Dr. Ulrike Zawar und Dr. Theophil Gallo mit den Referenten Prof. Dr. Matthias Knuth, Lothar Gretsch, Prof. Dr. Tim Hagemann und Peter Nagel (v. l.). - Foto: Sandra Brettar
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Digitalisierung ist schon lange kein Fremdwort mehr. Von einer „Digitalen Revolution“ spricht man seit Ausgang des 20. Jahrhunderts, als Digitaltechnik und Computer einen Wandel in nahezu allen Lebensbereichen einleiteten. Und dieser ist noch nicht zu Ende bzw. die Auswirkungen werden zunehmend spür- und sichtbar. Die Auswirkungen auf die Arbeitswelt sind dabei enorm. Dieses Themas hat sich auf die Initiative von Landrat Dr. Theophil Gallo eine Fachtagung des Saarpfalz-Kreises im Homburger Forum am 23. Mai angenommen.

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„Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt mit allem was dazu gehört: Prozesse, Arbeitsabläufe, Produkte und Dienstleistungen. Das bietet Chancen, aber auch Risiken, wenn man nicht transparent damit umgeht. Es ist wichtig, dass die Beschäftigten den Wandel aktiv mitgestalten und alle Akteure die Möglichkeit des frühzeitigen Austausches haben. Das macht die Fachtagung möglich – und der Saarpfalz-Kreis geht mit wirklich gutem Beispiel voran“, lobte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, die die Schirmherrschaft übernommen hatte, die Initiative des Saarpfalz-Kreises im Vorfeld der Tagung. Mit Blick auf fehlende Fachkräfte und Arbeitskräfte generell stellte Landrat Theophil Gallo bei der Begrüßung der Referenten und Gäste aus Politik und Wirtschaft die Frage nach Alternativen für die klassische Ausbildung. Staatssekretär Jürgen Barke, der Grüße der Wirtschaftsministerin überbrachte, versicherte, dass er in der Digitalisierung mehr Chancen als Risiken erkenne und ermutigte alle Protagonisten, es genauso zu sehen.

Über „Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt“ referierte Prof. Dr. Tim Hagemann, Prorektor der Fachhochschule der Diakonie Bielefeld. Er hinterfragte anhand von Beispielen die neuen Formen der Interaktion und der Kommunikation. Autonome Systeme als „Manager“ könnten hilfreich sein, beispielsweise bei der Pflege in Krankenhäusern. Sie könnten auch älteren Menschen mehr Autonomie erhalten und zu einer sozialen Gerechtigkeit in einer Gesellschaft mit demografischer Schieflage beitragen. Andererseits rückten spezifische Belastungen wie Arbeitsunterbrechungen, Multitasking und Zeitdruck aufgrund erhöhter Arbeitsdichte in den Vordergrund.
Prof. Dr. Matthias Knuth von der Universität Duisburg sprach über die „Weiterentwicklung der Arbeitsmarktpolitik vor dem Hintergrund von Digitalisierung, demographischem Wandel und Polarisierung von Lebenslagen“. Er nahm sich mehreren Studien und Statistiken an und präsentierte vergleichende Zahlen, etwa Digitalisierungstrends in Betrieben nach den drei untersuchten Digitalisierungsformen (interne und externe Digitalisierung, Lernende Systeme) oder die Wirkung von Arbeitsmarkthemmnissen.
Lothar Gretsch, Abteilungsleiter Arbeitsmarkt im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes, stellte die Neugestaltung der öffentlich geförderten Beschäftigung mit Perspektiven für Menschen, die keine Chance in der Arbeitswelt 4.0 haben, in den Mittelpunkt seines Referates. Er hielt gleich anfangs fest, dass sich die Gewinne und Verluste an Arbeitsplätzen in Deutschland die Waage hielten, es dabei zu unterschiedlichen Entwicklungen in einzelnen Branchen und Berufen kommen werde. Die Politik müsse auch dort Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen, wo die gute konjunkturelle Entwicklung an ihre Grenzen stößt, so Lothar Gretsch. Beispielhaft mit Zielen und Herausforderungen stellte er das Landesprogramm „Arbeit für das Saarland – ASaar“ vor, einen finanziell abgesicherten, öffentlich geförderten Beschäftigungssektor für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose im Saarland, das seit 2013 im Aufbau ist.
Praxisbezogen ging Peter Nagel abschließend auf die Unterstützung für Unternehmen und Mitarbeiter durch die IHK ein. „Die Digitalisierung wird viele Prozesse in der Industrie, aber auch in den Verwaltungen verändern. Wichtig ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die entsprechenden Angebote der Weiterbildung und Aktualisierung der Ausbildungsberufe mitzunehmen.“

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Nach den spannenden Ausführungen der Experten ist auch für Dr. Ulrike Zawar, Geschäftsbereichsleiterin Arbeit und Soziales bei der Kreisverwaltung und Organisatorin der Fachtagung, sicher: „Für die einzelnen Arbeitnehmer wird es immer wichtiger Kompetenzen zu erwerben, die es ermöglichen, mit den Folgen wie ‚immer schneller‘, ‚immer mehr‘ und der Aufhebung von räumlichen Grenzen (Arbeitsplatz – zu Hause) positiv umzugehen. Ein bewusster Umgang mit diesen Themen bringt Chancen für die Arbeits- und Lebensqualität.“ Landrat Dr. Theophil Gallo möchte diese Tagung nicht als Eintagsfliege verstanden wissen. Das Thema Digitalisierung wolle er systematisch in der Kreisverwaltung implementieren und es stärker bei den Unternehmen zur Beachtung bringen, konstatierte der Landrat abschließend.

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