Der Deutsche Hebammenverband befürchtet aufgrund der erneut steigenden Haftpflichtprämien für Hebammen künftig eine Unterversorgung im Bereich der Geburtshilfe. Hierzu erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Klaus Kessler:
„Nachdem die Haftpflicht-Versicherungsbeiträge für freiberufliche Hebammen bereits im letzten Jahr zum Stichtag 1. Juli um 23 Prozent auf 6.274 Euro gestiegen sind, wurde der Beitrag nun erneut deutlich auf 6.843 Euro erhöht. Dies entspricht mehr als einer Verzehnfachung innerhalb einer Dekade. Die Landesregierung darf nicht länger zusehen, wie sich die finanzielle Situation der Hebammen immer weiter verschärft. Sie muss die Warnungen des Deutschen Hebammenverbands ernstnehmen, der einen deutlichen Attraktivitätsverlust für den Berufsstand fürchtet. Steigen die Prämien weiter, wird dies unserer Auffassung nach mittelfristig das endgültige Aus für Hausgeburten als wichtige Form der selbstbestimmten Geburtshilfe bedeuten. Damit wird auch Eltern die Möglichkeit genommen, den Geburtsort für ihr Kind frei zu wählen.
Freiberufliche Hebammen leisten eine wichtige und wertvolle Arbeit für Schwangere, Mütter und die Neugeborenen. Dies gilt nicht nur für die Geburtshilfe, sondern auch für die umfangreiche Vor- und Nachsorge. Wir fordern daher von der Landesregierung, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um das Überleben dieses Berufsstands zu sichern. Sie muss sich bei der Bundesregierung für eine Änderung des Systems der Berufshaftpflicht für Hebammen einsetzen. Ein Weg könnte beispielsweise über einen dauerhaften staatlichen Haftungsfonds führen, der die Versicherungsbeiträge deckelt. Eine weitere Möglichkeit würde eine solidarische Haftpflichtversicherung für die medizinischen Berufe darstellen, die dem Prinzip der Unfallversicherung folgt.“
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