, die Blutspendezentrale Saar-Pfalz am Winterberg-Klinikum und das Landesamt für Verbraucherschutz, sowie die 116 Altenpflegeeinrichtungen, in denen Stand 15. April noch keine Coronafälle aufgetreten waren. Gerade durch die Beteiligung des IBMT wurde es möglich, die rund 20.000 Abstrichuntersuchungen in relativ kurzer Zeit vorzunehmen und in den Fachlaboren in Homburg und St. Ingbert zu testen.
Am letzten Dienstag stand das fahrbare Sicherheitslabor des IBMT an der ProSeniore-Residenz am Steinhübel in Homburg. Dort hatten Pflegekräfte im Team um Einrichtungsleiterin Sarah Schlimmer zunächst eine Video-Schulung darüber erhalten wie sie die Abstriche vorzunehmen haben. Alleine in dieser Betreuungseinrichtung waren es 360 Proben von Bewohnern und Personal, die im Fraunhofer-Labor-Truck für die abschließende Testung vorbereitet wurden. Vorbereitung meint damit ein erst im März von Frankfurter Forschern vorgeschlagenes Verfahren, mit dem viele Abstriche möglichst effizient und in möglichst kurzer Zeit untersucht werden können. Nur so kann Prävention gewährleistet werden. „Dazu werden jeweils fünf Abstriche zu einem Pool zusammengeführt, was hier im Labor-Trakt geschieht. Danach werden jeweils vier solcher 5er-Pools vereint. Diese Lösungen werden dann in der Homburger Virologie und im MVZ-Labor St. Ingbert untersucht“, erklärt Markus Michel, Geschäftsfeldleiter Labortechnologie am IBMT. Rechnerisch sind danach für 100 Menschen nur noch fünf Tests notwendig, für die im Falle der Flächenuntersuchung notwendigen 20.000 Abstrichuntersuchungen also nur noch 1000 Testungen.
Die Pflegeheimbewohner werden insgesamt zweimalig im Abstand von einer Woche und das Pflegepersonal fortlaufend zweimal pro Woche untersucht. Dadurch, dass das IBMT-Labor nahe zu den Einrichrungen in die Landkreise kam, um das Pooling vorzunehmen, wurde landesweit insgesamt deutlich Laborkapazität und Zeit eingespart. (rk)