Nach der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag hat Prof. Dr. Wolfgang Reith, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums des Saarlandes, am Montag dem Vorstand einen Maßnahmenkatalog vorgelegt.

Ziel ist es, die Aufklärung zu den Vorwürfen des Kindesmissbrauchs in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu beschleunigen und für noch mehr Transparenz zu sorgen. „Ich danke dem Aufsichtsrat für sein Vertrauen und fühle mich in meiner Richtung bestätigt“, sagt Reith, „seit Oktober 2018 bin ich Vorstandsvorsitzender und seit 2019 in Kenntnis über die mutmaßlichen Missbrauchsfälle. Seither habe ich stetig die Aufklärung der Fälle vorangebracht. Wir werden in einem nächsten Schritt die aufgebauten Strukturen verstärken und modifizieren, um die Geschwindigkeit der Aufklärungsarbeit zu erhöhen.“

Folgender 7-Punkte-Plan wird nach Information des UKS Homburg nun umgesetzt:

  1. Auf Wunsch des Aufsichtsrats wird ein Expertengremium eingesetzt. Es soll ihm unmittelbar und regelmäßig berichten. Der Aufsichtsrat wird hierzu am 7. September erneut zusammentreten. „Ich befürworte die Einsetzung dieses Gremiums sehr“, sagt Reith und schlägt eine flache Hierarchie mit einer schlanken Struktur vor. „Ich halte es für sinnvoll, dass das Gremium zusätzlich zur Berichtspflicht an den Aufsichtsrat auch wöchentlich den Vorstand des UKS auf dem Laufenden hält.“ In Absprache mit der Aufsichtsbehörde besteht das Expertengremium aus einem externen Experten, dem eine interne Arbeitsgruppe zugeordnet wird. Diese interne Arbeitsgruppe ist aus Gründen des Datenschutzes notwendig und soll bestehen aus zwei Kinder- und Jugendpsychologen, einem Juristen sowie einem Arzt. Reith hat bereits zu ersten Kandidaten Kontakt aufgenommen. Bis zur Sitzung des Aufsichtsrats sollen Struktur und Personalien entscheidungsreif sein.

 

  1. Der Aufsichtsrat hat unter anderem auferlegt, die internen Kontrollmechanismen zu stärken. Der Vorstand wird eine eigene Innenrevision aufbauen, die die Aufgabe hat, alle internen Abläufe und Prozesse zu prüfen. „Die Innenrevision soll unabhängig arbeiten und deshalb als Stabsstelle direkt an den Vorstand berichten“, sagt Reith.

 

  1. Bislang tagt der Aufsichtsrat des UKS zwei Mal pro Jahr. Aufgrund des gestiegenen öffentlichen Interesses schlägt der Vorstandsvorsitzende dem Gremium vor, den Turnus zu verdichten und mindestens vier Mal im Jahr zusammenzutreten.

 

  1. Den Vorwurf an den Vorstandsvorsitzenden, sich bei der Aufklärungsarbeit falsch verhalten zu haben, will Reith schnellst möglich von einer neutralen Instanz klären lassen. Deshalb hat er den Fall zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft gegeben und den vom UKS mandatierten Anwalt hierzu von der Schweigepflicht entbunden. „Ich werde die Aufklärungsarbeit wie bisher nach bestem Wissen und Gewissen weiter unterstützen“, sagt Reith.

 

  1. Der vom UKS mandatierte Anwalt, der mit der Aufklärung der Verdachtsfälle in der KJP ebenfalls betraut ist, wird künftig in einem Jour fix direkt dem Vorstandsvorsitzenden berichten. In einem ersten Schritt hat Reith für Freitag den Vorstand zu einer Sondersitzung einberufen. Einziger Tagesordnungspunkt ist der Bericht des Anwalts zu seinen Erkenntnissen aus den Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des UKS zur KJP sowie zur Auswertung der 34 Gesprächsprotokolle mit den Betroffenen.

 

  1. Der Vorstand selbst wird sich in seiner wöchentlichen Sitzung auferlegen, die Aufklärung als fixen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Gleichzeitig soll die entsprechende Protokollierung standardisiert werden.

 

  1. Es ist bewusst geworden, dass der Kommunikation nach innen wie nach außen künftig mehr Bedeutung zugemessen werden sollte. Deshalb wird der Vorstand gemeinsam mit der UKS-Kommunikation hierzu eine Strategie erarbeiten und dem Aufsichtsrat vorlegen. Es geht um das UKS als Institution im Saarland.

 

„Als ich im Jahre 2000 an das UKS kam, war ich 38 Jahre und hatte meinen ersten Ruf bekommen. Seither ist mir das UKS ans Herz gewachsen“, sagt Reith. „Deshalb war meine Intention mit Amtsübernahme im Oktober 2018, das UKS strategisch weiterzuentwickeln und es für die Zukunft fit zu machen. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe in der KJP im Jahr 2019 bin ich mit fast nichts anderem mehr befasst. Ich habe ein großes Interesse daran, aufzuklären. Rund um die Uhr, mit meinem ganzen Team. Das sind wir allen Beteiligten schuldig. Das Transparenzversprechen bleibt auch unser Maßstab und Ziel.“

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