Forstreform, Windenergie über Wald, die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Nationalparks – der saarländische Staatswald war in den vergangenen fünf Jahren von vielerlei Veränderungen geprägt. Der „Bericht über den Zustand des Staatswaldes im Saarland 2010 – 2015“ beschreibt den Entwicklungsprozess und bietet umfassende Informationen über die Situation des Waldes.
Die Landesregierung ist seit der Änderung des Waldgesetzes 1999 verpflichtet, alle fünf Jahre diesen Bericht über den ökologischen Zustand des Waldes, die praktizierte Bewirtschaftung und die Bedeutung des Waldes im Gesamtsystem der Umwelt zu erstellen und dem Parlament vorzulegen.
„Die Weltklimakonferenz in Paris hat gerade erst wieder die Bedeutung des Waldes für die Daseinsvorsorge der Menschheit thematisiert. Dabei ist deutlich geworden, dass wir weltweit den Wald mehren und schützen aber auch nützen müssen, weil die Verwendung von Holz wichtig für eine nachhaltig handelnde Gesellschaft ist“, so Umweltminister Reinhold Jost bei der Präsentation des Waldberichts.
Wichtige Botschaften und Inventurdaten:
Der saarländische Wald ist mit über 70 Prozent Laubholzanteil, davon allein 30 % Buche, ein besonders naturnaher Wald.
Betrachtet man die Altersstruktur, so ist die Hälfte des saarländischen Staatswaldes jünger als 60 Jahre, liegt also in einem Altersbereich, in dem überwiegend Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Waldbestände im mittleren Altersbereich zwischen 60 und 120 Jahren nehmen ein Drittel der Fläche ein. 16 % des Waldes sind älter als 120 Jahre.
Die Holzvorräte sind sehr deutlich angestiegen. Im Jahr 1990 sorgten die Stürme Vivian und Wiebke für einen dramatischen Vorratsrückgang, dieser Verlust war bereits 6 Jahre später wieder ausgeglichen. Heute beträgt der Vorrat rund 350 Festmeter je Hektar.
Der Klimawandel hat sich auch im Saarland bereits bemerkbar gemacht: Mit wärmeren Sommern und immer längeren Trockenphasen geraten die Wälder unter Hitze- und Trockenstress. Gleichzeitig verstärkt sich bei erhöhtem Stress das Risiko durch Massenvermehrungen von Schädlingen wie Borkenkäfer. „Um dem Klimawandel zu trotzen, setzen wir im Staatswald auf eine Mischung der Baumarten wie z.B. die Eiche, der Ahorn, die Edelkastanie aber auch auf standortgerechte Nadelbaumarten wie Tanne und Douglasie, um so das Risiko für den Wald zu verringern.
Mit dem seit Jahren praktizierten Waldumbau haben wir das Risiko gesenkt und verfolgen das Ziel, den Wald dauerhaft zu erhalten.Leider ist auch bei uns in weiten Teilen des Landes die Fichte die „Verliererin“ des Klimawandels, da sie trockene Sommer besonders schlecht verträgt“, so Umweltminister Jost. Inzwischen dürfte die Fichte nur noch auf 10 Prozent der Waldfläche zu finden sein.
Das hat wirtschaftliche Konsequenzen. Denn: „Auch im Laubholzland Saarland ist die Fichte der Brotbaum der Forstwirtschaft“, so Jost. In den letzten fünf Jahren wurden etwa 50 bis 58 % der Holzverkauf-Einnahmen mit Nadelholz, vor allem Fichte, erzielt. Man prüfe, mit welchen Nadelholz-Baumarten dem Klimawandel begegnet werden kann. Hier komme etwa die Weißtanne in Frage.
Der Brennholzabsatz hat sich in den letzten 15 Jahren von unter 25.000 Festmeter auf inzwischen über 80.000 Festmeter mehr als verdreifacht. Die letzten milden Winter haben den Absatz jedoch zurückgehen lassen. Jost: „Milde Winter lassen sich leider nicht planen. Dennoch ist es uns gelungen, den Erneuerbare-Energien-Sektor Biomasse auszubauen.“
Erneuerbare Energien spielen im Staatswald eine wichtige Rolle. Inzwischen sind 5 Windkraftanlagen über Wald in Betrieb (4 im Himmelwald und 1 im Jungenwald). Für einen Standort mit 6 Anlagen bei Überherrn läuft das Genehmigungsverfahren. Bei Nonnweiler sollen zudem 5 genehmigte Anlagen gebaut werden. „Nicht überall, wo es möglich ist, wird im Wald auch gebaut. Die Auswahl der Windkraft-Standorte unterliegt strengen Vorgaben. Doch vor dem Hintergrund, dass 38 % des Saarlandes mit Wald bedeckt sind, werden wir die im Koalitionsvertrag vereinbarten energiepolitischen Ziele nur erreichen, wenn wir Windkraft auch über Wald ermöglichen“, betont Minister Jost.
Der Staatswald ist nicht nur Rohstofflieferant und Erholungsort, er spielt auch als Arbeitgeber eine wichtige Rolle. Er bietet derzeit 187 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst. Darüber hinaus vergibt der SaarForst viele Arbeitsaufträge an Unternehmen, so dass die Zahl der Arbeitsplätze im Wald noch erheblich größer ist.
Der Staatswald ist nach allen Regeln zertifiziert. Jost: „Das für die Umweltverbände wichtige FSC-Siegel haben wir nun schon im 15. Jahr erhalten. Wenn dann auch noch der Naturschutzbund Deutschland uns als einzige deutsche Landesforstverwaltung für vorbildliche Waldbewirtschaftung auszeichnet, dann sind wir stolz darauf und sind sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“