Studientreffen des TeleKasper-Netzwerkes am Universitätsklinikum des Saarlandes (Foto: Viviane Schank, UKS)

Anfang März fand erfolgreich das insgesamt dritte Treffen des TeleKasper Studienteams erstmalig in der Apotheke des Universitätsklinikums Homburg statt.

TeleKasper steht für „Telemedizinisches Kompetenznetzwerk Antibiotic Stewardship in Pediatrics“. Das TeleKasper-Netzwerk besteht aus den vier Hubs Universitätsklinikum des Saarlandes, LMU Klinikum München, Universitätsklinikum Halle (Saale) und Universitätsklinikum Essen, sowie deren regionale Kooperationskliniken.

Unter der Leitung des Studienteams aus Homburg, bestehend aus Prof. Arne Simon (Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie und klinischer Infektiologe), Dr. Nicole Schroeder (Ärztin), Yeliz Akarsu (Hub-Koordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin) und Rachel Müller (Apothekerin), nahmen weitere 24 Experten aus dem multizentrischen TeleKasper-Forschungsprojekt teil. Das Projekt, geleitet von Prof. Johannes Hübner und Priv. Doz. Dr. Ulrich von Both aus München, wird vom Innovationsfond des gemeinsamen Bundesausschusses (GbA) unterstützt.

Das TeleKasper-Projekt soll mithilfe eines telemedizinischen Ansatzes basierend auf einer Smartphone-App die Diagnostik und Therapie von Kindern mit infektiologischen Erkrankungen in nicht-universitären Kinderkliniken verbessern. Kleinere Kinderkliniken stehen oft vor der Herausforderung, ohne spezialisierte Infektionsexperten genaue Diagnosen und Behandlungen für bakterielle Infektionen durchführen zu müssen. Dies kann zum unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika, mit zu häufiger und zu langer Anwendung und damit zur Förderung von Antibiotikaresistenzen führen. Ziel ist es, neue telemedizinische Strategien zur Verbesserung des Antibiotikaeinsatzes in der stationären Kinderheilkunde einzuführen und deren Auswirkungen wissenschaftlich auszuwerten. Teilnehmende Fachkräfte aus den Bereichen Kinderheilkunde, Infektiologie, Pharmazie und IT-Spezialisten kamen aus München, Essen, Halle und Homburg zusammen, um an diesem wegweisenden Projekt mitzuwirken.

“Wir sind sehr erfreut über die Beteiligung der Kinderkliniken aus unserer Region an diesem spannenden Projekt”, kommentierte Prof. Arne Simon, pädiatrischer Infektiologe und Leiter des Hub Saarland. “Die vorher schon im Pädiatrisch-Infektiologisches Netzwerk Saar (PÄDINESaar) etablierte enge Zusammenarbeit mit den anderen Kinderkliniken wird dadurch auf eine völlig neue Stufe gehoben. So soll ein bedeutender Beitrag zur Verbesserung der pädiatrischen Versorgung geleistet werden.”

Im Rahmen des TeleKasper-Projekts wurden in den letzten drei Jahren 34 Kinderkliniken aus ganz Deutschland schrittweise einbezogen. Den Kliniken wurde eine speziell entwickelte TeleKasper-App zur Verfügung gestellt, die alle relevanten Informationen zur Diagnostik und Therapie pädiatrischer Infektionen enthält und sowohl auf Smartphones als auch auf Desktop-PCs oder Laptops genutzt werden kann. Darüber hinaus bietet das Projekt die Möglichkeit, Fachwissen durch telemedizinische Konsultationen abzurufen, ohne dass die jungen Patientinnen und Patienten in eine Universitäts-Kinderklinik verlegt werden müssen.

Zusätzlich wird die Qualität der Verordnung von Antibiotika durch regelmäßige Überprüfung aller Behandlungsfälle eines bestimmten Tages analysiert, beurteilt und an die teilnehmenden Kliniken zurückgemeldet. Dies soll dazu beitragen, die Qualität in der Diagnostik und Therapie von Infektionen nachhaltig zu verbessern und den Antibiotikaeinsatz gezielter und leitliniengerechter zu gestalten. Auf diese Weise soll das enorm wichtige therapeutische Potential von Antibiotika in der Klinik erhalten bleiben und der Selektionsdruck auf Bakterien mit Antibiotikaresistenzen vermindert werden.

Bis Ende Juni 2024 werden die Daten vor und nach der Intervention gesammelt und anschließend ausgewertet. Dann entscheiden die Gutachtergremien des GbA, ob sie das hier entwickelte Modell für die Übernahme in die Routineversorgung empfehlen.

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