Seit 10 Jahren helfen die Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und das Cochlea Implant Centrum – Saarland am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg dabei, dass hochgradig hörgeschädigte Kinder und ertaubte Erwachsene wieder das Hören lernen können. Dabei kommt ein spezielles Implantat zum Einsatz, das die Funktion des Innenohrs ersetzt: das sogenannte Cochlea-Implantat oder kurz CI. In Homburg erhalten die Patienten eine umfassende Betreuung, von der Diagnostik der Schwerhörigkeit über die Implantation des CI bis hin zur Nachsorge, technischen Anpassung und der individuellen Hör-Sprach-Therapie. 
 Ob für die Kommunikation mit Anderen, für die Orientierung im Alltag oder um sprechen zu lernen – der Hörsinn ist sehr wichtig für den Menschen und eine Beeinträchtigung des Hörvermögens geht mit vielen Problemen und Einschränkungen einher. Kann bei manchen Hörbehinderten noch ein Hörgerät die Situation verbessern, so helfen diese Geräte bei hochgradiger Schwerhörigkeit kaum. „Die häufigste Ursache für eine hochgradige Schwerhörigkeit bei Erwachsenen ist eine starke Schädigung der Haarsinneszellen in der Hörschnecke, der sogenannten Cochlea, im Innenohr“, erklärt  Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schick, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKS. Diese Haarsinneszellen wandeln beim gesunden Menschen die Schallwellen, die über das Außen- und das Mittelohr in das Innenohr übertragen werden, in Nervenimpulse um, die dann über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet werden.
CI-Patient Finn mit seiner Mutter Sarah Altmeyer und HNO-Direktor Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schick  Foto: Rüdiger Koop/UKS
CI-Patient Finn mit seiner Mutter Sarah Altmeyer und HNO-Direktor Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schick
Foto: Rüdiger Koop/UKS
„Kommt ein schwerhöriger Patient zu uns in die Klinik, folgen ein erstes Beratungsgespräch sowie allgemeine und HNO-ärztliche Untersuchungen, verschiedene Hörprüfungen, Röntgenaufnahmen sowie die Überprüfung des Hörnervs“, so Prof. Schick. Grundlegend ist, dass der Hörnerv gesund und die Cochlea nicht verknöchert sind. Stimmen die gesundheitliche und die persönliche Situation, ist das Implantat eine sehr gute Option. HNO-Direktor Schick betont: „Wir untersuchen und prüfen ganz genau und entscheiden dann im Einzelfall mit dem Patienten zusammen, ob die CI-Versorgung sinnvoll ist.“
Wie ein Cochlea-Implantat funktioniert
Fällt die gemeinsame Entscheidung auf ein CI, setzen Prof. Schick und sein Homburger Team den internen Teil, also das eigentliche Implantat, in einer Operation unter Vollnarkose ein. Das Implantat wird hinter dem Ohr unter der Haut platziert und besteht aus einem Elektronikgehäuse, das direkt unter der Haut liegt und einer Elektrode, die in die Hörschnecke eingelegt wird.
10JahreCIC_UKS_02Bis das Hören beginnen kann, vergehen für die Wundheilung etwa vier Wochen. Dann wird der zweite Teil des CI, der externe Sprachprozessor, zum ersten Mal getragen und eingestellt. Das kleine Gerät wird mit einem Haken am Ohr eingehängt und hinter diesem getragen. Der Sprachprozessor empfängt die akustischen Signale über ein eingebautes Mikrofon, wandelt diese Informationen in ein spezielles elektronisches Muster und gibt dieses über ein Kabel an die sogenannte Sendespule weiter. Diese Spule überträgt das Signal mit Unterstützung eines Magneten durch die Haut, das Implantat entschlüsselt das Muster und leitet es an die Elektrode in der Hörschnecke weiter. Prof. Schick: „Dieser Elektrodenträger umgeht die beschädigten Haarsinneszellen in der Cochlea. Hierdurch kann der Hörnerv direkt stimuliert werden. Dadurch entsteht im Gehirn ein Höreindruck.“
CIC: Umfassende Betreuung für CI-Patienten seit 10 Jahren
„Hören mit dem CI ist ein Lernprozess, der Geduld und Übung erfordert“, weiß die Hörgeschädigtenpädagogin und Leiterin des Cochlea Implant Centrum (CIC) – Saarland Heike Rothe zu berichten. Das CIC ist eine Funktionseinheit der Homburger HNO-Universitätsklinik und feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Ein interdisziplinäres Therapeutenteam betreut die CI-Patienten umfassend pädagogisch und medizinisch, vom Vorgespräch bis hin zu einer lebenslangen Nachsorge. Rothe: „Wir begleiten Patienten aller Altersstufen: Vom Kind über den Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen. Dabei binden wir auch die Angehörigen eng mit ein und kooperieren mit anderen Förderinstitutionen.“
Ein wichtiger Teil der Nachsorge ist die Einstellung des CI durch einen Techniker. Dieser orientiert sich an den Angaben des CI-Trägers und tastet sich durch die schrittweise Erhöhung der Stromstärke an die gewünschte Hörempfindung heran. Jede Einstellung wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Können Erwachsene ihren Höreindruck recht klar beschreiben, muss bei Kindern hingegen spielerisch gearbeitet werden. Das Hören und Verstehen werden im Zusammenspiel dieser Anpassungen mit dem Hörtraining ermöglicht und verbessert. Und auch beim Hörtraining gilt es wieder, sich auf den Patienten einzustellen und unterschiedliche Methoden für das Training zu nutzen.
Im Rahmen der Nachsorge können weitere Therapiemethoden ergänzend zum Einsatz kommen. Beispielsweise die Musik- sowie die Ergotherapie, letztere auch in Kombination mit dem Einsatz eines Therapiebegleithundes. Ist diese Rehabilitationsphase abgeschlossen, bietet das CIC den Patienten eine lebenslange Nachsorge. Es finden regelmäßige Kontrolltermine statt und Patienten können jederzeit im CIC Hilfe suchen, wenn sich das Hören verschlechtert hat und beispielsweise die Einstellungen des Implantats angepasst werden müssen.
„Wir bieten am Universitätsklinikum alles aus einer Hand“  fasst Prof. Schick zusammen. „Die kleinen und großen CI-Patienten und ihre Familien können sich bei uns auf eine umfassende Betreuung verlassen, die sich individuell nach den Bedürfnissen der Menschen richtet. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir seit nunmehr zehn Jahren über die Diagnostik und die operative Implantation hinaus ein so umfassendes Vor- und Nachsorgeangebot zusammen mit dem CIC aufgebaut haben.“

 

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