Bild: Bill Titze.
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Die 1. FFG Homburg ist der größte Frauenfußball-Verein im Saarland; rund 200 Frauen und Mädchen kicken dort in (fast) allen Altersklassen. Die Mitgliederzahl ist im vergangen Jahr deutlich gestiegen, was nicht zuletzt am Tag des Mädchenfußballs lag, der vom Verein 2021 erstmalig ausgerichtet wurde. Nun fand er wieder statt und fand großen Anklang. Dennoch hat der FFG durchaus so seine Probleme.

Lachen schallt über den Platz am Sportzentrum, es werden Pässe gespielt und Schüsse aufs Tor abgefeuert – mal mehr, mal weniger platziert. Im Grunde wäre das gar nicht erwähnenswert, ähnliche Szenen spielen sich pro Tag hunderttausende Male in Deutschland ab. Und doch ist dieses Ereignis zumindest für das Saarland etwas Besonderes, denn hier findet gerade der Tag des Mädchenfußballs statt, organisiert von einem der zwei reinen Frauenfußball-Vereine im Land.

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Seit 2001 gibt es den 1.FFG Homburg, mittlerweile sind dort 200 Spielerinnen aktiv, 60 davon in den vier Jugendmannschaften. „Gerade bei denen hat das Interesse in den letzten Monaten zugenommen“, freut sich Jugend-Trainer Raffael Torbing. „Rund die Hälfte der Jugendspielerinnen ist in den letzten anderthalb Jahren zu uns gekommen.“ Das liegt jedoch weniger an der zuletzt so viel beachteten Frauenfußball-Europameisterschaft, bei der die Deutschen erst im Finale gegen England die Segel streichen mussten. Nein, der Grund hat mit dem Verein selbst zu tun. Im vergangenen Jahr kam man nämlich auf eine Idee: Wieso nicht einen Tag des Mädchenfußballs ausrichten? Gesagt, getan, rund zwei Dutzend Mädchen nutzten das Angebot, um mal reinzuschnuppern. Viele sind offensichtlich geblieben und haben wohl auch Freundinnen überredet, so zumindest die Vermutung von Raffael Torbing. Das Format war so erfolgreich, dass der Verein in diesem Jahr wieder Mädchen über die sozialen Medien und einen Flyer einlud, am Tag des Mädchenfußballs teilzunehmen.

Bild: Bill Titze.

So standen Ende September wieder knapp 20 Mädchen auf dem Platz hinter dem Erbacher Sportzentrum, um das erste Mal gegen den Ball zu treten. Mit sichtlich viel Spaß, alle waren eifrig bei der Sache. Diesen Eindruck nimmt Jugendtrainer Torbing jedoch nicht nur bei den Neuen wahr, sondern in allen Altersklassen. „Die Mädchen sind schon sehr ehrgeizig.“ So wie Jungs möchte man hinzufügen. Doch anders als viele ihrer männlichen Kollegen, müssen sich die Teams vom FFG mit ganz banalen Problemen herumschlagen. Das betrifft vor allem die Spielstätte.

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Denn eine solche hat der FFG nicht, zumindest keine zentrale. Der Platz hinter dem Sportzentrum darf nämlich nur zum Training genutzt werden und das auch nur, wenn es nicht regnet. Ansonsten müssen die Aktiven sowie die vier Jugendmannschaften auf den Hartplatz in Beeden ausweichen. In Beeden finden schließlich auch die Spiele der Jugendteams statt, während die Damen in Altstadt ihre „Heimat“ haben. Alles sehr verwirrend. Nicht nur für den Beobachter, sondern mitunter auch für die Verantwortlichen selbst.

Das ganze Hin und Her bringt nämlich ganz praktische Probleme mit sich. So hat man weder ein Vereinsheim, um Sitzungen abzuhalten noch einen Ort, wo Trainingsmaterialien oder Trikots zentral gelagert werden. „Die Trikots liegen dann beim Trainer daheim oder eben dort, wo gerade Platz ist“, sagt Raffael Torbing. Für seinen Vater Arno, der als 1. Vorsitzender des Vereins amtiert, ist das verständlicherweise ein großes Ärgernis. Es ist wirklich ganz schwer, ein normales Vereinsleben zu machen. Leider sind wir in Sachen Gleichstellung einfach noch nicht so weit.“

Dass der Männerfußball in Deutschland weiterhin dominiert, ist aber nicht nur anhand der externen Umstände des FFG mehr als deutlich. Auch bei den Jugendspielerinnen selbst wird im Zweifel eher über Borussia Dortmund diskutiert als über Turbine Potsdam. „Abgesehen von den großen Turnieren, schauen die Mädchen schon eher Bundesliga“, räumt Torbing junior ein. „Die Namen, die als Vorbilder fallen, sind meist Männernamen.“ Vielleicht auch deshalb, weil die Mädchen an Dinge wie die Gleichstellung gar nicht denken, wenn sie Fußball schauen. Oder den Platz betreten. So wie beim Tag des Mädchenfußballs, bei dem mit viel Freude gerannt, gepasst und geschossen wurde – so wie bei den Jungs eben auch.

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