Wer die Sparkassen-Filialen in der Homburger Ringstraße betritt, der wird seit einiger Zeit von besonders jungen Mitarbeitern bedient. Denn dort haben Azubis das Ruder (weitgehend) übernommen. „Youngzubi“ heißt das Programm, das den Auszubildenden weitgehende Eigenverantwortung am Schalter und bei der Beratung einräumt. Was genau dahinter steckt und wie die ersten Erfahrungen sind, hat HOMBURG1 bei einem Besuch erfahren.
Ob Online-Banking oder digitales Bezahlen – die Bankenwelt ist im Wandel. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich gerade junge Menschen unkomplizierte Angebote wünschen, bei denen man im besten Fall mit einem Klick zum Ziel kommt. Doch mitunter braucht es dabei auch Beratung. Und wenn diese von Menschen aus der gleichen Generation kommt, nimmt man sie vielleicht noch eher an.
Diese Erfahrung macht möglicherweise derzeit der ein oder andere Kunden bei der Kreissparkasse Saarpfalz. Wenn man nämlich Schüler oder Student ist, kann es sein, dass man in diesen Tagen einen Anruf eines Azubis bekommt. Beispielsweise von Felix Richter oder Alice Bullert, die derzeit einen ganz besonderen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Sie sind nämlich momentan in der Sparkassen-Filiale in der Ringstraße verantwortlich für Beratung und den Service am Schalter. Möglich macht das „Youngzubi“, ein Programm, das im letzten Jahr aufgelegt wurde.
„Wir haben eine Lösung gesucht, um unseren Azubis noch einmal einen Mehrwert zu bieten, um in das Thema Beratung hereinzukommen“, erklärt Sebastian Ruppert die Idee hinter dem Projekt, das er koordiniert. „Hier haben sie die Möglichkeit sich selbst zu finden, um zu sehen, wie das mit der Beratung funktioniert.“ Zwei Monate haben die Azubis dabei Zeit, Telefongespräche zu führen, Termine abzumachen und selbstständig Beratungsgespräche zu führen.
„Bei den ersten Anrufen ist man sich schon noch ein bisschen unsicher, wie man etwas formuliert“, räumt Alice Bullert ein, die seit einigen Wochen in der Ringstraße arbeitet. „Je öfter man das aber macht, desto eher hat man es drauf.“ Etwas einfacher wird die Situation für die Azubis dadurch, dass sie für Schüler und Studenten zuständig sind. Das ist man dann auch schnell per „Du“, wie Azubis Felix Richter erzählt. „Die Telefongespräche waren nie angespannt, wenn ich erkläre, dass ich von den Youngzubis bin, sind die Kunden direkt entspannt drauf.“
Doch letztlich sind die Telefongespräche natürlich nur der erste Schritt. Das eigentliche Ziel ist ein anderes: Beratungsgespräche zu vereinbaren und diese auch selbst zu führen. Das klappe gut, wie Richter versichert. „Ich habe bereits einige Termine abgemacht. Das ist wichtig, denn nur so lerne ich, wie ich Sachen am besten erkläre.“
Dabei haben die Azubis weitgehend freie Hand, bis auf Konto-Eröffnungen dürfen sie im Grunde alles selbst machen. Und wenn doch einmal Rat gefragt ist, gibt es immer noch einen Ansprechpartner vor Ort. Das alles ist nicht selbstverständlich, wie man allein schon daran merkt, dass zu Programmbeginn doch einiges in die Wege geleitet werden musste, wie „Chef“ Ruppert verrät. „Man musste den Azubis schon einige Rechte einräumen, zum Beispiel durften sie bis dahin noch keine Kasse allein eröffnen.“
Diese Tätigkeit kam im April dazu, als die Auszubildenden auch die Kontrolle am Schalter übernahmen. Dort durften sie zwar bisher auch schon in anderen Filialen aushelfen. Aber nun ist die Verantwortung doch noch mal ein Stück größer. Abschrecken lassen sich die Azubis davon aber offenkundig absolut nicht. „Ältere Kunden sind schon oft erstaunt, dass da eine neue kraft da ist, Es ist aber nicht so, dass sie sagen, ich will zu dir nicht gehen, weil ich dich nicht kenne.“
Das Fazit fällt bisher in jedem Fall positiv aus, sowohl vom Leiter des Programms als auch von Seiten der werdenden Bankangestellten. „Wir legen schon großes Vertrauen in unsere Azubis, dass sie das gut machen. Aber das hat sich bisher auch ausgezahlt“, betont Ruppert. Und genau dieses Vertrauen ist es schließlich auch, was von Azubi-Seite aus sehr gut ankommt. „Es ist schon cool, dass man die Verantwortung für die ganze Geschäftsstelle hat“, sagt Alice Bullert. „Das ist einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass einem so viel zugetraut wird.“