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Es gab natürlich noch mehr zu hören über Anja Reschke. „Sie steht wie kein anderer Bewerber und keine andere Bewerberin für die Ideale von Siebenpfeiffer“, begründete Prof. Thomas Kleist die Entscheidung der Jury für Anja Reschke. Der Intendant des Saarländischen Rundfunks saß der Kommission vor, die über die Vergabe des Preises befindet. Die Jury sehe Reschke als Kämpferin gegen moderne Varianten der Zensur – die Bedrohung der Meinungs-, Presse und Rundfunkfreiheit durch aktuelle Phänomene wie „Hater“ und „Trolle“ im Internet. Die Moderatorin des ARD-Politmagazins Panorama zeige seit Jahren Rückgrat und besteche durch Zivilcourage. Reschkes Laudatorin, die frühere WDR-Chefradakteurin und „Monitor“-Moderatorin Sonia Seymour Mikich, würdigte das Engagement der der Preisträgerin in Sachen journalistischer Wahrheit und Klarheit in Zeiten, in denen „Fake News“, Hassreden und gezielten Fehlinformationen die mediale Szenerie bestimmen. Sie warnte ausdrücklich dafür, Akteure aus der rechtsradikalen Szene allzu selbstverständlich zu Wort kommen zu lassen: „Muss ich nicht reingrätschen, wenn jemand im Interview oder einer Gesprächssendung eine rote Linie überschreitet, eine rassistische, antisemitische oder frauenfeindliche Aussage macht? Klares Ja! Ich muss auch nicht rechtsextreme oder fundamentalistische Selbstdarsteller zum Gespräch einladen. Meine Zeit der „Dialogbereitschaft“ ist vorbei.“

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Mit dem rechten Schlagwort „Lügenpresse“ setzte sich auch die Preisträgerin in ihrer Dankesrede auseinander. Dieser litaneihaft vorgetragene Vorwurf sei ein Angriff auf die Demokratie schlechthin. „Ich habe das lange abgetan als Wort, das verleumderisch benutzt wird, um seriösen Journalismus zu diskreditieren. Aber es steckt mehr dahinter: Es ist der Kern einer Verschwörungstheorie“, betonte Reschke. Wer der Auffassung sei, die Medien seien ferngesteuert, der sei Steigbügelhalter für jene, die ein anderes System weit weg von demokratischen und solidarischen Verhältnissen wollten. Anja Reschke appellierte eindringlich, sich der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte zu erinnern und Lehren daraus zu ziehen. Dazu zitierte sie den von den Nazis 1938 im KZ ermordeten Friedensnobelpreisträger und Journalisten Carl von Ossietzky: „Schon die Bereitschaft der Presse, überhaupt auf faschistische Ideologien einzugehen, sei die Kernschmelze der Vierten Gewalt.“

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