So trist wie das Regenwetter am Freitagabend über dem Homburger Waldstadion, war dann auch die Stimmung bei Fans, Spielern und Trainer des FC Homburg. Nach einer spielerisch durchaus starken ersten Halbzeit, in der der FCH im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer der Regionalliga Südwest FSV Frankfurt hochverdient mit 1:0 in Führung ging, folgte eine mäßige und enttäuschende zweite Spielhälfte in der die Blau-Schwarzen aus Frankfurt nach einem 1:1 zur Pause mit 3:1 in Führung gingen und am Ende mit einem 3:2-Sieg nicht nur den sechsten Sieg in Folge mit ihren Fans feiern durften, sondern auch Platz eins in der Tabelle festigten. Für den FC Homburg war es zwar erst die dritte Saisonniederlage aus 13 Partien, doch der Rückstand zum Überraschungstabellenersten FSV Frankfurt ist nun auf zehn Punkte angewachsen.
Homburgs Trainer Danny Schwarz: „Die erste Halbzeit war mehr als stark von uns, wir hätten höher führen können, statt mit einem 1:1 in die Kabine zu gehen.” Und sein Kollege auf der Frankfurter Bank Tim Görner lobte den FC Homburg über den grünen Klee für seinen Auftritt in Halbzeit eins. Er meinte: „Schon das Positionsspiel, das der FCH hier zeigte, war das beste was ich bisher in der Regionalliga sehen konnte. Überragend wie sich Homburg hier zeigte. Wir bekamen überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel und den Gegner.” Der 48-jährige Cheftrainer der Grün-Weißen Danny Schwarz ärgerte sich „Ich bin maßlos enttäuscht über die zweite Halbzeit von uns. Vom spielerischen Glanz der ersten Spielhälfte war nichts mehr zu sehen. Vorne, wie hinten unterliefen uns so viele Fehler, die dann Frankfurt zu ihren Treffern ausnutzte. Es fehlte die Griffigkeit und das Durchsetzungsvermögen. Einfach schlecht gespielt und daher ist der Sieg für den FSV Frankfurt verdient.“
Rund 1500 Zuschauer im verregneten Waldstadion sahen eine gegenüber der 1:5-Niederlage in Offenbach gleich auf drei Positionen veränderte Homburger Startelf. Für Max Dombrowka durfte Phillipp Steinhart auf der Außenposition verteidigen. Den verletzten Markus Mendler (Augenhölenbruch/ Jochbeinverletzung) vertrat Leon Petö im offensiven linken Mittelfeld. Für den gesperrten Innenverteidiger Benjamin Kirchhoff rückte Manuel Kober nach. Schwarz ließ mit einem 4-4-2-System auflaufen, also mit einer gewohnten Vierer-Abwehrkette statt mit fünf Defensivspielern in der Kette dem FSV Frankfurt die Offensive zu erschweren.
Dennoch hatte Frankfurt die ersten beiden Halbchancen in der Startphase der Partie. So verfehlte ein Kopfball von Cas Peters (13.) knapp das Homburger Tor. Zwei Minuten später klingelte es aber im Frankfurter Tor. Leon Petö hatte aus 16 Metern flach und unhaltbar zum 1:0 FC Homburg abgezogen. Mit der Führung im Rücken dominierte Grün-Weiß Spiel und Gegner, während der FSV alle Hände zu tun hatte, nicht den zweiten Treffer zu kassieren. Nach einer Chance für Torjäger David Hummel (28.), musste FSV-Keeper Justin Ospelt gegen Tim Steinmetz (30.) eingreifen.
Noch in der gleich Minute aber glich Frankfurt bei einem der sehr seltenen Angriffe aus. Nach einer Rechtsflanke bekam die Homburger Innenverteidiger keinen Zugriff auf Gwangh Lee, der aus kurzer Distanz zum zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften 1:1 ausglich. Nur zwei Minuten dann Riesenglück für den FC Homburg, als nach einem Fehlpass vor dem eigenen Strafraum Peters aus zwölf Metern freistehend den Ball neben das Tor von Tom Kretzschmar schoss. Auf der Gegenseite vermisste FCH-Coach Danny Schwarz den Killerinstinkt bei seinen Offensivspielern. David Hummel tauchte bei einem Konter alleine vor Ospelt auf, schoss aber dann genau auf den Keeper. Die erneute Führung in der 44. Minute hätte den FC Homburg sicherlich mehr als gut getan.
Stattdessen kam der FC Homburg wie so oft in dieser Saison schläfrig aus der Halbzeitpause. Wie zuletzt in Offenbach dauerte es kaum vier Minuten, da lag der FC Homburg mit 1:2 durch Giorgio Del Vecchio (49.) auf der Verliererstraße. Der Gastgeber hatte wieder die erste Viertelstunde verschlafen, brachte trotz zahlreicher Auswechslungen im Offensivspiel außer eine Halbchance von Hummel nichts mehr zu Stande. In der Rückwärtsbewegung leisteten sich Kober und Steinhart haarsträubende Ballverluste, die Frankfurt aber zunächst durch Lucas Hermes und Peters nicht zu nutzen wusste. Dann klingelte es aber doch: Bei einer Hereingabe von Ben-Luca Fisher verliert Steinhart das Kopfballduell gegen Peters (77.) und der FSV Frankfurt führt verdient zu diesem Zeitpunkt mit 3:1. Zwei Minuten später verkürzte zwar der eingewechselte Jermain Nischalke (79.) mit seinem ersten Saisontreffer auf 2:3, doch der Sieg für die Frankfurter kam in der Schlussphase nie in Gefahr.
„Mein zweites Saisontor tröstet mich kaum. Wir haben es versäumt das zweite Tor in der ersten Halbzeit nachzulegen. Die zweite Halbzeit war einfach schwach von uns und daher muss man sich selbst an die Nase fassen, dass wir heute Abend verloren haben”, trauerte Homburgs Torschütze zum 1:0 Leon Petö den vergebenen Chancen nach. FCH-Mannschaftskapitän Mart Ristl sprach von starken ersten 30 Minuten. „Dann fiel aus dem Nichts das 1:1 und wir vergaben die Großchance kurz vor der Pause zum 2:1.” Auch für Ristl ist es mehr als rätselhaft, weshalb man stetig die Anfangsphase der zweiten Halbzeit verschläft und in Rückstand gerät oder Gegentore kassiert. „Das ist einfach nicht zu verstehen. Wir haben so gut in der ersten Halbzeit gespielt und dann so in der zweiten Halbzeit nachgelassen.” Zudem vermisste der Mittelfeldspieler das Aufbäumen nach dem 2:3-Anschlusstreffer. „So richtig fiel uns dann vorne auch nichts mehr ein, um die Frankfurter zu fordern und zu gefährden.”
Danny Schwarz war mehr als sauer, über die Art und Weise, wie seine Mannschaft sich in Halbzeit zwei fehlerhaft von vorne bis hinten zeigte. „Spiele dauern 90 Minuten und nicht nur 45 Minuten. Wenn wir das nicht lernen, wird es ganz schwer für uns nach vorne zu kommen.” In der Tabelle rutschte der FC Homburg mit der zweiten Niederlage in Folge von Platz sechs auf Rang neun ab. Ob nun die Wende im nächsten Auswärtsspiel beim Ex-Club des neuen sportlichen FCH-Leiters Dieter Gerstung am kommenden Samstag um 14 Uhr bei der SGV Freiberg folgt, wird man sehen. Klar ist aber: Mitte Oktober hängt der FCH – wieder einmal – den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher.
FC Homburg: Kretzschmar – Steinhart, Kober (67. Collmann), Heilig, Steinmetz (52. Littmann) – Petö, Ristl, Jansen (67. Dombrowka), Weihrauch (78. Quirin) – Hummel (78. Nischalke), Suljic.
Tore: 1:0 Petö (15.), 1:1 Lee (31.), 1:2 Del Vecchio (49.), 1:3 Peters (77.), 2:3 Nischalke (79.)
Zuschauer: 1520
Schiedsrichter: Huthmacher
gelbe Karten: Petö, Nischalke / Eichhorn, Latteier, Fisher