Prof. Marc Piazolo - Foto: Rosemarie Kappler

„Grüne Ziele“ für eine „Grüne Stadt“ – etwa ein neuer Windpark, ein neues Verkehrskonzept mit Fahrradzonen oder die Vernässung des Königsbruches – wurden beim Neujahrsempfang der Homburger Grüne im Kardinal-Wendel-Haus genügend formuliert. Doch seitens des Landesvorstandes gab es auch Impulse, die Zukunft eine Nummer größer zu denken, das ganz große Rad zu bewegen und alles daranzusetzen, Homburg zu einem starken Motor des Transformationsprozesses im Saarland zu machen.

Fünf Reden in eineinhalb Stunden; das klingt langatmig. Langeweile indes kam kaum auf beim Neujahrsempfang des Homburger Grüne-Stadtverbandes und seiner Ratsfraktion. In konzentrierter Form blickten die Verbandssprecher Katrin Lauer und Winfried Anslinger, sowie Fraktionschef Prof. Marc Piazolo auf eine Fülle von Homburger „Baustellen“, skizzierten die aus ihrer Sicht richtigen Ansätze zur nachhaltigen Beseitigung und machten Vorschläge für neue Vorhaben. Die Rahmenbedingungen sind dabei denkbar ungünstig. Piazolo nannte die 30 Millionen Euro, die die Stadt für ihre Schulen und Kindergärten in den nächsten Jahren benötigt bei gleichzeitigem Investitionsstau von 25 Millionen Euro seit Jahren unter anderen für Straßen, Gebäude, Sportstätten und Schlossbergertüchtigung und der Zwangsverpflichtung zum ausgeglichenen Haushalt ab 2024. Piazolo: „Das geht rechnerisch nicht auf und mindert die Zukunftsfähigkeit.“

Gleichzeitig verschärften steigende Energiekosten und Zinsen und der Zustrom an Kriegsflüchtlingen die Problematik. Dringender Handlungsbedarf bestehe, weil die kurzfristigen Hilfen des Bundes zu gering seien und die Finanzierung langfristiger kommunaler Infrastruktur weiter offen bleibe. Mit Machbarkeitsstudien und rentierlichen Investitionen wollen die Homburger Grüne Weichen für die Handlungsfähigkeit stellen. In die Kategorie rentierliche Maßnahmen ordneten sowohl Piazolo wie auch Anslinger dringend notwendige Investitionen in den Bereichen Photovoltaik und Windenergie ein, damit Homburg möglichst viel seiner verbrauchten Energien selbst produziert, mit Solaranlagen auf stadteigenen Dächern und möglicherweise einem neuen Windpark mit neun Anlagen zwischen dem Karlsberg und Bechhofen. Fern- und Abwärme der Industrie könnten den Erdgasverbrauch zum Heizen verringern. Ein Großteil des Energiebedarfes könnte durch solche Maßnahmen gedeckt werden, Kosten würden reduziert.

Foto: Rosemarie Kappler

Kosteneinsparungen sehen die Homburger Grüne auch durch Machbarkeitsstudien im Vorfeld von Großprojekten. Beim Sportzentrum und Waldstadion fehlten sie. Beim neuen Bildungs- und Kulturzentrum Hohenburgschule werde die Machbarkeit geprüft, wo Piazolo trotz höherer Kosten gleich auch die Sporthalle einbezogen sehen will, da sie ohnehin in absehbarer Zeit zu sanieren sei. Warum also nicht mit Aula, Tagungsräumen und Medienzentrum zusätzliche Anziehungspunkte in der Innenstadt schaffen. Gleichzeitig sollten auch für das Alte Rathaus neue Nutzungsmöglichkeiten gefunden und mit auf die Planungen der Hohenburgschule abgestimmt werden, um die Aufenthaltsqualität am Marktplatz zu stärken. Dieser sollte, so eine Vorstellung der Grüne, am besten autofrei werden. Ausprobieren ließe sich das etwa während der Zeit des Musiksommers.

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Auszuprobieren seien auch Fahrradzonen, wie sie im beschlossenen, aber noch nicht umgesetzten Fahrradkonzept vorgesehen sind. Für die Zukunftsentwicklung der Innenstadt sehen die Grüne mehrere Hausaufgaben für Verwaltung und Politik. Da ist das im Entstehen begriffene Einzelhandelskonzept, für das zunächst der Bebauungsplan Enklerplatz aufgehoben werden muss, weil das vorgesehene Shopping-Center „mausetot“ sei. Wegen der aktuell angedachten Bebauungen auf dem Vauban Carrée und am Zweibrücker Tor und dem Parkhaus hinter der Hohenburgschule würde ein aktualisiertes Parkraum- und Verkehrsleitkonzept nötig. Die Grüne schlagen hierfür schon jetzt die Bildung eines Arbeitskreises „Zukunft des Verkehrs in der Innenstadt“ vor, um Vorstellungen besser aufeinander abstimmen zu können.

Winfried Anslinger – Foto: Rosemarie Kappler

Mit Blick auf Einnahmen und Sparpotenziale im Haushalt zielen Vorstellungen der Grüne stark auf die Parkraumbewirtschaftung und das „scharf“ schalten bislang ungenutzter Parkscheinautomaten, ein konsequenteres Verteilen von „Knöllchen“ und die bereits erwähnte effizientere Energieproduktion. Auf den Prüfstand gehörten städtische Beteiligungen und ausgelagerte Dienstleistungen (Wirtschaftsförderungs GmbH, Musikschule), aber auch das Millionengrab Musikpark. Möglicherweise könnte auch der Kreis das Römermuseum übernehmen.

Als positiv sehen die Grüne die künftige Starkverschmutzerzulage, die Abwassereinleiter stärker in die Pflicht nimmt und für eine gerechtere Gebührenverteilung sorgt. Der gerade entstandene Eigenbetrieb Stadtentwässerung, der sich hierum kümmert, war ein lang gehegter Wunsch der Homburger Grüne. In dessen Aufgabenbereich wird auch der Umgang mit erwartbaren Starkregenereignissen fallen. Beim Neujahrsempfang machte insbesondere Kartin Lauer deutlich, wie wichtig schnelle Maßnahmen am Ohligberg sind. Auch lenkte sie den Blick auf die Wasserrückhalteflächen in der Mastau, die mit dem Bau einer neuen B423 verloren gingen. Als aktuelles Thema hatte Lauer die beschlossene Schließung von Sparkassengeschäftsstellen auf die Agenda genommen und Unterschriften für eine Petition zum Erhalt gesammelt.

Katrin Lauer – Foto: Rosemarie Kappler

Lob gab es beim Neujahrsempfang für die Homburger Grüne seitens der Landesvorsitzenden Uta Sullenberger und Ralph Nonninger. Sullenberger informierte, dass die Homburger Idee einer Baumschutzsatzung vom Vorstand aufgegriffen werde unter dem Aspekt Klimaschutzbeitrag. Nonninger, der erst kürzlich bei der Beigeordnetenwahl als Kandidat für Homburg angetreten war, nahm die Stärken der Homburger Industrie in den Blick und machte bewusst, dass die Kreisstadt als viertgrößter Automobilzuliefererstandort unbedingt über das Thema Wasserstofftechnologie am saarländischen Transformationsprozess teilhaben und von den derzeitigen Fördermitteln profitieren müsse. „Homburg bräuchte einen eigenen Produktionsstandort für Wasserstoff, es passiert aber wenig“, so Nonninger. Dabei biete sich im Rahmen der Transformation Homburg als Blaupause für andere Regionen an: „Ihr müsst das große Ganze sehen und euch an der Transformation beteiligen. Macht aus Homburg eine blühende Industrielandschaft.“

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Fotos: Rosemarie Kappler

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