Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling warnt vor Medikamentenmissbrauch. Bild: Pressestelle MSGFF/Naima Gehring

Laut Schätzungen sind deutschlandweit zwischen 1,5 und 1,9 Millionen Menschen arzneimittelabhängig, davon sind etwa 1,1 Millionen abhängig von Benzodiazepinen. Heruntergebrochen aufs Saarland würde dies bedeuten, dass etwa 18.000 Menschen medikamentenabhängig sind und darüber hinaus bis zu 46.000 Menschen häufige und unnötig hoch dosierte Anwendungen aufweisen. Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling warnt nun vor solchem Medikamentenmissbrauch.

Anlässlich des Europäischen Expertentreffens Drogenerkennung zum Thema „Beeinflussung durch Arzneimittel – Die unentdeckte Gefahr“ in St. Ingbert warnt Kolling vor dem besonders risikoreichen multiplen Substanzgebrauch: „Die Belastung für Körper und Psyche durch Mischkonsum führt zu einer erhöhten Gefahr von Drogennotfällen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten Todesfälle der letzten Zeit auf Mischkonsum zurückzuführen sind. Viele davon im Zusammenhang mit missbräuchlichem Amphetamin- und Benzodiazepinkonsum. Ursprünglich in der sogenannten Drogenszene verbreitet, tritt das genannte Phänomen mittlerweile auch zunehmend im sogenannten Freizeitkonsum und im Kontext der Arbeitswelt auf.”

Häufig fehle es den Konsumenten und Konsumentinnen an dem Bewusstsein, eine Medikamentensucht entwickelt zu haben. Aber auch der Konsum von Medikamenten ohne medizinische Erfordernis zur Befindlichkeitsverbesserung oder Leistungssteigerung berge bereits ein großes Gesundheitsrisiko.

Besonders auffallend ist der Medikamentenmissbrauch und Mischkonsum bei der Gruppe der Schwerstabhängigen. Bei den 30 Drogentoten des Jahres 2020 wurde bei der Hälfte Amphetamin nachgewiesen, in 12 Fällen Benzodiazepine. Die meisten der Drogentoten im Saarland hatten über fünf verschiedene Drogen im Mix genommen. Bei nahezu allen Fällen, die mit Benzodiazepinen in Verbindung stehen, wurde auch das Stimulans nachgewiesen. Kolling ergänzt: „Diese Entwicklung geht aber weit über die Gruppe der Schwerstabhängigen hinaus. Daher dürfen wir nicht zuschauen, sondern brauchen klare Strategien.“

Das Saarland möchte deswegen die Suchtkrankenhilfe weiterentwickeln: Die Mittel für die Suchtkrankenhilfe wurden um rund 400.000 Euro erhöht. Damit stehen für diesen Bereich über 2,25 Mio. jedes Jahr zur Verfügung. Seit Januar 2021 trägt das saarländische Gesundheitsministerium die Förderung für die Suchtprävention zu 100 Prozent: „Wir haben trotz der Pandemie-Situation die Neuausrichtung der Suchtkrankenhilfe–Landschaft im Saarland vorangebracht und werden die Arbeit auch in Zukunft weiterentwickeln. In einem nächsten Schritt werden wir uns unter anderem dem Projekt „Drug Checking“ nähern,“ resümiert Kolling.

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