Foto: Robin Burkart / FC 08 Homburg
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Am heutigen Mittwoch Abend heißt es Top oder Flop, wenn der FC 08 Homburg seinen liebsten Konkurrenten, den höherklassigen 1.FC Saarbrücken, im Kampf um den Einzug in das Finale des Saarlandpokals zum Tanz im heimischen Waldstadion bittet. Anpfiff zum Saarderby ist um 18:30 Uhr. 

Dabei durchlebt der FCH aktuell turbulente Tage: nach der mannschaftlich desaströsen 0:3-Niederlage gegen Steinbach wurde am vergangenen Samstag das Saisonziel „Bis zum Schluss um die Saisonspitze mitspielen“ krachend verfehlt. Sonntag stand der Trainer laut Aussagen des Vorstandes nicht zur Debatte. Am Montag wurde Trainer Timo Wenzel dann doch freigestellt, mit dem nachgeschobenen Hinweis, man habe den Ex-Trainer gebeten, noch bei den Spielergesprächen zur neuen Saison involviert zu sein. Ein kurioser und im Fussball eher seltener Vorgang. Und heute? Heute hat der FC 08 Homburg im Saarderby die Möglichkeit, all die berechtigte Kritik mit einem erfolgreichem Spiel zumindest kurzfristig verstummen zu lassen – oder die Saison vollends als Enttäuschung in die Vereinschroniken eingehen zu lassen.

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Doch die Aufgabe hat es in sich: mit den Blau-Schwarzen aus der Landeshauptstadt wartet nicht nur ein absolutes Spitzenteam der 3.Liga auf den Regionalligisten, der FCS ist nach der Niederlage am Wochenende gegen Schlusslicht Meppen ebenfalls in Zugzwang, die Seele seiner Anhänger zu schmeicheln. Irgendwelche Gedankenspiele, die Mannschaft aus der Landeshauptstadt könnte das Halbfinale mit Fokus auf die Liga gedanklich nur halbherzig angehen, dürften sich erübrigen. Der FCH hingegen ist eigentlich zu einer guten Leistung verpflichten. Denn auch wenn ein Einzug in das Saarlandpokalfinale für den Verein mit Blick auf eine mögliche Qualifikation für den DFB-Pokal sowohl sportlich als auch finanziell herausragende Bedeutung hat – die Fans werden sich vielmehr dafür interessieren, wie sich die Mannschaft auf dem Rasen präsentiert. 

Denn spätestens nach den letzten 20 Minuten gegen Steinbach und der damit verbundenen Entlassung von Timo Wenzel, sind die Spieler gegenüber den Anhängern und dem Verein in der Bringschuld – auch wenn Fanol Perdedaj im Vorfeld des Spiels Kritik in Richtung der Fanszene übte: „Ich denke, die Fans haben uns in vielen Spielen gut unterstützt. Das, was sie am Wochenende gemacht haben, habe ich nicht verstanden. Mir ist aufgefallen, als Steinbach einen Freistoß hatte, haben sie die angefeuert. Ich habe noch nie in meiner Karriere erlebt, dass ein Fan für eine andere Mannschaft jubelt, das ist schon enttäuschend. Klar, das darf uns nicht beeinträchtigen, sondern wir müssen Fußball spielen, unser Job machen.“

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Perdedaj hat sicherlich im Kern mit seiner Aussage nicht ganz unrecht, gleichwohl man eben gerade nicht sagen kann, dass die Elf auf dem Platz ihren Job gemacht hätte. Das beschreibt aber ziemlich gut die Situation zwischen aktiver Fanszene und Verein, die eher selten von inniger Liebe geprägt ist und die man seit Jahren wohl mehr als „Burgfrieden“ bezeichnen würde. Zumindest heute könnten sich aber beide Seiten mit einer starken Leistung auf dem Feld und lautstarker Unterstützung auf den Rängen wieder etwas annähern. Und zum Spiel gefragt, nimmt Fanol sich und seine Mannschaftskameraden auch in die Pflicht: “Wir wissen, dass wir auf jeden Fall ein Zeichen setzen müssen gegenüber unserem Spiel gegen Steinbach. Da muss man keinen motivieren für das Spiel.
Für mich zählt, dass ich Topleistung bringe und dass wir denen das Leben so schwer machen, wie es geht.”

Sportlich ist das auch notwendig, Interims-Trainer Sven Sökler sieht seine Mannschaft aber nicht chancenlos: “Die Jungs wissen, um was es geht, müssen ein Zeichen setzen.
Wir müssen als Einheit – Verein, Fans, Team, Trainerteam – zusammenstehen und alles raushauen, damit wir das Spiel gewinnen. Und das wollen wir, wir wollen unbedingt ins Finale und wollen in den DFB-Pokal.” Und gibt auch gleich die Marschroute vor: “Da sind die Spieler mit mir, mit Enver, mit den Verantwortlichen einfach in der Pflicht, ein anderes Gesicht zu zeigen. Zeigen, dass sie Fußball spielen und Spiele gewinnen können.” Personell kann Sökler nahezu aus dem vollen Schöpfen, die ein oder andere Änderung in der Startelf sei möglich.

Bleibt die Frage, wie es unabhängig vom Ausgang des heutigen Spiels weitergeht beim FCH. Im Verein gibt es aktuell keinen Trainer, der über die notwendige A-Lizenz – Voraussetzung eine Mannschaft in der vierthöchsten Spielklasse betreuen zu dürfen – verfügt. Laut Aussage von Geschäftsführer Rafael Kowolik spiele das keine Rolle und die Zulassungsordnung der Regionalliga Südwest bestätigt, dass eine Übergangszeit von drei Monaten möglich ist. Der Verein hat also den notwendigen zeitlichen Rahmen, einen passenden Kandidaten zu verpflichten, der sich mit dem erklärten Vereinsziel „Aufstieg“ identifiziert. Vor dem Hintergrund der Kaderplanung und der fehlenden Position eines hauptamtlichen sportlichen Leiters dürfte dennoch mit einer schnellen Entscheidung zu rechnen sein. 

Eine deutliche und interpretationslose Absage gab es dabei in Richtung der Personalie Jürgen Luginger, dessen Verbleib in Saarbrücken ungewiss ist und dessen Namen in der Gerüchteküche kursierte: „Jürgen Luginger kann ich mir als Trainer schon vorstellen, nur nicht mehr bei uns“, gab der 2.Vorsitzende Michael Koch unmissverständlich klar, dass der Ex-Trainer keine Rolle beim FCH spielen wird und begründete die markige Aussage auch: „Er hat uns Freitag abgesagt und am Montag war Saisonbeginn. Wir hatten genau zwei Tage Zeit, uns um einen neuen Trainer zu kümmern. Ich glaube, dass das hier im Verein keiner verzeiht.“ Zumindest an dem Punkt herrscht also Klarheit, ebenso beim Anforderungsprofil: “Wir brauchen keinen jungen Trainer, der seine Lehrjahre bei uns macht, denn diese Zeit haben wir nicht mehr. Der neue Trainer sollte auf jeden Fall 3.Liga-Erfahrung haben”, so Koch. Und ein nicht unwichtiges Detail in der Jobbeschreibung: “Wir haben den Anspruch nächstes Jahr aufzusteigen.”

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