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Die Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes und der SHG-Kliniken bieten Hilfe für traumatisierte Flüchtlingskinder aus der Ukraine.

Unter anderem das BMBF fördert dafür eine multizentrische, randomisiert-kontrollierte Evaluationsstudie des Programms START (‚Stress-Arousal-Regulation-Treatment‘, entwickelt von Andrea Dixius und Prof. Eva Möhler). An der Studie teilnehmende Kinder erhalten eine eingehende Diagnostik und ein sechswöchiges Programm mit Gruppen- und Einzelsitzungen. Dolmetscher werden gestellt, die Teilnahme ist für ukrainische Kinder und Jugendliche kostenlos, eine Anschlussbehandlung kann bei Bedarf beantragt werden.

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Zusätzlich wurden Workshops – u.a. gemeinsam mit dem saarländischen Bildungsministerium/ Landesinstitut für Pädagogik und Medien – für bisher über 500 Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Sozialarbeit, aus Kliniken und Schulen, etc. angeboten, die sich in dem Konzept START-Kids trainieren lassen. Insgesamt 24 saarländische Grundschulen oder Förderschulen integrieren das Konzept von START-Kids bereits in den Unterricht. Neun weiterführende Schulen haben ebenfalls Interesse bekundet und die START-Manuals erhalten. Diese Materialien dienen dazu, den Lehrerinnen und Lehrern Anleitung und Hilfestellung im Umgang mit traumatisierten Kindern zu geben.

„Angesichts des Krieges und der immensen Zerstörungen in der Ukraine erleben wir im ganzen Land ein hohes Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn es ist unsere Verantwortung, die Integration der ukrainischen Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen. Die Schulen spielen dabei eine herausragend wichtige Rolle. Viele der ukrainischen Kinder und Jugendlichen, die jetzt bei uns im Saarland Schutz suchen, haben im Krieg schreckliche Erfahrungen gemacht. Die START-Materialien bieten für die Teams an unseren Schulen wertvolle Unterstützung im professionellen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen und bei der Aufarbeitung von Belastungen“, so Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot.

Was ist START?

START ist ein niedrigschwelliges und kulturintegratives Stabilisierungskonzept für Kinder und Jugendliche mit starkem Stresserleben oder Traumafolgen und schweren emotionalen Belastungen, die zum Beispiel bei Flucht und Krieg auftreten. Solche Kinder und Jugendliche leiden häufig unter psychischen und körperlichen Symptomen und sind von Verlustängsten nachhaltig belastet.

Das strukturierte START-Manual für Jugendliche fokussiert auf Resilienzförderung und wurde ursprünglich im Jahr 2016 im Rahmen der praktischen Arbeit mit hochgestressten, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Clearing- und Erstaufnahmekontexten und in der klinischen Versorgung der Kinder- und Jugendpsychiatrie entwickelt und wird nach der Ablieferung guter Pilotevaluationsdaten (Dixius & Möhler, 2021; Dixius, Goth, Möhler, 2021) jetzt dank einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auch an vielen deutschen Standorten (u.a. an den Universitätskliniken Mainz, Marburg, Landau) angeboten und in der Praxis erprobt.

„Nach dem mittlerweile auch international gut etablierten Programm START für Jugendliche, haben wir START-Kids speziell an die Bedürfnisse jüngerer Kinder im Alter von 6-12 Jahren adaptiert. Das Programm zeichnet sich wie START durch die einfache Anwendung, spielerische Übungen, bildreiche Materialien in verschiedenen Sprachen und zusätzliche Audiofiles zur Unterstützung der praktischen Umsetzung an. Es geht darum, frühzeitig seelische Belastungen und Anspannung zu erkennen und zu regulieren“, sagt Andrea Dixius, Leitende Psychologin der SHG-Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie u. Psychosomatik und Leiterin der Kindertraumaambulanz (OEG), Saarland. „START und START-Kids bieten Kindern und Jugendlichen im Gruppen- oder Einzelsetting einen niedrigschwelligen Zugang und stabilisierende Unterstützung; die Programme fördern Selbstwirksamkeit, Stressresilienz, Emotionsregulation, die Stärkung von Schutzfaktoren mit einer validierenden Grundhaltung und der Fokussierung auch auf positive Ressourcen.“

„Wir betreuen in unseren Ambulanzen bereits einige ukrainische Kinder, die an diesem Programm teilnehmen“, sagt Prof. Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum des Saarlandes und Chefärztin der SHG-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie u. Psychosomatik.

„Wir sind der Kinderhilfe Saar und der Hager Group in diesem Zusammenhang sehr dankbar, dass sie die Kosten für die Übersetzung der Handouts und Materialien übernehmen. Ukrainische Kinder und Jugendliche bekommen bei Bedarf außerdem einen Dolmetscher gestellt. Sie erhalten eine eingehende Diagnostik und werden im Rahmen eines sechswöchigen Programms von eigens ausgebildeten Fachkräften der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Gruppen- oder Einzelsitzungen betreut. Die Teilnahme ist für die ukrainischen Kinder kostenlos“, betonen Andrea Dixius und Prof. Möhler. „Sollten darüber hinaus weitere Hilfeleistungen und Therapien notwendig sein, können diese gesondert beantragt werden.“

Auf Wunsch der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie haben die Autorinnen einen von dem Programm abgeleiteten Selbsthilfe-Reader für ukrainische Eltern, Kinder und Jugendliche entwickelt und ins Ukrainische übersetzen lassen. Weitere Materialien (Handouts für Kinder und Jugendlichen) werden derzeit mit Unterstützung der Kinderhilfe Saar und der Hager Group ins Ukrainische übersetzt.

„Vor Kurzem hatten wir übrigens ein Webinar für Fachleute – Lehrerinnen und Lehrer, Jugendhilfe, Kliniken, Beschäftigte und Betreuer in der Sozialarbeit und Flüchtlingshilfe, etc. – die sich in START und START-Kids trainieren lassen möchten, angeboten. Es haben sich über 500 Interessierte angemeldet, wir waren überwältigt von der positiven Resonanz. Dies zeigt, dass im Moment ein großer Bedarf besteht“, sagt Prof. Möhler.

Das START-Kids-Konzept wird zurzeit in Kooperation mit dem Bildungsministerium des Saarlandes an 24 Grundschulen oder Förderschulen im Saarland eingesetzt, wo es von den Lehrpersonen in den Unterricht integriert wird. Damit sie starten können, ohne zuvor aufwändig Materialien beschaffen zu müssen, haben diese Schulen sogenannte STARTer-Boxen erhalten. Neun weiterführende Schulen haben die START-Manuals erhalten.

„Es ist wichtig, dass die ukrainischen Kinder gut in unseren Schulen aufgenommen werden und einen geregelten Tagesablauf haben. Die Konzepte von START und START-Kids können den Lehrerinnen und Lehrern Anleitung und Hilfestellung im Umgang mit traumatisierten Kindern geben, die Schreckliches erfahren haben und sich nun in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Mache sind vielleicht eher still und in sich gekehrt, andere eher mal gereizt und gestresst. Das sind nun ganz neue Herausforderungen nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch für die gleichaltrigen Klassenkameraden, die gleichermaßen in das Konzept miteinbezogen werden können.“

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