Prof. Michael Zemlin verimpfte in seinem "Arztzimmer" sowohl Biontech als auch Moderna. Bild: Bill Titze

Normalerweise gehen Menschen am Sonntag in die Kirche, um Gottesdienst zu feiern. Anders sah das in der Kirche St. Fronleichnam aus. Dort fand nämlich eine Impfaktion statt, zu der rund 400 Menschen kamen. Nicht die erste Aktion bei der Pfarrei Heilig Kreuz, die im Zuge der Pandemie für Aufsehen sorgte.

Das hätte so vor rund zwei Jahren wohl kaum jemand für möglich gehalten. Hinter der Orgel, direkt unter einem Kruzifix, waren in der Kirche St. Fronleichnam zwei provisorische „Arztzimmer“ eingerichtet worden. Mit Spritzen, Tupfern und natürlich den in diesen Tagen so im Mittelpunkt stehenden Impfdosen. Für rund vier Stunden der Arbeitsplatz von Prof. Michael Zemlin, im Berufsalltag Arzt an der Homburger Kinderklinik. Von Freunden sei er auf die Aktion aufmerksam gemacht worden. Und fand sich natürlich dazu bereit, einige Stunden dazu investieren. Denn: „Wenn jeder mithilft, geht es viel schneller.“

Schneller als bei Zemlin ging es an diesem Nachmittag nirgendwo. Der Kinderarzt betreute nämlich die sogenannte „Fast Lane“. Hier konnten sich Menschen ihre Corona-Impfung abholen, die keine ausführliche Beratung mehr brauchten. So ging es dann auch ganz fix, gefühlt verschwanden die Patienten keine zwei Minuten hinter dem Vorhang. Wer solch einen Schnelldurchlauf wollte, musste dies vorher auf einem entsprechenden Zettel angeben. Bei größerem Beratungsbedarf konnte man auf eine der vier Impfstationen neben dem Pfarrsaal ausweichen. Oder gleich in die Sakristei, wenn der eine oder andere doch mehr Gesprächsbedarf hatte.

Krankenschwester Isabel Koch und Kinderarzt Prof. Michael Zemlin führten die Impfungen in der sogenannten “Fast Lane” durch. Bild: Bill Titze

Dass solch eine Aktion überhaupt stattfinden konnte, lag nicht zuletzt an einer Initiative, die bereits zu Beginn der Pandemie im März 2020 stattfand. Da wurde die Pfarrei gebeten, Masken für den nichtmedizinischen Dienst an der Uniklinik zu nähen. Innerhalb von kurzer Zeit meldeten sich hunderte Näherinnen und fertigten in 4 Wochen rund 5500 Masken. Für dieses Engagement bekam die Pfarrei im September diesen Jahres den „Saarländischen Ehrenamtspreis verliehen. „Einen Tag später meinte dann jemand, so eine Aktion könnten wir ja noch einmal machen. Nur dieses Mal mit Impfungen,“ erzählt Gemeindereferent Stefan Pappon.

Gesagt, getan. Über entsprechende E-Mailverteiler und die sozialen Medien konnten schnell genug Menschen gefunden werden, die sich an einer solchen Aktion beteiligen wollten. 20 Menschen waren es so, die bei den Impfungen mithalfen. „Es war schön, dass das wie ein Schneeballeffekte funktioniert“, freut sich Pappon. Über Internet, Gottesdienst und Mundpropaganda wurden schließlich die Menschen auf die Impfmöglichkeit aufmerksam gemacht. Offensichtlich mit Erfolg: Waren zunächst nur 200 Impfungen geplant, so wurden am Ende rund 400 Personen geimpft.

Am Eingang erwarteten die Besucher Einwilligungserklärungen, Aufklärungsmerkblätter sowie Desinfektionsmittel Kulis. Bild: Bill Titze

Trotz des großen Erfolgs gab es einen kleinen Wermutstropfen. Denn aufgrund der angespannten Corona-Situation war es nicht möglich, den Tag beispielsweise durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen noch etwas geselliger zu gestalten. „So etwas fehlt eben“, so Pappon. Dementsprechend hielten sich die Menschen nicht lange in der Kirche auf. Lange Das lag auch daran, dass es durch eine vorherige Terminvergabe keine großen Warteschlangen gab. Erst recht nicht an der „Fast Lane“, wo Kinderarzt Zemlin Dosis um Dosis verimpfte und sich über die positive Rückmeldung der Impflinge freute. „Die Leute sind einfach super dankbar, dass sie sich an einem Sonntag hier impfen lassen können.“

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