Bei der Projektpräsentation (v. l.): Martin Schuck (DIKOM), Carmen Scheidhauer (Fachbereichsleiterin Soziale Angelegenheiten, Integration, Ehrenamt), Monika Bachhuber (DIKOM-Projektkoordinatorin), Dr. Ulrike Zawar (Geschäftsbereichsleiterin Arbeit, Soziales und Gesundheit), Prof. Dr. Klaus Faßbender (Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes). Foto: Beate Ruffing / Saarpfalz-Kreis

Derzeit sind im Saarland mehr als 73.000 Menschen pflegebedürftig, von denen ca. 13.000 in Pflegeheimen leben. Davon sind weit über 10.000 Personen so stark in ihrer Bewegung eingeschränkt, dass sie eine normale Arztpraxis zur Untersuchung nicht aufsuchen können. Für medizinische Untersuchungen werden sie bislang in die Kliniken des Saarlandes eingewiesen. Der Transport und die fremde Umgebung werden von den häufig mehrfachkranken Menschen als sehr belastend empfunden.

Um das Leid der betagten Patientinnen und Patienten zu lindern und die Notaufnahmen der Kliniken zu entlasten, hat Professor Dr. Klaus Faßbender, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, zusammen mit seinem Team ein umfangreiches Konzept für eine mobile Diagnostik erarbeitet. Dieses Konzept ist jüngst im Homburger Forum vorgestellt worden. 

Unter dem Motto „Wenn der Patient nicht zur Diagnostik kommen kann, kommt diese zu ihm” soll ab Anfang 2025 auf ärztliche Verordnung hin ein „Modell-Fahrzeug“ zum Einsatz gebracht werden, welches mit medizinischer Diagnostik ähnlich einer Notaufnahme ausgestattet ist. Die mittels Computertomographen, Röntgen, Ultraschall, EKG, EEG sowie Labor erhobenen Daten und Bilder werden aus dem Fahrzeug telemedizinisch in die vertraglich eingebundenen Kliniken wie die Uniklinik in Homburg und das Caritas-Krankenhaus in Lebach übertragen und dort von den Experten verschiedener Fachdisziplinen befundet.

Die Untersuchungsergebnisse werden schnellstens dem zuständigen Arzt und dem Pflegeheim zur Einleitung der medizinischen Anschlussversorgung in der vertrauten Umgebung mitgeteilt.

Mit diesem bundesweit einzigartigen Modell sollen die Belastungen für die Pflegeheimbewohner und für die Pflegeteams in den Heimen reduziert, die Notaufnahmen der Kliniken entlastet sowie die hausärztliche Versorgung in den Heimen gestärkt werden, ohne die Qualität der medizinischen Diagnosen und der Therapien einzuschränken.

Das Gelingen dieser technischen und medizinischen Innovation ist von der Mitwirkung vieler Partner abhängig. Der mit modernem medizinischem Gerät ausgestatte LKW muss von den Hausärztinnen und Hausärzten der Pflegeheimbewohner verordnet und von den Einrichtungen offensiv angefordert werden. Der Saarpfalz-Kreis ist gerne bereit, regionaler Unterstützer dieses Bundesmodells zu werden.

Landrat Dr. Theophil Gallo: „Der Saarpfalz-Kreis unterstützt diesen Modellversuch gerne. Ich erhoffe mir für die pflegebedürftigen Menschen, dass es zu weniger für diesen Personenkreis besonders belastenden Kurzzeitklinikaufenthalten kommt und somit zu einer Verbesserung der Versorgungssituation. Damit einhergehend gehe ich auch davon aus, dass das Pflegepersonal in den Einrichtungen durch die Möglichkeit der mobilen Diagnostik entlastet wird.“

Nach einem erfolgreichen Modellverlauf mit zunächst rund 50 Pflegeeinrichtungen und rund 4.500 Patienten, soll die „mobile Diagnostik“ zukünftig als Regelversorgung zur Verfügung stehen. Dafür gibt es im Saarland auch besonders viel Handlungsbedarf. Zusammen mit Rheinland-Pfalz liegt das Saarland mit erheblichem Abstand bundesweit an der Spitze bei den „kurzen Krankenhausaufenthalten“, zu denen auch die nicht bedarfsnotwendigen Einweisungen von Heimbewohnern gehören.

Das „Team Faßbender“ ist optimistisch. Obwohl erst im Anlauf, ist die Resonanz beachtlich: Niedergelassene Ärzte bieten ihre Mitwirkung an, Heimleitungen fragen nach dem endgültigen Starttermin, Klinikchefs bieten an, ihre fachärztliche Expertise einzubringen und die „Politik fragt bereits, wie aus dem Modell nach einem erfolgreichen Verlauf Regel werden kann“, so Prof. Faßbender. 

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