Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,6 Prozent, im Juni war es noch von einem Minus von 0,3 Prozent ausgegangen. Für das Jahr 2024 senkt das RWI seine Prognose von 2 auf 1,1 Prozent. Für das Jahr 2025 geht das Institut von 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum aus. Grund für die niedrigeren Prognosen für dieses und nächstes Jahr ist vor allem, dass sich konjunkturelle Hemmnisse nur langsam verringern.
Die Inflationsrate dürfte im Durchschnitt dieses Jahres 6 Prozent betragen und in den kommenden beiden Jahren auf 2,5 bzw. 2,1 Prozent zurückgehen. Die Arbeitslosenquote dürfte im Durchschnitt dieses Jahres bei 5,6 Prozent liegen und in den nächsten beiden Jahren auf 5,5 bzw. 5,3 Prozent zurückgehen. Größtes Risiko für die exportorientierte deutsche Konjunktur sind nach Einschätzung des RWI die beträchtlichen Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft.
Das RWI erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Durchschnitt dieses Jahres um 0,6 Prozent sinkt. Im Juni war das Institut von einem durchschnittlichen Rückgang von 0,3 Prozent für dieses Jahr ausgegangen. Für 2024 prognostiziert das RWI ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent, in seiner Juni-Prognose hatte es mit 2 Prozent gerechnet. Zunächst dürfte der private Konsum die konjunkturelle Erholung tragen. 2025 dürfte das BIP nach RWI-Prognose dann um 1,7 Prozent wachsen.
Die niedrigeren Prognosen des Wirtschaftswachstums in diesem und im nächsten Jahr sind darauf zurückzuführen, dass sich die konjunkturellen Hemmnisse nur langsam verringern. Die Unternehmen brauchen vor allem im Hinblick auf die Energiepolitik bessere Planbarkeit, damit sie ihre Investitionen erhöhen. Die privaten Haushalte benötigen steigende real verfügbare Einkommen, damit ihr Konsum wieder zunimmt.
Die Teuerungsrate ist mit voraussichtlich 6,1 Prozent im August immer noch sehr hoch, obwohl die Preise für Haushaltsenergie seit Jahresbeginn durch die Preisbremsen für Strom und Gas nicht mehr steigen. In den kommenden Monaten dürfte sie aber stärker zurückgehen als bisher. Die Inflationsrate dürfte im Durchschnitt dieses Jahres daher bei 6 Prozent liegen. Für das kommende Jahr prognostiziert das RWI eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,5 Prozent und für das Jahr 2025 von 2,1 Prozent.
Auf dem bisher sehr krisenfesten deutschen Arbeitsmarkt hat sich im zweiten Quartal 2023 die bis dahin robuste Entwicklung der Beschäftigung verlangsamt. Über den Prognosezeitraum ist abzusehen, dass durch die demografische Entwicklung der Druck auf den Arbeitsmarkt steigt und die Arbeitskräfteknappheit für sinkende Beschäftigungszahlen sorgt. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosenquote dadurch in den kommenden Jahren von 5,6 Prozent in diesem Jahr auf 5,5 Prozent im nächsten Jahr und 5,3 Prozent im Jahr 2025 sinken.
Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte 2023 mit knapp 69 Milliarden Euro deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr (knapp 97 Milliarden Euro). Im Zuge von Steuersenkungen steigen die Steuereinnahmen zwar weniger stark als das BIP, Beitragssatzerhöhungen sorgen aber für einen kräftigen Zuwachs der Sozialbeiträge. Gleichzeitig nehmen die Staatsausgaben nur mäßig zu, weil im Vorjahr getätigte Zahlungen an Unternehmen und Haushalte wegfallen. Im nächsten Jahr dürfte das Staatsdefizit weiter auf knapp 48 Milliarden Euro fallen, im Jahr 2025 nochmals leicht auf gut 43 Milliarden Euro zurückgehen.
Das größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung der exportorientierten deutschen Wirtschaft sind die beträchtlichen Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft. Hierzu gehört, dass sich die Kerninflation als hartnäckiger erweisen könnte als von den Zentralbanken erwartet, weshalb die Zinsen noch länger hoch bleiben könnten. In China könnte die Wachstumsdynamik, nicht zuletzt aufgrund von Problemen im Immobiliensektor, geringer ausfallen als in der Prognose angenommen. Zudem besteht weiterhin das Risiko, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eskaliert und dadurch die Rohstoffpreise steigen. Darüber hinaus könnte die schwache Wirtschaftsaktivität stärker auf strukturelle Faktoren zurückzuführen sein, als dies derzeit absehbar ist. Dann würde die Wirtschaftsaktivität nicht wie erwartet im kommenden Jahr an Fahrt gewinnen, sondern es würden Wettbewerbsanteile verloren gehen und deutlich stärkere strukturelle Reformen notwendig sein.
„Damit die deutsche Wirtschaft sich beleben kann, braucht es vor allem sichere Investitionsbedingungen für Unternehmen und steigende real verfügbare Einkommen für private Haushalte“, sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt.
Originalpublikation: https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Konjunkturberic…