An der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum des Saarlandes UKS in Homburg werden pro Jahr mehr als 25.000 Bestrahlungen durchgeführt. Patienten profitieren von hochmoderner Technik, die in den vergangenen Jahren mit einer Investition von 13 Millionen Euro auf den neuesten Stand gebracht wurde. Die Bestrahlungs-Therapien der Fachklinik sind damit noch präziser und schonender geworden.
Tumorkranke Menschen in der Großregion können in Homburg mit neuester Medizintechnik behandelt werden, die so bislang nur an wenigen Standorten in Deutschland verfügbar ist. Auch innovative Behandlungsansätze wie Kombinationstherapien aus Strahlentherapie und medikamentöser Immuntherapie stehen am UKS zur Verfügung. Einen Einblick in die modernen Therapieformen und die technologische Neuausrichtung der Klinik erhalten niedergelassene Ärzte im Rahmen eines Innovationssymposiums am 22. März.
Wenn Menschen an Krebs erkranken, ist das meist ein großer Schock für sie. Bei vielen Tumorerkrankungen stellt die Strahlentherapie eine Therapieoption dar. „Es besteht nicht selten eine große Unsicherheit, nicht nur hinsichtlich der Prognose, sondern auch hinsichtlich des Therapieverfahrens Strahlentherapie“, sagt Prof. Dr. Markus Hecht, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am UKS. Seit vergangenem Herbst ist Prof. Hecht in dieser Funktion, hat die Führung der Klinik von seinem Vorgänger Prof. Dr. Christian Rübe übernommen, der im letzten Jahr in den Ruhestand gegangen ist. Dem Team der Homburger Universitäts-Strahlenklinik ist es sehr wichtig, den Betroffenen eine bestmögliche Therapie zu bieten und sie in deren aktueller Unsicherheit aufzufangen. „Es braucht ein möglichst schnelles Therapieangebot, ohne lange Wartezeiten in einer Phase, die oft mit Verunsicherung und Angst einhergeht. Vor allem aber versorgen wir unsere Patientinnen und Patienten dann mit großer Fürsorge und mit modernsten Therapieverfahren.“
Für eine bestmögliche Behandlung steht an der Klinik hochmoderne Medizintechnik zur Verfügung. Die Fachklinik wurde in den vergangenen Jahren mit Investitionen in Höhe von 13 Millionen Euro auf den neuesten technischen Stand gebracht. So hat die Klinik einen vierten Bestrahlungsraum erhalten. Vier neue Linearbeschleuniger für die Strahlenbehandlung und ein neuer Computertomograf (CT) für die Behandlungsplanung wurden installiert. Zudem kommt ein neues Gerät für Brachytherapie – eine Form der Bestrahlung von innen – zum Einsatz. Neue Soft- und Hardware für den Gerätepark verhelfen zu noch mehr Präzision.
„Gerade in hochtechnologischen medizinischen Fachdisziplinen wie der Strahlentherapie ist es notwendig, dass kontinuierlich in neue Medizintechnik investiert wird. Als Landesregierung sind wir sehr stolz darauf, an unserem Universitätsklinikum eine Fachklinik zu haben, die an Krebs erkrankten Saarländerinnen und Saarländern wohnortnah eine hochmoderne Strahlentherapie ermöglicht“, so Wolfgang Förster, Staatssekretär im Saarländischen Ministerium der Finanzen und für Wissenschaft und Mitglied des UKS-Aufsichtsrates. Denn gerade die technischen Konfigurationen der Homburger Klinik sind in dieser Form aktuell nur an wenigen Standorten in Deutschland zu finden.
Wie (moderne) Strahlentherapie funktioniert
Der Erfolg der Strahlentherapie setzt auf einen biologischen Mechanismus: Ionisierende Strahlung schädigt die Erbsubstanz von Zellen. Werden Krebszellen bestrahlt, können sie sich nicht mehr vermehren und die Zellen sterben ab, wogegen gesunde Zellen einen Großteil der Schäden reparieren können. Dadurch können Tumore effektiv behandelt werden. Strahlentherapie zielt darauf ab, dass möglichst viel Strahlung kranke und möglichst wenig Strahlung gesunde Zellen erreicht. Je genauer die Bestrahlung also auf die Tumorzellen appliziert werden kann, desto besser. Diese exakte lokale Strahlenanwendung zeichnet moderne Strahlentherapie aus. Prof. Hecht erläutert: „Gerade in den letzten Jahren hat sich die Strahlentherapie zu einer hochpräzisen Behandlungsform entwickelt. Dadurch ist sie besser verträglich geworden, die Behandlungsdauer pro Sitzung ist gesunken und insgesamt sind weniger Behandlungen notwendig.“
Grundsätzlich existieren zwei Formen von Strahlentherapie, Bestrahlung von außen und Bestrahlung von innen. Die externe Strahlentherapie, also die äußere Form, kommt generell und somit ebenso in der Homburger Fachklinik am häufigsten zum Einsatz. Bei der externen Strahlentherapie ist vor allem die stereotaktische Bestrahlung oder Stereotaxie hervorzuheben. Diese Hochpräzisionsbestrahlung funktioniert mit sehr hohen Einzeldosen und schont das Gewebe außerhalb des Tumors bestmöglich. Bei der Bestrahlung von Metastasen – also von neu gebildeten Geschwulsten, die sich aus Zellen des Ursprungstumors in anderen Bereichen des Körpers entwickelt haben – ist heute teilweise eine Einmalbehandlung ausreichend. Die Experten in Homburg können sogar mehrere Metastasen gleichzeitig mit einer Einmalbehandlung bestrahlen, was deutschlandweit nur in wenigen Kliniken möglich ist. Die hohe Präzision ergibt sich dabei durch die Kombination der Gerätetechnik, der Strahlentherapie und optimaler bildgebender Verfahren der kooperierenden Kliniken für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin. Die neuen Linearbeschleuniger am UKS sind von sich aus bereits sehr leistungsstark und präzise. Durch ergänzende Systeme wie beispielsweise integrierte Computertomografie, spezielle Oberflächen- und Wärmebild-Kameras sowie hochmoderne Software wird die Präzision weiter erhöht. Auch Künstliche Intelligenz (KI) kommt zum Einsatz. „Diese Software-Innovation ermöglicht uns, die Bestrahlung an die in diesem Moment aktuelle Tumorgröße oder den Füllzustand von Magen, Blase oder Darm anzupassen“, beschreibt Prof. Hecht den Vorteil der neuesten technischen Ausstattung. Denn diese Faktoren ändern sich und damit ebenso die Tumorposition.
Strahlenbehandlung von innen wird über die sogenannte Brachytherapie umgesetzt. Dabei wird die Strahlenquelle in eine Körperhöhle oder auch direkt in den Tumor gebracht und gibt die Strahlung dadurch sehr präzise von innen ab. Mit dieser Technik muss kein umliegendes gesundes Gewebe durchstrahlt werden
Ein neuer Ansatz, der ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Hecht ist, kombiniert Bestrahlung und Immuntherapie. Die Klinik bietet diese Kombinationstherapie neben wenigen etablierten Indikationen auch im Rahmen von klinischen Studien an, so dass Patientinnen und Patienten weltweit modernste Therapiekonzepte erhalten können. Dabei werden Patienten bestrahlt und erhalten parallel dazu oder direkt im Anschluss Medikamente, welche das körpereigene Immunsystem stärken, um Tumore effektiv zu bekämpfen.
Patienten mit Krebsleiden werden am UKS grundsätzlich umfassend versorgt. „Die Homburger Strahlentherapie ist eng in das Universitäre Tumorzentrum UTS eingebunden“, so Prof. Hecht, der stellvertretende Sprecher des Zusammenschlusses. Das UTS bündelt die Kompetenzen der unterschiedlichen onkologisch tätigen Fachrichtungen, Tumorpatientinnen und -Patienten werden interdisziplinär behandelt. Daneben steht ein umfassendes Angebot an psychoonkologischen Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung sowie eine direkte Anbindung an den klinischen Sozialdienst oder die Abteilung für Palliativmedizin. Alle Fälle werden fächerübergreifend besprochen, sodass alle Patienten am UKS eine medizinische Behandlung auf höchstem universitären Niveau erhalten.
Die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie veranstaltet am Mittwoch, 22. März 2023, ein Innovationssymposium. Mit der Fachveranstaltung möchten Prof. Hecht und sein Team vor allem den niedergelassenen Ärzten einen Einblick in die neuesten Möglichkeiten der Strahlentherapie bieten und die technologische Neuausrichtung der Klinik darstellen. Neben der eigentlichen Fachveranstaltung mit Vorträgen im Zentralen Hörsaalgebäude ist bereits vor dem Beginn des Symposiums die Teilnahme an Führungen durch die Klinik möglich. Grußworte beim Innovationssymposium wird u.a. Wissenschafts-Staatssekretär und UKS-Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Förster sprechen.