Foto: Stephan Bonaventura
Anzeige

Eines tat Schauspielerin Désirée Nosbusch bei ihrer Lesung zur Eröffnung der HomBuch 2023 definitiv nicht: Schauspielern. Was sie an Emotionen mit Blick in ihre Gedankenwelt und ihre erlebnisreiche Vergangenheit dem Publikum offenbarte, hatte genau so viel Substanz und Tiefgang, wie Humor und Offenheit.

Wer viel herumkommt, hat viel zu erzählen. Das stimmt zwar, doch sagt es absolut nichts über die Qualität des Erlebten, geschweige denn der Erzählungen aus. Im Falle von Désirée Nosbusch ist man geneigt, mit dem Zuhören gar nicht mehr aufhören zu wollen. Was die Gäste am Eröffnungsabend der HomBuch geboten bekamen, ist sozusagen die DNA der Veranstaltung. Eine Kombination aus Literatur mit viel Unterhaltungswert, einer Protagonistin, die auf sympathischste Art viel zu erzählen hat und dem dazugehörigen Mix aus Promifaktor und Nahbarkeit.

Foto: Stephan Bonaventura

Keine Veranstaltung war je in der Geschichte der HomBuch so schnell ausverkauft wie der Abend mit Désirée Nosbusch. Es beweist, dass die Macher des Lesefestes rund um ihren Chef Hans-Joachim Burgardt wieder einmal den Zeitgeist getroffen haben. Im Gepäck hatte Nosbusch ihre im letzten Jahr erschienene Autobiographie “Endlich noch nicht angekommen“. Für sie ist es ein Zeitdokument über eine Zeit, die es so nicht mehr gibt. Ein Buch über die Person Désirée Nosbusch, aber auch und vielleicht vor allem über Begegnungen.

Foto: Stephan Bonaventura

Und so gliedert sich ihr Buch, genau wie ihr Programm, in einzelne Lebensabschnitte mit ganz bestimmten, wichtigen Menschen. Sie erzählt von ihrer Kindheit mit ihrem Opa, den Momenten, die sie als Kind prägten in einer vielsprachigen Umgebung, aufgewachsen im luxemburgischen Esch-sur-Alzette. Doch das ist nur der Anfang, bevor sie in den 70-er Jahren ihr erstes Kinder-Radiointerview für RTL mit dem berühmten Winnetou-Schauspieler Pierre Brice führt. Für Nosbusch begann hier der Einstieg in eine ganz besondere und faszinierende Welt. Sie wollte ausbrechen und Neues erleben. Das tat sie auch.

Anzeige
Foto: Stephan Bonaventura

Die HomBuch ist mehr als nur eine Lesung. Sie war schon stets eine Veranstaltung im Dialog. Neben den Leseelementen führte im Homburger Siebenpfeifferhaus Moderator Peter König durch die Veranstaltung und lenkte mit stets gekonnten Fragen über zu den einzelnen Kapiteln.

Ihr Onkel war Direktor des Stadttheaters in Esch, dort bekam sie einen ersten Einblick in die Theaterwelt und ihre Neugierde stieg. Die Medienlandschaft ließ sie nicht mehr los und so führte ihr Weg über die Moderation bis in die Film- und Fernsehlandschaft. Sehr ausführlich durfte das Publikum in Homburg lauschen, wie sie in den frühen 80-er Jahren die Hagen-Berghof-Schauspielschule in New York besuchte. Eine Zeit, die sie sehr prägte. “Für mich als Schauspielerin wurden es die wichtigsten Jahre meines Lebens”, sagt Nosbusch. Eine Zeit der großen Träume. Eine Zeit, ihr Talent neu zu entdecken und zu verfeinern. Auch hier sind es die vielen Begegnungen, die ihr Leben beeinflussen. Erst im Laufe der Zeit realisierte Nosbusch, dass sie in einer Schauspielklasse mit dem Sohn von Anthony Quinn oder auch der Patentochter von David Bowie ist, dem sie auch selbst öfter begegnete. Sie freundete sich mit dem Sohn von Komponist Leonard Bernstein an und traf in der Schauspielschule Robert De Niro. Damals ganz normal. Hier lernte sie, dass Schauspielern ein Handwerk ist, das man als Ganzes verstehen muss.

Während Nosbusch auf der Bühne liest und über Details ihres Lebens und der Menschen um sie herum erzählt, ist es still im Saal. Beim Blick in die Gesichter sieht man, wie die Gäste fast mitfiebern, gespannt auf jedes nächste Wort. Es sind Erinnerungen, die sehr fesselnd schildern, wie sich in ihrem Leben ein Puzzleteil an das nächste setzte. Wie ihre Karriere an Fahrt aufnimmt, aber auch welche Hürden bis zum heutigen Tag auf sie warteten und wie sie diese meisterte.

Viele Jahre wohnte sie in Los Angeles, gründete ihre Familie, pendelte beruflich zwischen Amerika und Europa. Der große Durchbruch kommt dann erst wieder mit dem Casting zur Serie Bad Banks von Regisseur Christian Schwochow. Sie bekam die Rolle, es war mehr als ein Glücksfall. Diese Rolle war ihr Comeback und brachte Nosbusch zurück ins Geschäft, katapultierte sie in die erste Liga. Die mit dem Grimme-Preis gekrönte Serie Bad Banks spielt in der schillernden Welt der Hochfinanz und ist ein Thriller, der den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute nicht mehr loslässt. In Homburg erfuhren die Zuhörer noch viel mehr Details. Warum trug Nosbusch genau diese eine Perücke, wie bereitete sie sich auf ihre Rolle vor und was machte die Rolle mit ihr selbst?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Nach zwei Stunden ist der Applaus groß. So groß, dass man der sympathischen Schauspielerin wirklich anmerkt, dass es sie berührt. Was sie in Homburg zeigte, war ganz großes Kino, völlig echt und unverblümt, aber eben nicht geschauspielert. So etwas erlebt man genau hier, auf der HomBuch.

Foto: Stephan Bonaventura

Mehr Bilder der Veranstaltung:

Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura
Foto: Stephan Bonaventura

 

 

 

 

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein