Wenn in einem Landkreis die politische Verantwortung übergeben wird, ist das selten eine nüchterne Protokollangelegenheit. Im Saarpfalz-Kreis wurde daraus eine fast vierstündige Feierstunde mit über 300 geladenen Gästen, bewegenden Reden, musikalischen Zwischentönen und wirklich sehr viel europäischem Geist. Am Abend des 27. Mai 2025 verabschiedete sich Landrat Dr. Theophil Gallo nach zehn Jahren Amtszeit aus dem öffentlichen Dienst – sein Nachfolger Frank John übernimmt zum 1. Juni das höchste Amt der Kreisverwaltung.
In seiner Antrittsrede ließ Frank John keinen Zweifel daran, dass er nicht nur bereit ist für diese Aufgabe, sondern sich auf sie freut. „Ich möchte ein Landrat zum Anfassen sein“, betonte der frühere Bürgermeister der Gemeinde Kirkel, der auf eine 15-jährige kommunalpolitische Erfahrung zurückblicken kann. Seine Ziele setzte er klar: Der Saarpfalz-Kreis soll ein Ort sein, „in dem es Spaß macht zu leben und zu arbeiten – und in dem es Freude bereitet, sich in der Kreisverwaltung einzubringen.“ Die Arbeit mit den Mitarbeitern der Kreisverwaltung, der Kontakt zu den Menschen im Kreis sowie eine vertiefte Zusammenarbeit mit den sieben Kommunen stehen für John im Zentrum. Dabei setzt er auf Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung und einen spürbaren Zusammenhalt, den er als Grundlage für alle weiteren Projekte bezeichnete.

Was dabei wie eine kommunalpolitische Selbstverständlichkeit klingt, erhält in Johns Tonfall und Beispielen besondere Ernsthaftigkeit. In seiner Rede nahm er sich die Zeit, sich ausführlich bei seiner Familie zu bedanken – bei seiner Mutter, seiner Tochter, seiner Lebensgefährtin – und hob hervor, dass dieser Beruf auch privat Verzicht bedeutet. Gleichzeitig versprach er, auch weiterhin mit vollem Einsatz dabei zu sein – „24 Stunden, sieben Tage die Woche“. Als Zeichen seiner Haltung ließ er sich bereits vor Amtsantritt den Feuerwehr-Pager freischalten, um im Falle großer Lagen über die Einsätze informiert zu sein. „Das ist meine Art, den Kameraden der Hilfsdienste meinen Respekt zu zeigen.“
Seine politische Agenda will er in einem „Vierklang“ angehen: erstens die Menschen im Kreis und die Mitarbeiter der Verwaltung im Blick behalten, zweitens den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden stärken, drittens die europäische Idee fortführen und viertens die Werte des Namensgebers Jakob Philipp Siebenpfeiffer – Demokratie, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung – in die heutige Zeit übersetzen.
Frank John tritt damit in große Fußstapfen. Landrat Dr. Theophil Gallo wurde im Rahmen des Festakts mehrfach für seine Verdienste gelobt – nicht nur von seinem Nachfolger, sondern auch von zahlreichen politischen Wegbegleitern. Innenminister Reinhold Jost, Vorsitzender des Saarländischen Landkreistags Patrik Lauer, der Erste Kreisbeigeordnete Markus Schaller und viele weitere Redner würdigten Gallo als verbindenden, klugen und stets europäisch denkenden Landrat, der seine Arbeit mit Haltung, Überzeugung und Menschlichkeit ausgefüllt habe.
In seiner Abschiedsrede – durchaus selbstironisch, manchmal auch melancholisch – schlug Gallo leise und nachdenkliche Töne an. „Es ist ein Privileg, öffentliche Verantwortung auf Zeit tragen zu dürfen – aber auch eine Herausforderung.“ Die vergangenen zehn Jahre seien geprägt gewesen von großen Umbrüchen, geopolitischen Spannungen, Digitalisierung, Klimawandel und sozialen Fragen. In all dem habe er versucht, den Saarpfalz-Kreis in eine klare Richtung zu führen: weltoffen, demokratisch, europäisch.

Besonders betonte er seine intensive Arbeit für die internationalen Partnerschaften des Kreises – mit Regionen in Frankreich, Polen, der Ukraine und den USA. „Es gibt in Deutschland nur wenige Landkreise, die europäischer sind als der Saarpfalz-Kreis“, sagte er mit sichtlichem Stolz.
Dass Gallo nie die Bodenhaftung verlor, bewies er auch in seiner Anekdote vom Hochwasser-Einsatz in Gersheim, als ihn ein Bürger trotz zahlreicher Erklärungen nicht passieren lassen wollte – „Ich bin der Landrat!“, sagte Gallo. Die Antwort: „Aber net der Gallo, den kenn ich!“ Der Saal lachte. Gallo selbst nutzte solche Episoden, um zu zeigen: Politik auf Augenhöhe funktioniert nur, wenn man sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Mit zahlreichen Dankesworten schloss er seine Rede: an seine Familie, seine Mitarbeiter, die politischen Partner – und an seine Enkelin Johanna, die stolz verkündet hatte, „mein Opa ist Nachrichtensprecher im Fernsehen“.

Neben Gallo und John sprachen an diesem Abend viele weitere Persönlichkeiten, was dem Festakt den Charakter einer politischen Gesamtschau verlieh. Der Erste Kreisbeigeordnete Markus Schaller begrüßte die zahlreichen Gäste aus Landesregierung, Verwaltung, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Medien bis hin zu Vertretern des Bauernverbands und der Bundeswehr. Aus dem Ausland waren Delegationen aus Polen, Frankreich, der Ukraine und Luxemburg angereist. Der französische Generalkonsul Jérôme Spinoza, der polnische Generalkonsul Marek Głuszko und der ukrainische Konsul Taras Zholubak hielten Grußworte, ebenso wie politische Partner aus Moselle, Łańcut und Lemberg.
Ein Höhepunkt war auch die Rede von Landrat Patrik Lauer, Vorsitzender des Saarländischen Landkreistags. Er lobte Frank John als „einen von uns“, als einen, der die kommunale Ebene aus eigener Erfahrung kenne, die Sorgen der Städte und Gemeinden ernst nehme und mit viel Fleiß und Zuverlässigkeit an seine Aufgaben herangehe. Besonders hob er Johns Rolle in der SPD-Kommunalpolitik hervor: „Du bringst nicht nur kommunalpolitische Erfahrung mit, sondern auch das Verständnis für das komplexe Zusammenspiel zwischen Aufgaben und Finanzen.“
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom französischen Chansonnier Noël Walterthum, der mit Liedern von Yves Duteil, Michel Sardou und Édith Piaf französische Klangfarben in den Homburger Festsaal brachte.
Wie zu erwarten war die Amtsübergabe im Saarpfalz-Kreis eine emotionale und politisch bedeutungsvolle Zäsur. Sie zeigte, wie viel ein Landrat bewirken kann, wenn er das Amt nicht nur verwaltet, sondern gestaltet – und wie viel Vertrauen und Hoffnung mit einem neuen Amtsantritt verbunden sind. Frank John tritt mit klaren Worten und ehrlichem Enthusiasmus an – in einem Kreis, der sich als europäischer Begegnungsraum versteht. Es sind gute Voraussetzungen für einen gelungenen Neustart.
Das neue Kapitel beginnt offiziell am 1. Juni.
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