Der Kammerchor „Encore“ - Foto: Rosemarie Kappler
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Die Menschen lechzen nach Kultur und Live-Konzerten, die Kulturschaffenden nach Publikum. Das bestätigte sich vor wenigen Tagen in St. Andreas in aller Überdeutlichkeit.

Kaum angekündigt, war das Konzert des Kammerchores „Encore“ auch schon ausverkauft. In aller Eile und mit Unterstützung der Kirchengemeinde wurde gleich am nächsten Tag ein zweites Konzert ermöglicht. Ein Konzert von Herzen für’s Herz, verbunden mit einem herzlichen Dank an die Konzertbesucher, die beim Rausgehen eifrig für die Hochwasseropfer in Rheinland-Pfalz spendeten. Herz ist eben doch Trumpf, kann als Fazit beider Konzerte gezogen, die der Chor unter Leitung von Matthias Rajczyk nicht grundlos unter das Motto „Von Herzen“ gestellt hatte. Das meinte eine Auswahl von 14 für Kammerchor arrangierte Werke, klangvoll, volltönend, emotional. Mal Leidenschaft, mal Klage, mal Freude, mal Trauer: die komplette Bandbreite emotionaler Regungen des Herzens war mit dem Programm abgebildet.

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Für den Chor war der 27. Juli ein außergewöhnlicher Tag, „bedeutet er für uns doch die Rückkehr zur Bühne“, versicherte Rajczyk den Besuchern. Es gab aber noch eine Reihe weiterer Gründe, die diesen Tag zu einem außergewöhnlichen Tag für „Encore“ machten. Denn es war – mit Blick auf die ultrakurze Probezeit – ein echt brillantes Konzert. Die Idee dazu war spontan vor wenigen Wochen beim Sommerfest des Chores aufgekommen. Eigentlich wollten ein paar der Sängerinnen und Sänger an einem Musikworkshop in der Schweiz teilnehmen. Doch dann kam die Anregung, man könnte ja möglicherweise und eher als Projekt ein Programm einstudieren, an einem außergewöhnlichen Ort vielleicht. Und dann wurde drauflos telefoniert und gemailt. Binnen kürzester Zeit stand fest, wer von den Chormitgliedern dabei sein wird. Nach einem weiteren Telefonmarathon war das Kloster Oberbronn im Elsaß als Probenort gefunden und die Unterkunft der Sängerinnen und Sänger gesichert. Hochkonzentriert in nur dreitägiger Arbeit entstand das nun aufgeführte Programm „Von Herzen“, das „Encore“ seinen begeisterten Zuhörern von Herzen servierte.

Die herausragende Raumakustik von St. Andreas trug wesentlich zum erfolgreichen Gelingen bei. Ein Raumklang, den „Encore“ zu schätzen weiß. In St. Andreas war der Chor nun bereits zum dritten und vierten Mal zu Gast. Das Schöne dabei: Das letzte Konzert vor dem Lockdown hatte „Encore“ hier gegeben und nun eben das erste, seitdem Konzerte im Rahmen der Beschränkungen möglich sind. Für „Encore“, der als Chor sein bislang schnellstes Programm auf die Beine gestellt hatte, ist „Von Herzen“ sicherlich auch ein kleines Trostpflaster. Denn Anfang Juli sollte das fünfjährige Chorbestehen mit Jubiläumskonzerten und Verstärkung durch das renommierte Orchester „L’harpa festante“ und verschiedenen Solisten gefeiert werden. Das wurde nun erst einmal auf das nächste Jahr vertagt. Stattdessen nun also ein Spontanprogramm mit spontaner Verlängerung um einen Tag, das zweimal ein begeistertes Publikum frenetisch applaudieren ließ. Auf dem Programm standen die beiden Lieblingsstücke von „Encore“ „Oh Shanondoah“, arrangiert von James Erb, und „Loch Lomond“, arrangiert von Jonathan Quick. Dazu Werke von Brahms, Debussy, Mendelssohn-Bartholdy und Elgar, sowie eine Reihe bekannter deutscher Lieder wie „Kein schöner Land“, „Ade zur guten Nacht“ und „Es waren zwei Königskinder“.

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