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Am Vortag der Unterzeichnung der Partnerschaftserklärung besuchte die Delegation des Saarpfalz-Kreises auf besonderen Wunsch von Landrat Dr. Gallo einen aus seiner Sicht sehr bedeutsamen Ort, das Museum der Familie Ulma in Markowa. Während des Zweiten Weltkriegs hatten Wiktoria und Jozef Ulma in ihrem Haus Juden versteckt, nach der Entdeckung wurden das Ehepaar und seine sieben Kinder erschossen. Obwohl nur in Polen die Todesstrafe für den Schutz der jüdischen Bevölkerung verhängt war, haben gerade Polen dieser den meisten Unterschlupf gewährt. Tragische Bilder und Geschichten sind an diesem Ort dokumentiert, Szenen, die man nicht vergisst. Umso ergreifender waren die Worte des deutschen Landrates für die Vertreter beider Nationen: „Wir wollen und sollen die Verantwortung tragen, die Erinnerung an dieses Geschehen wach zu halten, das sind wir vor allem den unschuldigen Opfern schuldig. Wir müssen darüber sprechen und es den jungen Generationen bewusst machen, dass unsere Verantwortung auch darin besteht, aus den vergangenen Handlungen, die wir leider nicht ungeschehen machen können, für die Zukunft zu lernen.“

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Der kurze Besuch im Landkreis Lancut erlaubte dennoch die Begehung des Kreiskrankenhauses, wo in den letzten 18 Monaten für die Renovierung 50 Mio. Zloty (ca. 12 Mio. €) investiert wurden, konkret geht es unter anderem um drei neue OP-Säle und eine neue Geburtsstation. Beeindruckend war auch der Besuch im Berufsbildenden Zentrum mit Schwerpunkt Mechatronik. Auch dort glänzte man mit Geräten neuester Generation, die der praktischen Ausbildung dienen.

Nach der Erkundung des Landkreises Lancut fuhr die saarpfälzische Delegation nach Przemysl, das von Lancut 60 km entfernt liegt. Schon traditionell wurde gemeinsam mit den Vertretern des Partnerkreises, aber auch der Woiwodschaft Podkarpackie und des polnischen Parlaments (Sejm) sowie der lokalen Bevölkerung das Kreis-Erntedankfest begangen, mit dem man den Landwirten, Imkern, Gärtnern und Obstbauern große Ehre erweist.

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In diesem Jahr fiel das Ereignis auf den 1. September, das Datum, an dem sich der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährte. Dieses Ereignis betonte der Vertreter des saarländischen Europaministeriums, Staatssekretär Roland Theis, besonders: „Es ist für uns keine Selbstverständlichkeit, mit welcher Gastfreundschaft, mit welcher herzlichen Partnerschaft wir heute hier empfangen werden, insbesondere am 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen. Dieser Tag erinnert uns ewig daran, welches Unrecht in deutschem Namen hier in Polen geschehen ist.“

Landrat Dr. Gallo war es ein großes Anliegen, anzumahnen, dass sich ein solches Grauen nie wiederholen möge. „Wir haben aus der Vergangenheit und aus den Dingen, die wir leider nicht rückgängig machen können, eine besondere Verantwortung, vor allem mit Blick auf unsere Jugend.“ An dieser Stelle bedankte sich der Landrat bei allen Lehrkräften, die seit vielen Jahren an den Schulpartnerschaften beteiligt sind und erinnerte insbesondere an Hans Bollinger aus Gersheim als Motor für viele einzelne Maßnahmen. „Daher haben wir Deutsche die besondere Verantwortung zur Pflege dieser Partnerschaften, der wir mit vollem Herzen nachkommen. Die Partnerschaft hier lebt. Sie zeigt, dass Europa hier vor Ort existiert“ sagte Landrat Dr. Gallo, der die europäische Einigung als enorm wichtiges Friedensprojekt betrachtet. „Wir feiern hier das Erntedankfest, die Kreispartnerschaft, die Partnerschaft zwischen dem Saarland und der Woiwodschaft Podkarpackie, wir feiern Freundschaft zwischen den beiden Nationen, wir feiern Europa! Es lebe die deutsch-polnische Freundschaft, es lebe Europa“, schloss Roland Theis, der Staatssekretär und Bevollmächtigte für Europaangelegenheiten des Saarlandes.

Weitere Informationen zur Partnerschaft mit den polnischen Landkreisen Przemysl und Lancut sowie dem ukrainischen Rayon Pustomyty gibt es im Saarpfalz-Kreis bei der Partnerschaftsbeauftragten Dr. Violetta Frys unter der Telefonnummer 06841/104-8273 oder der E-Mail-Adresse: violetta.frys@saarpfalz-kreis.de.

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