Dagmar Pfeiffer - Foto: privat
Anzeige

Sie ist die Wirtschaftsförderin der Stadt Homburg und mit ihrem Team für alle wirtschaftsrelevanten Fragen aus der lokalen Wirtschaft die erste Ansprechpartnerin. Wir haben mit Dagmar Pfeiffer über die aktuelle Situation der Homburger Betriebe und Unternehmen gesprochen.

HOMBURG1: Hallo Frau Pfeiffer. Als Wirtschaftsförderin für unsere Stadt haben Sie in den letzten Wochen bestimmt viele Ängste und Sorgen der ansässigen Unternehmer mitbekommen. Was hat das persönlich bei Ihnen ausgelöst?

Anzeige

Dagmar Pfeiffer: Das war tatsächlich eine komplett neue Situation, die für mich zuvor nie vorstellbar gewesen wäre. Innerhalb kürzester Zeit kam fast die ganze Homburger Wirtschaft zum Erliegen. Viele Homburger Unternehmer standen über Nacht vor finanziellen Problemen, bis hin zu Existenzängsten. Insbesondere die Händler, Dienstleister und Gastronomen waren mit der kompletten Schließung schwer gefordert. Als Wirtschaftsförderin stand ich auch erst mal vor der Frage, wie können wir helfen, wo unterstützend oder beratend eingreifen? Spontan wurde gemeinsam an Ideen und Lösungen gefeilt, mit dieser neuen Situation umzugehen. Wir packten alle gemeinsam als Team an. Hier hat sich gezeigt, dass Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing eine funktionierende Einheit ist und sich Hand in Hand ergänzen. Ich bin deshalb meinen Mitarbeitern und Kollegen, (Cornelia Fricke, Claudia Kowollik und Christian Rubly) sehr dankbar, die sich alle mit viel Herzblut und Engegament für unsere Stadt eingebracht haben. Es wurden viele persönliche Gespräche geführt und sowohl individuelle, als auch gemeinsame Lösungen gefunden. Die Tage waren oft zu kurz, um alles zeitgerecht hinzubekommen. Dafür haben wir das, was uns wichtig und auch mit den vorhandenen Möglichkeiten machbar war, aus unserer Sicht gut hinbekommen.

HOMBURG1: Was waren für Sie die größten Herausforderungen bei der Kommunikation mit den Geschäftsleuten. Welche Probleme wurden angesprochen?

Anzeige

Dagmar Pfeiffer: Der persönliche Kontakt war nur telefonisch oder auf dem Postweg möglich. Um möglichst viele Homburger Unternehmen zu erreichen, haben wir, die Händler, Gastronomen und Dienstleister aber auch die Handwerksbetriebe und Industriebetriebe, soweit wir auf Adressen zugreifen konnten, per Brief kontaktiert und auf die öffentlichen Hilfsprogramme hingewiesen und unsere Ideen wie z.B. die Möglichkeiten der Abhol- und Lieferdienste, den Aufruf zum Gutscheinkauf oder das Veröffentlichen besonderer Aktionen auf Facebook und auf unserer Homepage aufgezeigt und Hilfe angeboten. Dafür haben wir eine neue Seite auf unserer Homepage erstellt.
Natürlich war es nicht immer möglich, sofort für alle Ängste und Sorgen eine Lösung anzubieten. Die meisten Probleme bereiteten selbstverständlich die wegbrechenden Einnahmen durch die Schließung und die weiterlaufenden Kosten. Viele machten sich auch Sorgen um ihre Mitarbeiter und deren Familien, mussten Kurzarbeit beantragen. Auch im Hinblick auf die Weiterzahlung der Gewerbemiete konnten wir beratend zur Seite stehen und Hilfestellung zu den Verhandlungen mit den Vermietern geben. Bei manchen Gewerbetreibenden war nicht klar, ob sie weiter öffnen dürfen, oder nicht. Hier konnten wir in engem Austausch mit unserem Gewerbeamt beratend und vermittelnd tätig sein. Besonders in den ersten Tagen waren viele durch widersprüchliche Meldungen in den Medien verunsichert und dankbar für verlässliche Auskünfte. Vieles hat sich im Laufe der Wochen entwickelt. Die Hauptschwierigkeit bestand u.a. darin, dass ein Fahrplan fehlte, wann und wie es zur Wiedereröffnung kommt. Dennoch haben wir gemeinsam die Herausforderung angenommen und mit einer Marketingstrategie unsere Projekte und Hilfen für die Homburger Unternehmen beworben, so dass die Informationen für alle zugänglich wurden.

HOMBURG1: Thema Soforthilfe und Kredite – sind Sie mit den Mitteln und der Art und Weise der Beantragung zufrieden oder hätte es aktuell noch mehr Möglichkeiten der finanziellen Hilfe gebraucht?

Dagmar Pfeiffer: Ich bin sehr froh, dass das Land so schnell reagiert und die verschiedenen Programme zur Sicherung der Unternehmen aufgelegt hat. Aber auch hier ist zu sagen, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden, die es in dieser Art noch nicht gegeben hat. Anträge, Formulare und dazugehörige Infoblätter werden ständig aktualisiert und optimiert, auch auf Hinweise von Unternehmen wird hierbei eingegangen. Somit gab und gibt es schrittweise Anpassungen, die der jeweiligen, sich ständig ändernden Situation gerecht werden. Ich finde, das Saarland ist hier sehr gut aufgestellt und auch der Kontakt zu den jeweiligen Stellen funktioniert sehr gut, wenn auch manchmal mit etwas Wartezeit. Durch unser gutes Netzwerk konnten wir aber für alle Probleme unserer Unternehmen eine Antwort und auch meistens eine Lösung finden. Selbstverständlich wäre es von Vorteil, wenn es Hilfen auch für die Gastronomie noch geben würde. Denn diese ist meiner Meinung nach besonders hart betroffen. Aber auch gemeinnützige Einrichtungen, wie z.B. unsere Jugendherberge, bräuchten dringend Unterstützung. Ich hoffe, dass es für diese Branchen auch noch Hilfsmaßnahmen geben wird.

HOMBURG1: Schnell haben sich in den letzten Wochen die unterschiedlichsten Hilfsangebote in der Stadt entwickelt. Können Sie einige davon nennen und wie würden Sie den Zusammenhalt der lokalen Unternehmer beschreiben?

Dagmar Pfeiffer: Die meisten Einzelhändler in Homburg mussten kurzfristig nach neuen Möglichkeiten suchen, ihre Kunden trotz Geschäftsschließung zu erreichen und zu halten. Hier gab es die verschiedensten Lösungen und schnell haben sich auch einige Plattformen etabliert, um online präsent zu sein. So bietet z.B. die Kreissparkasse unter #gemeinsamdadurch die Möglichkeit, kostenlos Gutscheine anzubieten und auch auf unserem Online-Marktplatz www.wir-in-homburg.de gibt es das Angebot, schnell und einfach Gutscheine zu verkaufen oder kostengünstig und ohne großen Zeitaufwand einen eigenen Online-Shop zu eröffnen. Auf unserer Homepage www.homburg.de haben wir diejenigen Geschäfte veröffentlicht, die sich bei uns gemeldet haben, dass sie erreichbar sind und auch dem Kunden liefern. Auch die Liefer- und Abholangebote der Gastronomie sowie Hilfsangebote für Vereine und gemeinnützige Organisationen sind auf unserer Homepage zu finden. Wir haben nicht unterschieden, welche Unterstützung und Information durch uns bereitgestellt wird und welche durch andere. An dieser Stelle muss man sagen, es geht nur gemeinsam. Deshalb veröffentlichen wir alles, was uns gemeldet wird bzw. was uns selbst auffällt. Auch über Facebook hat sich ein reger Austausch entwickelt und wir von der Wirtschaftsförderung stehen selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen gerne auch durchs Teilen und Liken. Dabei konnten wir erfreulicherweise feststellen, dass die Unternehmen auch gegenseitig füreinander werben. Viele sind ohnehin schon in Zusammenschlüssen organisiert. Die gegenseitige Hilfe ist sehr konstruktiv. Parallel zu den Hilfen für Unternehmen gibt es aber auch erfreuliche Initiativen von Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Privatpersonen, um Bürgern zu helfen. So hat beispielsweise der FC 08 Homburg in Zusammenarbeit mit Dr. Theiss die Aktion „FC 08 Homburg hilft“ ins Leben gerufen, mehrere Unternehmen nähen Mundschutzmasken, bieten Einkaufsservice an oder es gibt Initiativen für Nachbarschaftshilfe. Die Menschen rücken trotz Social Distancing näher zusammen und es bleibt nur zu wünschen, dass hier auch für die Zukunft nach Corona-Lage ein neues Gemeinschaftsbewusstsein in unserer Gesellschaft entsteht.

Weiterlesen auf Seite 2

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein