Fachspezialisten, Politiker und Institutionelle müssen an einem Strang ziehen, um bei dem komplexen Thema Adipositas erfolgreich sein können. Schirmherrin Monika Bachmann (l.) ließ sich den Besuch der Veranstaltung nicht nehmen. Foto: Regina Raskopp, CJD

Das Saarpfälzische 8. Adipositasforum, eine Gemeinschaftsveranstaltung des Adipositas-Netzwerkes SAAR e. V. und des Gesundheitsamtes des Saarpfalz-Kreises, fand diesmal im Christlichen Jugenddorf Homburg (CJD) statt. Es ging um Adipositasprävention und Schule. Ärzte aus der Praxis und öffentlichen Institutionen sowie erfahrene Wissenschaftler informierten die etwa 100 Besucher über den aktuellen Stand der Dinge. In der Pause hatten diese auch Zeit, an verschiedenen Ausstellungsständen regionale Projekte kennenzulernen, gesunde Snacks zu kosten und zu netzwerken.

Aktuelle Wissenschaftsergebnisse und praktischer Erfahrungen zusammenbringen, dieses Ziel verfolge das Adipositasforum, so fasste die Organisatorin und Vorsitzende des Adipositas-Netzwerkes Saar e. V., Dr. Angelika Thönnes, den Nachmittag zusammen. Aus unterschiedlichen Blickrichtungen betrachtet, gelte es nachhaltige Veränderungen und Verbesserungen in der Prävention und der Versorgung zu schaffen. Dass das dringend erforderlich ist, belegte die Schirmherrin, Gesundheitsministerin Monika Bachmann, eindrücklich mit Zahlen. 

„15 Prozent der Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren sind übergewichtig, 6,3 Prozent sogar adipös, das heißt krankhaft übergewichtig.“ Und dieses ziehe sich durch das ganze Leben, so dass es zunehmend auch ältere Menschen betreffe. „Die Führung eines gesunden Lebens muss gelernt werden. Lernorte sind Kitas und Schulen, die damit aber häufig überfordert sind“, sagte Monika Bachmann. Der frühen Prävention komme daher ein hoher Stellenwert zu, mit Beginn im Idealfall bereits vor der Geburt. Denn: Übergewicht bedeutet neben einer Erhöhung körperlicher Erkrankungsrisiken auch psychische Probleme.

Was können Ärzte tun? Derzeit ist die Einführung eines eigenen Schulfaches Gesundheit, wie von der Ärztekammer empfohlen, aus politischer Sicht noch nicht konsensfähig, außer, wie an manchen Schulen durch freiwillige Umsetzung. Deshalb starteten sie ihr Großprojekt mit drei Projekten, die sie Schritt für Schritt voranbringen möchten, um am Schluss ihre Vision vom eigenen Schulfach doch noch erreichen zu können. Der Leiter des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, Prof. Stefan Ehehalt, präsentierte weitere Zahlen: Bei den zehn größten Gesundheitsgefahren in Deutschland steht das Übergewicht auf Platz 3. 

Rund 100 000 Menschen sterben vorzeitig daran, mehr als an Alkohol. Für die direkten und indirekten Folgen von Übergewicht gibt Deutschland jährlich ca. 60 Milliarden Euro aus. Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig und nur rund 6 Prozent der betroffenen gesetzlich Krankenversicherten nehmen eine spezifische Behandlung in Anspruch. „Es handelt sich um eine chronische Krankheit, die einer langfristigen Behandlung bedarf. Die Versorgungsstrukturen reichen längst nicht aus“, so der Kinder- und Jugendarzt. Er weiß aber auch: „Nur gemeinsam und wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, werden wir bei diesem komplexen Thema erfolgreich sein können.“ Es benötige Eigeninitiativen, Zeit, Geduld, eine auskömmliche Finanzierung und Netzwerkarbeit. Dann bestünden gute Chancen auf Erfolg. 

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