“Es ist nicht nur ein Sport, es ist Faszination – pures Adrenalin.“ Rolf Venz, einer der bekanntesten deutschen FPV-Piloten war seit den Anfängen dabei. Er war es, der im letzten Jahr das allererste Speed-Copter Rennen in Deutschland veranstaltete. Nicht in Berlin, nicht in Frankfurt sondern hier in seiner Heimat – Bexbach. Seitdem ist er international gefragt, wurde zum ersten World Drone Prix in Dubai mit seinem Team MRP eingeladen und gewann unlängst den schwierigen Flug-Parcour in der „besten Show der Welt“ auf Pro7 mit Joko und Klaas.
FPV, das heisst in der Pilotensprache First-Person-View. Es steht für die Sichtweise, wie man ein Fluggerät steuert und dessen Flugbahn sieht, eben aus der Ich-Perspektive. „Man ist zwar am Boden, aber in der Luft live dabei. Man konzentriert sich so sehr, dass man rund um sich gar nichts mehr mitbekommt“, sagt Rolf, den wir an einem Donnerstagabend mit seiner Freundin Nadine am Bexbacher Sportplatz treffen. Einiges muss noch geklärt werden, denn die Zwei veranstalten in den nächsten Tagen das nächste große Copter-Rennen hier auf dem Sportplatz des SV Bexbach. Ist genug Strom für die Teams vorhanden, wie sieht das Rahmenprogramm aus, welches Essen gibt es und wie sieht es mit der Sicherheit für die Zuschauer aus? Alles wichtige Fragen rund um ein Event, das am 27. und 28. August FPV-Piloten aus Deutschland und ganz Europa nach Bexbach zieht. Insgesamt 70 Piloten der absoluten Elite haben sich angemeldet. Eine riesige Resonanz.
„Das Ganze fing vor ca 2 Jahren mit youtube Videos an. Da hat es einen regelrechten Boom erfahren. Erst waren es einzelne Personen, die spektakuläre Videos präsentiert haben ( MetallDanny, Boris B., Skitzo ). Die Leute wollten wissen was ist das, wie funktioniert das, wie macht man solche rasante, bewegte Luftaufnahmen? Irgendwann gab es die ersten kleineren Treffen. Anfangs waren die Piloten sehr rar verteilt in Deutschland, nach und nach ist die Szene immer mehr gewachsen“, erzählt uns Rolf.
2015 hatte er die Idee seine Leidenschaft nach Außen zu tragen. Es ging darum einen Wettbewerb zu schaffen, bei dem man sich mit anderen messen kann und das Ganze natürlich auch populärer zu machen. „Daraus haben sich mit der Zeit viele, echte Freundschaften entwickelt“, meint Rolf, der genau wie in seinen YouTube-Videos, auch in echt ein wirklich symphatischer, bodenständiger Typ ist. „Das Ganze geht in dieser „Liga“ natürlich nicht ohne Sponsoren. Die Rennen müssen schließlich finanziert werden und somit werden für Piloten und Teams auch meistens Startergebühren verlangt. Das kann schon mal 5000€ für ein 4er-Team pro Cup kosten, wie unlängst beim FPV Racing World Cup in Österreich. Das ist aber schon eine Ausnahme, die normalen Startergebühren liegen meist zwischen 15 und 40 Euro. Dazu kommen aber die Anreise, das Hotel, Verpflegung etc. Das Equipment ist natürlich auch teuer. Ein Renn-Copter kostet ca 500€ – ohne Propeller und sonstiges Zubehör und hält maximal 2-3 Monate. Es kommen immer neuere Objekte, bessere Regler, Software, Motoren, Videoübertragungshardware, das geht rasant und man muss da immer am Ball bleiben.“
Auch in Bexbach wird am Rennwochenende einiges an Technik aufgefahren. Bei einem solch großen Starterfeld zählt im Vorfeld die richtige Planung und Koordination damit vor Ort alles reibungslos verläuft. Erfahrung darin haben Rolf und Nadine mittlerweile gesammelt. „Die Resonanz auf das Rennen im letzten Jahr war gigantisch. Ich war mega zufrieden, es kam richtig gut an für das erste Mal weil ja alles noch im Versuchsstadium war, daher haben wir auch noch im gleichen Jahr ein zweites Rennen veranstaltet. Da waren die Startplätze innerhalb von nur einer Stunde (!!) ausgebucht“. Künftig möchte er die Veranstaltung einmal pro Jahr stattfinden lassen. „Was wir hier geschafft haben, ist etwas Exklusives im Süddeutschen Raum denn die Veranstaltung zählt als FPV-Gründungsveranstaltung in Deutschland. Es gibt zwar kleinere Treffen aber in diesem Ausmaß und mit dieser hochkarätigen Besetzung findet sich kein Pendant. Bexbach war das erste Event in Deutschland überhaupt und hat sich damit in der Szene von Anfang an einen Namen gemacht.
FPV-Pilot zu sein mag leicht klingen, in der Praxis unterscheidet sich das Lenken eines Speed-Copters jedoch komplett von dem Steuern einer „gewöhnlichen“ Videodrohne. „Es erfordert vor allem Geduld und man muss sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Dazu zählt ein hohes Maß an technischem Verständnis und handwerklichem Geschick. Denn zu 99% bauen die Piloten ihre Copter selbst zusammen und programmieren sie. Da wird viel gelötet, Elektrotechnik gehört zum Basiswissen“, sagt uns Rolf und man merkt sichtlich wie er für das Thema brennt.
Um sich zu bilden und zu lernen, gibt es online eine große, hilfsbereite Community. Viel läuft über Facebookgruppen und spezielle Copterforen. Da bekommt man innerhalb von Minuten wertvolle Tipps von anderen Profis. Eine Gemeinschaft also, die füreinander da ist und sich rege gegenseitig unterstützt. Aktuell ist FPV-Racing noch eine Männerdomaine. Beim kommenden Turnier in Bexbach ist gerade mal eine Frau unter den Startern. „Es ist schwer in das Hobby reinzukommen, aber wenn man es erst einmal anfängt zu beherrschen, wird es zur Sucht.“ Rolf vergleicht es mit einem Multiplayer-Videospiel aber im Unterschied zum Wohnzimmer, ist man an der freien Natur und spielt sein eigenes, echtes Spiel bei dem man komplett abschalten kann. Wenn er die Brille anzieht und auf die Strecke geht, vergisst er alles um sich herum und ist in seiner Welt.
Geflogen wird ohne GPS Signal und Höhenanzeigen. „Man fliegt nach Erfahrungswerten und je mehr man übt, um so bessere „Skillz“ entwickelt man, desto besser kann man Entfernungen, Höhe und Enge der Flugbahn bestimmen“, so Rolf. Es gibt kein Self-Level, also keine Automatisierung damit der Copter wieder auf Sicht gerade am Horizont steht. Ein schwieriges Unterfangen bei über 120 km/h Geschwindigkeit. Pures Adrenalin für den Piloten. Alles wird von Hand gesteuert und jeder Millimeter zuviel am Steuerhebel sorgt für eine gewollte oder eben auch ungewollte Aktion. Ein Flip geht in einem Bruchteil einer Sekunde, man kann sich also vorstellen wie hoch der Konzentrationslevel bei einem Flug sein muss und wie sensibel die Piloten beim Steuern agieren müssen.
In Bexbach werden auf dem Platz sogenannte Gates aufgebaut. Diese bilden den „Track“, die vorgegebene Flugstrecke. Am Samstag beginnt alles mit dem Qualifying. Es werden die Rundenzeiten gemessen und die 32 Besten kommen dann weiter. In den Sonntags-Finalrunden kommt je die Hälfte weiter bis zum echten Finale am Nachmittag nur noch 4 Piloten übrig bleiben.
Neben der normalen Möglichkeit des Zuschauens gibt es auch viele, die sich die Rennen aus der echten FPV-Sicht ansehen wollen. Wer das möchte, kann sich mittels eines Empfängers, Brille oder Monitor, das analoge Signal einfach abgreifen und durch die Kanäle der einzelnen Piloten switchen.
Rund um den Platz gibt es verschiedene Shops von Hardware-Anbietern, die sowohl Copter als auch Zubehör zum Verkauf anbieten und durch deren Werbung das Event finanziert wird. Für die Zuschauer gilt freier Eintritt mit einer optionalen Abgabe von 2€. Rolf und Nadine werden die Erlöse 1:1, wie schon im letzten Jahr, an hilfsbedürftige Organisationen spenden. In diesem Jahr gehen die Erlöse an die Rett Syndrom Stiftung Bexbach und die Arche Noah Blieskastel.
Gesucht werden für die Veranstaltung noch min. 2 Runner bzw. Field Marshals, die sich um die Säuberung der Strecke während der Rennen kümmern und somit den Ablauf reibungsloser machen. Je schneller gestürzte Copter eingesammelt werden, desto schneller können die Piloten sich auf die nächste Runde vorbereiten. Wer Lust hat zu helfen, kann Rolf gerne direkt über Facebook anschreiben.
Die Zuschauer werden an beiden Tagen rundum mit Essen und Trinken durch die Crew vom Sportheim des SV Bexbach versorgt. Zur Unterhaltung neben der Strecke kommt die bekannte „Imperial Order Crew“ und wird mit ihren Star Wars Kostümen für Abwechslung sorgen. Vor einer Leinwand kann man sich mit Darth Vader und Co. fotografieren lassen. Wie bereits im letzten Jahr haben sich auch für die 3.Ausgabe nationale Kamerateams angemeldet. N24 und das ZDF werden vor Ort sein und über eines der gefragtesten Rennen der Szene berichten. Ein besonderer visueller Leckerbissen ist das Nachtrennen am Samstag ab ca 22 Uhr. Dann werden die Hindernisse mit strahlenden LEDs bestückt und verwandeln den Sportplatz in ein buntes Lichtspektakel.
FPV German Masters – Bexbach III. Am 27. und 28. August auf dem Sportplatz SV Bexbach „Auf der Heide“.
YouTube Kanal Rolf Venz: www.youtube.com/user/SeriousMechanic
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Ich bin auch mal gespannt^^ werde mir das auf jeden fall anschauen!