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Verschriebene Medikamente gefährden unnötig oft die Gesundheit der Saarländer. Das zeigt der Arzneimittelreport der BARMER, für den die Autoren vom Klinikum Saarbrücken und der Universität Köln Daten aus dem Jahr 2016 ausgewertet haben. 

„Ärzte verschreiben zu häufig Medikamente, die nicht zum Gesundheitszustand des Patienten passen oder aufgrund des Alters der Patienten nicht verschrieben werden sollten. Hinzu kommen Risiken durch die gleichzeitige Einnahme vieler Arzneien“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

So erhielt fast jeder fünfte Saarländer (18,2 Prozent) eine Verschreibung für Protonenpumpenhemmer (PPI). Bei nicht mal jedem Zweiten davon (38,0 Prozent) lag eine Diagnose vor, die eine entsprechende Verordnung nötig gemacht hätte. PPI kommen zum Beispiel bei der Behandlung von Sodbrennen zum Einsatz. „Der Verdacht liegt nahe, dass vielen Versicherten ungeprüft PPI weiterverordnet werden“, sagt Kleis. Dabei könnten PPI schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, unter anderem ein höheres Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Ein Risiko für die Patientensicherheit sind auch Antirheumatika wie Diclofenac und Ibuprofen, wenn sie Patienten mit Herzschwäche verordnet werden. Beide Mittel können die Herzschwäche verschlimmern. Dennoch erhielt jeder neunte Saarländer mit Herzschwäche (11,4 Prozent) eine Verordnung für Diclofenac und sogar jeder fünfte (20,0 Prozent) für Ibuprofen. „Es geht es nicht um Schuldzuweisungen in Richtung Ärzte. Für sie ist es enorm schwierig, den Überblick zu behalten. Patienten müssen allerdings besser vor Risiken in der Arzneimitteltherapie geschützt werden“, fordert Kleis.

Laut Arzneimittelreport weist das Saarland nach der Region Westfalen-Lippe den höchsten Anteil an älteren Menschen auf, denen ein Medikament verordnet wurde, das potenziell mehr Risiko als Nutzen für sie hat. „Manche Arzneimittel sind für Senioren kritisch und werden daher auf der sogenannten PRISCUS-Liste aufgeführt“, erklärt Kleis. Mehr als jeder vierte Saarländer über 65 Jahren (28,5 Prozent) hat im Jahr 2016 ein PRISCUS-Medikament erhalten. Derzeit umfasst die PRISCUS-Liste 83 Medikamente, die als potenziell ungeeignet für alte Menschen gelten.

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