Mit wohlwollender Unterstützung präsentierte der Homburger Automobilclub am vergangen Montagabend, das Trostpflaster für das am kommenden Wochenende hätte stattfinden sollende 47. Homburger ADAC Bergrennen, quasi die virtuelle Version das saarpfälzischen Rennsportklassikers. Das Sim-Race im Internet wurde von der GTR4u-Comunity auf die Beine gestellt und zählte zu zwei Meisterschaften. Das reale Rennen auf der Käshofer Chaussee fiel dagegen erneut Covid-19 zum Opfer.
Am Abend des 5. Juli, wo eigentlich handfest die Aufbauarbeiten entlang der Käshofer Straße im Gange gewesen wären, sah man wie im Vorjahr kein einziges Mitglied des HAC-Bautrupps an der Landstraße L120 / L462 werkeln. Dafür gab es online heiße Rennszenen auf dem elektronischen Pendant. Via YouTube-Livestream konnte man 22 verschiedenfarbige Simulationen des legendären Ferrari 355 Challenge im imaginären Vorstartbereich sehen, die nach und nach ihre vier gezeiteten Rennläufe auf der nachempfunden Homburger Bergstrecke absolvierten.
Die jeweils drei schnellsten Läufe gelangten schlussendlich in die Tageswertung; und das war auch gut so. Wie seit 1974 in der Realität, forderte auch die 2,6 virtuellen Kilometer auf die Sickinger Höhe, den 22 in ganz Deutschland verteilten Gamern vor ihren Computer-Rigs, alles ab.
Auch von den Top-Fahrern wurden einige Läufe verpatzt, man landet im Straßengraben oder touchierte die Leitplanken. Ganz fehlerfrei erreichte keiner die Ziellinie mit den angedeuteten Häusern Käshofens im Hintergrund, was den Spannungsbarometer in die Höhe trieb. Auch der Favorit, der 19-jährige Jonas Tornow aus dem Nordhessischen Söhrewald, der im Saisonverlauf 9 von 10 Rennen gewinnen konnte, versemmelte den ersten Durchgang und durfte sich danach keinen Fehler mehr erlauben. Auch der am Ende zweitplatzierte Christian Hindmash aus Hildesheim, der dieses Jahr wohl auch beim echten Bergrennen in einem NSU TT am Start gewesen wäre, strauchelte kurz im ersten Lauf. Beide beampelten sich und Jonas Tornow setzte seine Siegesserie fort. Der nach Lauf 1 führende Erich Marks lande schlussendlich auf Rang drei, hauchdünn von dem jungen Niederbayer Phillip Auer.
Aus dem Organisationstab des Homburger Automobilclubs, war erstmals Pressesprecher Thomas Bubel Teilnehmer am virtuellen Renngeschehen. Erst seit April diesen Jahres betreibt der 54jährige Homburger, quasi als „Gentleman Driver“ das SimRacing, vorwiegend in den beiden Bergrennserien ADAC SimRacing Berg-Cup und der GTR4u-Röttele Berg-Challenge.
Auf seiner Hausstrecke konnte er den Heimvorteil nicht nutzen und patzte in gleich zwei Durchgängen. Sein Ziel, die rote Laterne zu vermeiden, erreichte der Stadtwerke-Mitarbeiter deutlich mit Rang 19 in der GTR4u- und Platz 13 in der ADAC-Wertung. Seine persönliche Bestzeit von 1:13,212 min hätte beim letzten realen Bergrennen im Jahr 2019 für einen Platz auf dem Siegerpodium gereicht. Doch der Asphalt war damals regennass und in der Simulation herrschten besten Bedingungen. Dies einmal zum Vergleich.
Etwas enttäuschend war der Zuschauerzuspruch beim kostenlosen Livestream mit den fachkundigen Kommentatoren Thomas Schmid aus Bobingen und dem Schwarzwälder Tim Röttele. Als prominenten Gast und Co-Kommentator schaltet sich der Luxemburger David Hauser hinzu, der das Homburger Bergrennen der Jahre 2012 und 2016 als Gesamtsieger verließ und mit seinem Grand-Prix 2-Rennwagen noch immer den Streckenrekord hält.
Der mittlerweile in der European Le Mans-Serie zum Rennprofi gereifte LMP3-Pilot, war von den Fahrkünsten der Gamer begeistert und plauderte aus seinem persönlichen Nähkästchen und über seine Vorbereitungen zum nächsten ELMS-Lauf am kommenden Wochenende im italienischen Monza. Dies alles hätte wahrlich mehr als die 40 Zuschauer im Stream verdient gehabt.