In Limbach hatten am Samstag die Belegschaft von Casar und die IG Metall Homburg-Saarpfalz zu einer neuerlichen Protestaktion eingeladen. Unter dem Motto „Solidarität endet nicht am Werkstor“ machten die Organisatoren erneut im Schatten von Stellenabbau darauf aufmerksam, welche Bedeutung den großen Industriebetrieben im nördlichen Saarpfalz-Kreis zukommt. Bereits am 8. Oktober wurde von der IG Metall eine Menschenkette in Homburg organisiert, gebildet von 1500 Beschäftigten von Bosch, Schaeffler und Casar. In Summe geht es aktuell um rund 500 gefährdete Jobs und um die wirtschaftlichen und sozialen Nachteile, für die darauf angewiesenen Familien.
Schaeffler will 290 Stellen streichen und Bosch Rexroth 155. Casar in Limbach hat bereits um 49 Stellen reduziert, weitere bis zu zehn Beschäftigten werden das Unternehmen verlassen, nachdem sie bereits ihre Aufhebungsverträge unterschrieben haben. Auch eine betriebsbedingte Kündigung wurde nach Angabe der Gewerkschaft bereits ausgesprochen. All das wollen die Industriearbeiter nicht klaglos hinnehmen. In Limbach hatten sie am Samstag um die Solidarität aus der Bevölkerung geworben und hatten sie dutzendfach bekommen. Dokumentiert wurde dies durch Unterschriften auf einem acht Meter langen Banner. „Unser Ziel ist es, dass das Banner auf beiden Seiten beschrieben wird. Nach der heutigen Aktion werden wir es wie ein Staffelholz zunächst an die Kollegen von Bosch und Schaeffler weitergeben. Dann soll es gemeinsam präsentiert werden“, erläuterte Joaquin Moreno De La Cruz, Betriebsratsvorsitzender des Casar Drahtseilwerk Limbach, auf Anfrage unserer Redaktion.
Kurzfristig den Personalabbau stoppen, Neueinstellungen vornehmen, den Ausbildungsplan verbessern „und langfristig natürlich auch Investitionen folgen lassen, um jene Produkte zu fördern, bei denen wir zurzeit nicht wettbewerbsfähig sind“. Die Liste konkreter Vorschläge, wie Casar in Kirkel-Limbach den Standort sichern könne, hat De La Cruz bereits mit der IG Metall ins Gespräch gebracht. „WireCo fährt das Unternehmen mit Vollgas an die Wand, das Management hat kein Konzept für die Zukunft des Standortes“, protestiert Gewerkschaftssekretär Martin Zimmer. Immerhin, das Management scheint bereit zu seine für Gespräche zur künftigen Entwicklung. De La Cruz äußerte sich verhalten zuversichtlich. Es habe bereits ein Gespräch mit Richard Jacobs stattgefunden, dem Vize-Präsidenten des Casar-Eigners WireCo.
„Er hat uns gesagt, was er möchte, doch auch wir konnten unsere Stellung klar machen. Es hat sich gezeigt, dass es da wohl auch Missverständnisse gab. Etwa darüber, wie Kurzarbeit in Corona-Zeiten funktionieren könnte. Aber auch das Thema Auzubildende und die Übernahmemöglichkeiten hatte man ihm nicht richtig erklärt. Themen, die er nicht richtig mitbekommen hatte. Es kann sein, dass es an der internen Kommunikation lag, aber das wissen wir nicht genau, weil wir nicht in die Gespräche zwischen der Standortleitung und dem Management eingebunden sind. Wir haben jedenfalls nicht mehr als zehn Minuten gebraucht, um ihm den Sachverhalt richtig zu erklären“, sieht De La Cruz ein Fünkchen Hoffnung für die Zukunft.
Sinnvoll für das Unternehmen sei aktuell das genaue Gegenteil dessen, was passiere. „Eigentlich sollte der Weg ein anderer sein, wir brauchen Personal in der Produktion, um unsere Kunden rechtzeitig beliefern zu können. Das wären 20 bis 30 Menschen. Langfristig müssten wir einfach mehr Beschäftigte haben als jetzt. Wir bräuchten Einstellungen und einen guten Ausbildungsplan, denn es gehen langsam einige Leute in Rente“, so der Betriebsratsvorsitzende. Den Schwerpunkt würde er gerne auf die qualifizierte Ausbildung legen: „Casar ist kein Fließbandbetrieb. Wir machen eher handwerkliche Arbeit und da brauchen wir gute Leute. Und langfristig brauchen wir auch Investitionen, um jene Produkte zu fördern, wo wir nicht wettbewerbsfähig sind. Casar ist breit aufgestellt. Wir verkaufen an Kranhersteller, an Häfen, an Brückenbauer, Minen und Vergnügungsparks. Diese Vielfalt bekommt man nur durch gute Ausbildung und gute Produkte. Casar ist ja bereits gut aufgestellt.“
Das sieht auch Ortsvorsteher Max Victor Limbacher so: „Deshalb drücken wir alle die Daumen, dass die Kollegen was bewegen können, damit am Ende die Auftragsbücher, die gut gefüllt sind, abgearbeitet werden können.“ Casar als Unternehmen sei über Jahrzehnte hinweg, sozial, wirtschaftlich und kulturell mit Limbach verbunden. Inzwischen arbeite aus mancher Familie bereits die dritte Generation im Drahtseilwerk und auch über die Vereine, die direkt und indirekt von Casar unterstützt werden, gebe es enge Bindungen. Früher sei Casar für die Gemeinde Kirkel größte Gewerbesteuerquelle gewesen. Das habe sich zwar durch die jetzt internationale Verquickung und neue Struktur geändert, doch Casar sei mit der Gemeinde über einen Lebensfaden verbunden. De La Cruz bestätigt, dass gut ein Drittel, wenn nicht sogar die Hälfte der Beschäftigten unmittelbar in der Gemeinde verortet sind.