Bild: Stephan Bonaventura
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Wissenschaftler, Politiker und auch Teile der Bevölkerung – sie alle schauen derzeit auf die Zahl der noch verfügbaren Intensivbetten. Zumindest an der Uniklinik in Homburg ist die Lage diesbezüglich stabil. Doch wie viele solcher Betten gibt es eigentlich am größten Klinikum des Saarlandes? Und welche Pläne gibt es für den Notfall? HOMBURG1 hat nachgefragt.

Es ist wohl eine Zahl, die die wenigsten Deutschen bis vor einem Jahr sonderlich interessiert hätte. Rund 27.000 Intensivbetten gibt es in Deutschland. Damit hat die Bundesrepublik mit die meisten Intensivbetten in Bezug auf die Einwohnerzahl weltweit. Das hört sich alles recht klar an. Doch wenn man genauer hinschaut, ist die Situation durchaus komplex. Denn Intensivbett ist nicht gleich Intensivbett.

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Das gilt erst recht nicht am Uniklinikum in Homburg, wo eine Vielzahl an Fachrichtungen beheimatet sind. Folge ist, dass diese Bereiche meist auch eigene Intensivabteilungen haben. „Diese werden aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen in Abhängigkeit der jeweiligen Abteilung betrieben“, erklärt der Ärztliche Direktor des UKS, Professor Wolfgang Reith. Konkret bedeutet das: Wer einen schweren Covid-Verlauf hat, kommt auf die Lungenintensivstation, wo derzeit 11 Corona-Patienten liegen. Abteilungsübergreifend gebe es derzeit 123 solcher Intensivbetten in Homburg, so Reith.

Doch damit ist die Zahl der Betten für besonders intensiv zu betreuende Patienten noch nicht erschöpft. Denn dazu kommen noch 121 Überwachungsbetten. „Diese können Patienten nachgeordnet versorgen, die eine höhere Kompetenz als auf den Normalstationen vorhanden erfordern“, sagt Reith. Nun würde man annehmen, dass somit 244 Betten für die Behandlung von schwerkranken Patienten zur Verfügung stünden. Doch so einfach ist es nicht.

Denn die Zahl bezieht sich nur auf die theoretisch zu betreibende Höchstzahl der Betten in „normalen“ Zeiten. Tatsächlich betreibbar sind im Normalzustand jedoch weniger Betten, wie der Ärztliche Direktor des UKS betont. „Das hängt unter anderem mit den Personalvorgaben, der tariflich festgelegten Personaluntergrenze zusammen – fallen also beispielsweise Pflegekräfte krankheitsbedingt aus, müssen Betten entsprechend teilweise gesperrt werden. Wie beschrieben, gelten diese Bedingungen jedoch für den normalen Zustand – also für die Zeit vor der Corona-Pandemie.”

In einer Ausnahmesituation wie heute sieht das Ganze etwas anders aus, wie Reith erläutert. „In einer solchen Situation können Personalvorgaben und andere Rahmenbedingungen entfallen, so dass mehr Betten auch für Schwerkranke zur Verfügung gestellt werden könnten.“ Dementsprechend ist die derzeitige Belegung der tatsächlich betreibbaren Betten in Intensivabteilungen, laut Reith 96%,, auch nur mit Vorsicht zu genießen. Schließlich ist bei dieser Zahl die mögliche Mobilisierung in der derzeitigen Ausnahmesituation nicht berücksichtigt.

Wie viele Betten jedoch in der jetzigen Lage mobilisiert werden können, diese Frage könne, so Reith, nicht pauschal beantwortet werden. „Betten, Geräte und Verbrauchsmaterial sind ausreichend vorhanden, der limitierende Faktor ist in erster Linie das Personal.“ Doch auch für diese Herausforderung gebe es Lösungsansätze. Diesbezüglich nennt der Ärztliche Direktor unter anderem Personalverschiebungen, Rotationssysteme und eine Änderung der Schichtmodelle.

Um solche Maßnahmen zu planen, habe man Anfang des vergangenen Jahres einen Corona-Krisenstab am UKS eingerichtet, in dem der Vorstand sowie Vertreter der Krankenhaushygiene, Virologie, Intensivmedizin, Personalrat und anderen zentralen Stellen der Uniklinik vertreten sind. „Dort haben wir einen Drei-Stufen-Plan entwickelt, mit dem wir auf das Infektionsgeschehen reagieren können“, sagt Reith. „Seit Herbst 2020 befinden wir uns auf der höchsten Stufe unseres Stufenkonzeptes.“ Eine Ausnahmesituation also, in der auch die interessierte Öffentlichkeit neue Zahlen für sich entdeckt.

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