Achim Müller und Susanne Niklas vom Homburger Kulturamt - Bild: Stephan Bonaventura
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Die Kultur und die Veranstaltungsszene hat durch die Pandemiemaßnahmen wohl am meisten gelitten und tut es noch immer. Auch in Homburg stand monatelang alles still bis vor wenigen Wochen die Maschinerie so langsam wieder anlief. Zufrieden sein kann aktuell niemand, auch nicht die Kulturbeauftragten der Stadt. Dennoch tun sie alles um der Situation gerecht zu werden.

In welcher Form der Nikolausmarkt in diesem Jahr stattfindet ist offen. Vielleicht ja unter strengen Kontrollauflagen, vielleicht verteilt er sich sporadisch über die Stadt, vielleicht wird er aber auch einfach abgesagt. In diesen Zeiten verlässlich zu planen ist eigentlich unmöglich, das weiß man auch beim Kulturamt in Homburg. So richtig Spaß macht die Arbeit aktuell nicht aber man tut einfach alles was möglich ist: „Man hofft und ist zuversichtlich, man plant, dann ändern sich die Regeln, man plant neu, so geht es dauernd. Das ist schon frustrierend“, erzählt die Kulturamtsleiterin Susanne Niklas.

Nichtsdestotrotz gilt aber immer der alte Spruch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und genau nach diesem Motto ging man nach der Lockdownphase vor. „Wir haben uns langsam Stück für Stück wieder herangetastet. Wir haben Anfang des Sommers mit Kultur im Museum begonnen, hier die Locations mit neuem Konzept angepasst. Man muss halt einfach neue Ideen entwickeln“, erzählt Susanne Niklas und ergänzt: „Unsere Veranstaltungen wurden wirklich alle sehr gut angenommen weil sich die Leute so gefreut haben, dass endlich wieder etwas los ist. Das hat uns wirklich gefreut.“

Die Freiluftveranstaltungen der Stadt können allesamt als Erfolg verbucht werden. Ob es allerdings so erfolgreich weitergeht? Man wird sehen. Auch wenn die vergangenen Veranstaltungen eine enorm gute Resonanz hatten, sollte man dabei einfach den Sommerbonus miteinrechnen. Jetzt im Herbst und Winter werden auch durch die steigenden Fallzahlen die Menschen ganz bestimmt wieder vorsichtiger und das wird sich überall in den Besucherzahlen widerspiegeln. Um den Besuchern bestmögliche Sicherheit zu bieten, hat das Kulturamt viele Anpassungen vorgenommen. „Die Meisterkonzerte finden in dieser Saison mit zwei Vorstellungen an einem Abend statt. Das Programm wurde von den Künstlern auf je eine Stunde verkürzt. Der Saalbau kann nach aktuellem Stand zwischen 140 und 170 Gästen pro Vorstellung aufnehmen, natürlich mit Abstand. Auf die Konzerteinführung muss allerdings verzichtet werden. Wir sind hier aber insgesamt, was den Ablauf angeht, sehr optimistisch, dass alles einwandfrei funktioniert und auch gut angenommen wird“, sagt Niklas. Die ersten Theaterstücke sind für November und Dezember geplant, hier müsse man natürlich abwarten wie sich der Maßnahmenkatalog entwickelt. Bliebe alles so wie jetzt, könnten auch hier bis zu 170 Leute in den Saalbau.

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Da der Betrieb von Clubs und Diskotheken weiterhin verboten ist, ist die Saison im Musikpark leider abgesagt. Das Ganze hat aber neben der reinen Hygienemaßnahmenumsetzung auch eine finanzielle Komponente wie Susanne Niklas erklärt: „Die Homburger Kulturgesellschaft ist eine hundertprozentge Tochterfirma der Stadt und wird auch zum großen Teil von der Stadt bezuschusst. Bis 2024 hat die Stadt Homburg vom Landesverwaltungsamt hohe Sparvorgaben umzusetzen. Da der Kulturbereich keine Pflichtaufgabe ist, ist es relativ leicht zu sagen, dass genau in dem Bereich gespart werden muss und genau das wurde auch jetzt so gefordert“. Im Bereich der Kultur wird also künftig wohl noch genauer hingeschaut. Ein Wirtschaftsplan ist in der Entwicklung, sollte dieser nicht genug Sparpotential beinhalten, wäre es Sache der Politik zu entscheiden, welche Veranstaltung künftig zusätzlich gestrichen werden. Schlecht in diesem Jahr ist zusätzlich der Umstand, dass durch die Pandemie viele Kultureinnahmen wie auch der Homburger Flohmarkt weggefallen, die Personalkosten aber geblieben sind. Hier entsteht also 2020 selbst durch Einparung vom Kosten durch manche Feste ein Defizit. Fehlen würden auch die Einnahmen der Schlossberg Höhlen durch die sonst zahlreichen geführten Touristengruppen und Schulklassen, das mache in der Summe schon viel aus.

Doch wie sehen hier die Optionen aus, gibt es Alternativen? Man könnte die Eintrittsgelder erhöhen aber wirklich glücklich wäre darüber wohl niemand. Eventuell würde man künftig Veranstaltungsreihen einfach kürzen, das wäre ein eleganterer Weg. Hier sei man in ersten Überlegungen. Der finanzielle Aspekt und der dauerhafte Sparkurs macht es für die Verantwortlichen natürlich schwer sich kreativ auszulassen. Das wiederum gibt der kulturellen Aussendarstellung der Stadt keine Pluspunkte. Ein Dilemma ohne Spielraum. Niklas bringt es auf den Punkt: „Es kann nur etwas Neues kommen wenn etwas Altes dafür stirbt. Es kann aber nichts zusätzlich kommen.“ Außer wenn sich externe Anbieter „einkaufen“. Die Rede ist hier von Veranstaltungen, die nicht von der Stadt selbst sondern von Externen veranstaltet und finanziert werden, beispielsweise im Kulturzentrum Saalbau oder auch dem Musikpark, den man sich dann mietet.

Doch zurück zu den noch aktiven Planungen, beispielsweise dem Maifest. Dieses fiel in diesem Jahr der Pandemie zum Opfer. Bands, die für dieses Jahr gebucht waren, sollen nun im kommenden Jahr auftreten. „Die Vorbereitungen laufen natürlich. Wir sind gerade dabei Technikausschreibungen zu machen. Auch der Sicherheitsdienst und Strom sind unter Dach und Fach“, sagt Susanne Niklas. Weitere Restplanungen stehen dann für Anfang 2021 an: Man setzt darauf, dass sich die Lage entspannt. Das Maifest in irgendeiner Weise einzuzäunen oder auch eine Kontaktnachverfolgung würde nicht funktionieren. Die Fläche ist eben einfach zu groß denn es handelt sich um drei Bühnen und ein Fest das sich insgesamt über die ganze Stadt verteilt. Laut Niklas müssten sich schon massive Lockerungen ergeben damit hier geplant werden könne. Dies betreffe vor allem die maximale Gesamtbesucherzahl und die Regeln der Nachverfolgung.

Ein Umstand, der es der Veranstaltungsszene zusätzlich schwer macht ist die Tatsache, dass es sich bei den meisten Konzerten nicht um Einzelveranstaltungen handelt. Meist seien dies Tourneen und das bedeutet, dass Bands mit ihrem gesamten Stab von Stadt zu Stadt touren. Bei großen Künstlern kommen hier schnell Hundert und mehr Personen zusammen. Diese stellen somit potentielle Träger und Verbreiter des Virus dar und hier sind Veranstalter einfach vorsichtig.

Auch bei den Homburger Theatergastspielen würde sich eine solche Problematik mit einem größeren Ensemble mit extra anreisenden Bühnenbauern, Technikern und Helfern ergeben. Hier müsste dann ein spezielles Hygienekonzept für den Backstagebereich vorgelegt werden welches dann vom Gesundheitsamt geprüft und genehmigt werden muss. Bei den Meisterkonzerten ist es indess wesentlich einfacher weil grundsätzlich nicht viele Leute auf der Bühne sind.

Egal wie sich die Kultur entwickelt, leicht hat sie es nicht und auch nicht die Verantwortlichen, die sie den Bürger servieren wollen. Kultur ist immer ein Zusatzgeschäft – aber ein wichtiges. Es ist ein Aushängeschild einer Stadt und muss daher mit Fingerspitzen behandelt werden. Freuen wir uns auf das, was da noch kommt.

 

 

 

 

 

 

 

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