Über Wochen wurde Überzeugungsarbeit geleistet. Was dann zuletzt hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, ist seit dem Neujahrsempfang des Stadtverbandes der Homburger Grüne im Kardinal-Wendel-Haus nun offiziell. Marc Piazolo wird sich erneut um das Amt des Homburger Oberbürgermeisters bewerben.
Vor zehn Jahren hatte ihn ein Wähler-Bündnis, dem auch die Grüne angehörten, schon einmal ins Rennen geschickt. Mit 17,8 Prozent erzielte er ein beachtliches Ergebnis, die aktuell von ihm geführte grüne Stadtratsfraktion wurde personell verstärkt. Dass er am Tag vor dem Neujahrsempfang zum dritten Mal in Folge zum Dekan des Fachbereiches Betriebswirtschaft am Fachhochschulstandort Zweibrücken gewählt wurde, wertete er im Hinblick auf seine OB-Kandidatur und die erforderlichen Kompetenzen als gutes Omen: „Auch an der Hochschule geht es um knappe Budgets und schmerzhafte Entscheidungen.“
In einem rund 40-minütigen Vortrag präsentierte er sein Konzept für Homburg, das an vielen Punkten auf bereits umgesetzten Zielen seiner Fraktion im Stadrat aufbauen kann. Das Leitziel: Die Kreisstadt nachhaltig gestalten und Homburg schneller nachhaltiger machen. Konkret bedeutet das für Piazolo: „Wir müssen Homburg fit machen für die Folgen des Klimawandels und mehr auf lokal produzierte Energien setzen.“
In Sachen Photovoltaik und Windkraft sieht er noch genügend Potenzial (Weiße Trisch, Suppenschüssel). Private Investoren seien dazu erforderlich. An erster Stelle sieht er hier die Stadtwerke Homburg, aber auch mit Bürgerbeteiligungsmodellen könne die Energieproduktion vorangebracht werden. Die Kompetenzen der kommunalen GEW (Gebäude-, Energie- und Wasser-Managementgesellschaft mbH) will er bei rentierlichen Heizungssanierungen nutzen, und im Schulterschluss mit Behörden, Bürgern, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk Starkregenereignisse beherrschbar machen. „Denn klar ist, Klimafolgeschäden bilden Belastungen für den städtischen Haushalt. Manche stecken bei dem Thema den Kopf in den Sand, wie etwa die AfD, und ignorieren einfach den Klimawandel. Dabei kann jeder einen Beitrag leisten.“
Die Entwicklung von Wohngebieten hat für Piazolo ebenfalls Priorität, auch mit Blick auf den Verkehr und die damit einhergehende Umweltbelastung. Dem täglichen Pendlerverkehr will er mit einem größeren Wohnraumangebot begegnen. Entscheidend dabei sei auch, mit den Investoren auf dem DSD-Gelände, am Zweibrücker Tor und auf dem Enklerplatz neue Qualitätsstandards zu entwickeln. Beim Thema Klimaschutz erinnerte Piazolo mehrfach an die Arbeit seiner Fraktion im Stadtrat. Erreicht wurde letztlich die Einstellung eines Klimaschutzmanagers und die Gründung einer Stadtentwässerungsgesellschaft. Leider müsse die Stelle neu besetzt werden, was sich aufgrund des Fachkräftemangels als schwierig erweist, die neue Gesellschaft investiere unterdessen in die Abwasserentsorgung und überarbeitet den Gebührenkatalog für Starkverschmutzer: „Hier geht es aber nicht um Mehreinnahmen, sondern um Anreize für die Veränderung.“
Auf der Agenda hat Piazolo die Begrünung innerstädtischer Plätze, den Moorschutz, die Ausweisung von Fahrradzonen und sicheren Schulfahrradwegen, die Parkraumbewirtschaftung („Durch moderate Erhöhung und konsequente Parkgebührenpflicht könnte die HPS jährlich eine Million Euro mehr einnehmen“), die Stärkung des Tourismus und Investitionen in die Bildungseinrichtungen. Ohne Fördermittel gehe nichts, deshalb ist ihm Fachpersonal, das sich ausschließlich mit Förderprogrammen befasst, wichtig. Die erforderlichen Personalkosten würden sich mit der rascheren Umsetzung der Projekte amortisieren. „Drei Dinge sind mir als OB-Kandidat wichtig: Klare Kante zeigen, um Unterschiede erkennbar machen, klar aufzeigen wie meine Vorstellungen und Visionen aussehen und als Ökonom keine unrealistischen Versprechen machen.“ Er wolle versuchen, bei den Menschen Zukunftsängste abzubauen und respektvoll mit politischen Mitbewerbern umgehen. „Wir müssen gemeinsam die Menschen mitnehmen, und uns fragen, warum wählen die Menschen AFD? Ich glaube, das gelingt am besten, wenn wir eine lösungsorientierte und konkrete Politik machen, im Hinterzimmer streiten, aber mit Lösungen nach vorne kommen“, sagte er. In den derzeit stürmischen Zeiten seien die vielen Demonstrationen für Demokratie, gegen Rechts und mehr gesellschaftliche Vielfalt ein tolles Bild. In diesem Zusammenhang erinnerte Piazolo auch an die dringend benötigten Fachkräfte aus dem Ausland und forderte eine Willkommenskultur ein.
Katrin Lauer als Vorsitzende des Stadtverbandes beleuchtete Dutzende von lokalen Themen, von der Sparkassenfilialschließung bis hin zur Einführung von Ortsräten in allen Stadtteilen. Wichtige Zukunftsthemen sind für sie u.a. der Erhalt der Mastau, die Moorwiedervernässung, die Entsiegelung von Flächen, eine vierte Reinigungsstufe für die Kläranlage Beeden, genügend Infrastruktur und Kulturangebote in den Stadtteilen. Ebenso wie Piazolo und die Landesvorsitzende Jeanine Dillschneider forderte sie auf, weiter klare Kante gegen Rechts zu zeigen: „Gegen die Faschistoisierung in Europa und den USA müssen wir Demokraten zusammenstehen. Seien wir laut. Leute geht wählen. Wer nicht wählt, wählt braun.“
Winfried Anslinger und Gerd Braun informierten über die Ziele der Bürgerinitiativen „Moorschutz-Gemeinschaft Königsbruch“ und „Zunderbaum“. Anslinger forderte die Wiedervernässung des Moores zum Zwecke der CO2-Speicherung und Erhaltung der Artenvielfalt ein und warnte vor dem Ansinnen, die Wasserentnahme aus dem Königsbruch drastisch zu steigern. Der künftige Betrieb des Campingplatzes müsse sich am Moorschutz orientieren. Gerd Braun machte deutlich, dass auf die geplante Ansiedlung des Logistikers Fiege am Zunderbaum letztlich nur mit einer Klage reagiert werden könne. Erbach sieht er insgesamt eingeschlossen von Gewerbegebieten.