Wo früher handwerklicher Bedarf gedeckt wurde, sollen in den kommenden Wochen und Monate die Grundlagen für ein Leben ohne Corona gelegt werden. Denn nachdem das Saarland am Sonntag mit den Impfungen in den ersten Pflege- und Altenheimen begonnen hat, haben am gestrigen Montag nun auch die saarländischen Impfzentren ihren Betrieb aufgenommen. Für den Landkreis St. Wendel, Neunkirchen und den Saarpfalz-Kreis wurde im ehemaligen Baumarkt Max Bahr (Redener Straße 20, 66540 Neunkirchen) die zentrale Anlaufstelle eingerichtet.

An sich ist der Aufbau der Halle recht unspektakulär und nüchtern, und doch bekommt man beim gestrigen Presserundgang zur Eröffnung des Impfzentrums ein erhabenes Gefühl: wenn man nach unzähligen sinnfreien Diskussionen in den sozialen Medien über eine große Weltverschwörung den Glauben an die Menschheit verloren hatte, hier kommt er wieder zurück: Nicht mal ein Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im chinesischen Wuhan ist es mit einer internationalen Kraftanstrengung gelungen, wirksame Impfstoffe zu entwickeln und diese künftig weltweit und in über 400 Impfzentren in ganz Deutschland anzuwenden. Drei dieser Impfzentren stehen im Saarland und öffneten nun ihre Türen. Gesundheitsministerin Monika Bachmann: „Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, die das hier in nur wenigen Wochen auf die Beine gestellt haben. Das ist sicher keine Selbstverständlichkeit, aber wir brauchen eine europaweite Durchimpfung um die Pandemie zu bekämpfen.“ Um diese zu ermöglichen, setzt man im Impfzentrum Neunkirchen auf ein selbsterklärendes und gut ausgeschildertes Einbahnstraßensystem. 

Direkt am Eingang erfolgt nach einer kontaktlosen Temperaturmessung die zentrale Anmeldung, um die Zugehörigkeit zu der jeweils berechtigten Priorisierungsgruppe abzufragen. Im nächsten Schritt stehen sechs Schalter für die individuelle Anmeldung bereit, ein Laufzettel für den weiteren Ablauf und Informationsmaterial wird ausgehändigt. Über große Monitore im folgenden Wartebereich werden dann die Personen zur Impfung aufgerufen, die in einer Reihe hergerichteter „Zimmer“ erfolgt. Insgesamt stehen zunächst 14 dieser Kabinen für die Impfung bereit, weitere vier stehen als Reserve im hinteren Bereich der Halle zur Verfügung. Nachdem im Zimmer eine medizinische Mitarbeiterin die Daten aufgenommen hat, erfolgt durch den Arzt zunächst ein Vorgespräch und die Aufklärung über die Impfung – in Ruhe und mit aller Sorgfältigkeit. Erst danach erfolgt recht unspektakulär der gewünschte Pieks in den Oberarm.

Nach dem Impfen heißt es erst einmal 30 Minuten im nächsten Bereich warten, um zu beobachten, ob es zu einer möglichen Reaktion kommt. Auch wenn schwere Nebenwirkungen nur in ganz seltenen Fällen zu erwarten sind, vorbereitet ist man hier vor Ort auf jeden Fall. So stehen jederzeit Mitarbeiter von Rettungsdiensten zur Verfügung, es besteht ein entsprechendes Notfallkonzept. In der Regel sollten sich die Folgen aber auf Dinge wie Rötungen an der Einstichstelle oder Schmerzen am Arm beschränken – eben so, wie man es auch bei anderen üblichen Impfungen kennt. Zum Schluss erfolgt an den drei letzten Schaltern dann noch eine formale Abmeldung, die Impfung wird im Impfpass vermerkt. 

Wie bei allen neuen Dingen gibt es auch in den Impfzentren ein paar Anlaufschwierigkeiten bei der Terminvergabe und Anmeldung im Vorfeld der Impfung, die sich aber in den kommenden Wochen gelegt haben dürften, wenn sich das ganze System eingespielt hat. Eine Terminierung zur Impfung erfolgt unter 0681 -501 4422 und 0800 9991599 telefonisch oder über eine Anmeldemaske auf dem Corona-Infoportal des Saarlandes. Was allerdings für die meisten Menschen in der Regel unproblematisch sein dürfte, kann für nicht ganz so Technik-affine Bürgerinnen und Bürger aber durchaus eine kleine Stolperfalle sein. „Wir hatten schon ein paar Fälle, in denen der Anmeldevorgang nicht komplett durchlaufen wurde oder die für eine Anmeldung notwendige Bestätigungsmail im Spam-Ordner gelandet ist. Aber wir werden weiter daran arbeiten“, erklärt Staatssekretär Stephan Kolling. So soll die Online-Anmeldung nochmals in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister verbessert werden.

Wichtig auch: Wer eine Impfung in Anspruch nehmen möchte, muss unbedingt selbst aktiv werden und sich um einen Termin kümmern. Auf Nachfrage von HOMBURG1 wurde mitgeteilt, dass eventuell eine entsprechende Informationskampagne für weitere Aufklärung sorgen soll, aber Stand jetzt alle Bürgerinnen und Bürger die laut Priorisierungsverordnung für eine Impfung in Frage kommen, sich selbst um einen Termin kümmern müssen. Allerdings könnte das für die kommenden Wochen schwierig bis unmöglich werden: Bis Ende Januar sind laut Gesundheitsministerium alle Impftermine, insgesamt rund 12.000 Termine, in den drei Zentren erst einmal vergeben. Wann neue Kapazitäten frei werden, ist zum aktuellen Zeitpunkt unklar. Auch wann Impfungen für die im ersten Schwung berechtigten Berufsgruppen wie beispielsweise  Ärzte, Notfallsanitäter oder Beschäftigte in der Pflege erfolgen sollen, sind noch unklar. Hier könnten aber bis Ende des Jahres neue Informationen vorliegen.

Gesundheitsministerin Monika Bachmann betont zum Abschluss: „Wir konnten im Saarland direkt mit den Impfungen beginnen und die ersten Impfungen sind reibungslos abgelaufen. Das ist ein wichtiger Schritt zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Wichtig ist auch, dass jeder, der will, geimpft wird – allerdings nicht direkt, da aktuell noch nicht genügend Impfstoffe geliefert wurden. Doch eine weitere Lieferung wird bis Ende des Jahres erwartet. Trotz dem Beginn der Impfungen stehen uns noch herausfordernde Monate bevor. Deshalb appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger sich auch weiterhin an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln zu halten.“

Weitere Informationen rund um das Thema Corona-Impfung:

Verordnung: Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung
Homepage: www.impfen.saarland.de
Telefon: 0681 501 4422 oder 0800 9991599

Mehr dazu:

Das tägliche Update: Die Coronazahlen im Saarland und den Landkreisen

 

 

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